Herr Sellner, sind Sie froh, wieder in Österreich zu sein?
Sellner: Absolut. Als mich die beiden Wiener
Grenzbeamten begrüßt haben, habe ich gleich gemerkt: Hier bin ich wieder
in relativer Sicherheit. Großbritannien wirkt auf mich immer mehr wie
eine wahrgewordene Orwellsche Dystopie.
Was genau ist am Freitag passiert? Sie landeten zusammen mit Ihrer Freundin am Flughafen in London und …
Sellner: … kam leider nicht sehr weit. Bei der
Paßkontrolle stutzte der Beamte und bat mich, in einem gesonderten
Bereich Platz zu nehmen. Es „handle sich sicher um ein kleines
Versehen“, sagte er. Aus dem kleinen Versehen wurden dann drei Tage. Mir
wurde mitgeteilt, daß ich ein für Großbritannien „unacceptable
character“ („inakzeptable Person“) sei.
Und Ihre Freundin?
Sellner: Meine Freundin Brittany Pettibone wurde
aufgegriffen, wir wurden getrennt und hatten keinen Zugriff auf unsere
Handys mehr. Dann folgten Verhöre, Durchsuchungen, Befragungen und
stundelange Wartezeiten in der Abschiebezelle am Flughafen, die ich mir
mit illegalen Südländern und kriminellen Osteuropäern teilen mußte.
Was wurde Ihnen vorgeworfen? Gab es eine Anzeige?
Sellner: Man eröffnete uns, daß ich aufgrund
möglicher Antifa-Gewalt bei meiner geplanten Rede und Brittany wegen
eines geplanten Interviews mit Tommy Robinson zu „Spannungen unter den
lokalen Gemeinschaften“ beitragen und „Rassenhaß anstacheln“ könnten.
Wir würden in ein Gefängnis gebracht und dann abgeschoben werden. Es war
eine Präventivmaßnahme ohne jegliche strafrechtlich relevante
Begründung.
Wo wurden Sie festgehalten?
Sellner: Offiziell war es „Detention“ (Festsetzen,
Anm. Redaktion), faktisch war es ein Gefängnis wie wir es aus den
klassischen, amerikanischen Knast-Filmen kennen. Es war eine offene,
dreistöckige Halle, in der rundherum kleine Zwei-Mann Zellen angebracht
waren. Wir wurden nachts und zeitweise tagsüber in den Zellen
eingeschlossen. Der wesentliche Unterschied war, daß es keine
Gefängniskleidung gab und die meisten Leute dort auf ihre Abschiebung
warteten, und keine Strafen absaßen. Ich war dort rund 48 Stunden und
den Rest meines Aufenthalts in der Abschiebezelle am Flughafen.
Warum waren Sie nach London gereist?
Sellner: Ich wollte eigentlich eine Rede über
Meinungsfreiheit bei einer Young-Independence-Veranstaltung
(Jugendorganisation der UKIP, Anm. Redaktion) halten. Die Veranstaltung
mußte leider ausfallen, weil Terrordrohungen der Antifa dazu führten,
daß das Hotel absagte. Dasselbe war schon einmal passiert. Diesmal hatte
ich die Nase voll und wollte meine Rede einfach am Speakers‘ Corner halten. Das hatte ich auch angekündigt und alle Teilnehmer der Konferenz eingeladen ,mir dort am Sonntagmittag zuzuhören.
Sie wollten über Meinungsfreiheit sprechen und wurden daran gehindert?
Sellner: Ironischerweise ja. Das Thema war der
Zusammenhang von Meinungsfreiheit, Demokratie und der Ethos, der eine
Gemeinschaft zusammenhält. Die These der Rede: Die multikulturellen,
westeuropäischen Gesellschaften werden notwendig immer totalitärer, und
ihre kosmopolitischen Eliten immer abgehobener und brutaler. Der
britische Staat bestätigte dies, indem er mich nicht einmal zum Speakers‘ Corner ließ und damit der Antifa-Forderung nachkam.
Sie sagen also, um die Meinungsfreiheit in Europa sei es schlecht bestellt?
Sellner: Es ist eine Schande und eine einzige
Heuchelei. Die „sozialen Kosten“ bei politisch unkorrekten
Meinungsäußerungen bestehen seit langem und jeder kennt sie: Isolation,
Berufsverlust, mediale Hinrichtung und finanzieller Ruin. Mit dem Terror
der Antifa und der staatlichen Zensur wird der Totalitarismus perfekt.
Wir sind nicht frei, unsere Meinung zu äußern. Nur mit dieser Gewalt
kann die unwillige Mehrheit in Angst und Schweigen gehalten werden,
während die Elite ihr „soziales Experiment“ des großen Austauschs an
ihnen vornimmt.
Heute wurde bekannt, daß eine andere identitäre YouTuberin,
Lauren Southern, auf dem Weg nach Großbritannien festgesetzt worden ist.
Was ist mit ihr passiert?
Sellner: Lauren wollte per Bus nach Großbritannien
und wurde in Calais gestoppt. Ihr wird vorgeworfen, in einer satirischen
Straßentheateraktion „Unruhe erzeugt“ zu haben. Sie wurde verhört und
in Frankreich abgesetzt. Scheinbar ist sie als Kanadierin permanent aus
dem Land verbannt.
„Wir werden mit Klagen dagegen vorgehen“
Werden Sie noch einmal nach London fahren, um eine Rede zu halten?
Sellner: Lauren, Brittany, Tommy und ich werden mit
Klagen dagegen vorgehen und sämtliche Botschaften einschalten. Das ist
ein wichtiger, vielleicht entscheidender Moment, in dem eine westliche
Demokratie vom sanften zum offenen Totalitarismus kippt und für
Dissidenten die Reisefreiheit abschafft. Hier werden wir dagegenhalten
und dazwischengrätschen. Meine Botschaft an Großbritannien: „I’ll be
back!“
Haben Sie nach diesen Erfahrungen mehr Sympathien für Deniz Yücel?
Sellner: Yücel tangiert mich eher peripher. Ich bin
ihm dankbar, daß er als Patientenmaterial des Ethnomasochismus so klare
Zeitdokumente geliefert hat. Was er in der Türkei durchgemacht hat, ist
mit unserem kurzen Trip natürlich nicht gleichzusetzen. Allerdings
reiste er bewußt als ausländischer Dissident in ein autoritäres Land
ein, welches in westlichen Medien als solches am Pranger steht.
Sie reisten doch auch nicht nach Großbritannien, um Theresa May und ihre Regierung zu loben.
Sellner: Wir reisten als EU-Bürger in eine angebliche Demokratie, um dort auf dem
Platz für Meinungsfreiheit eine Rede zu halten. Die Frage ist eher:
Warum hat der linke Mainstream so große Sympathien mit Yücel und für
europäische Dissidenten denen ähnliches widerfährt nur Häme und
Schadenfreude übrig? Sie sind Heuchler und wenn unsere Tage in
Abschiebehaft dazu beitrugen, das deutlich zu machen, dann waren sie es
wert! JF
Es wäre alles nicht so schlimm, wenn die jungen Männer von Sellners Generation zahlreicher wären. Aber dank den Verhütungs- und Abtreibungspraktiken seiner Elterngeneration sind sie spärlich und knapp und fürchten Überfremdung sehr zu recht. In Deutschland gibt es nur 4 Millionen deutschstämmige junge Männer im Alter von 15 bis 30.
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