Stationen

Montag, 26. März 2018

Zurück aus Argentinien

Was passiert, wenn einmal ein Wochenrückblick reisebedingt ausfällt? Der Autor handelt sich einen Zweiwochenrückblick ein, der seine Kräfte bindet. Hilft nichts, wir Lebenskonservativen – und das ist praktisch jeder über fünfzig – kommen ohne Retrospektive nicht aus. Obwohl es jetzt endlich, um mit Udo Lindenberg zu sprechen, gut nach vorn losgeht, der Frühling kommt nach München, junge Menschen ziehen sich und einander öffentlich die Winterkleidung aus.
Meine Wenigkeit war zwischendurch kurz im argentinischen Spätherbst, in Buenos Aires als Beobachter beim G20-Gipfel der Finanzminister und Notenbankchefs. Der Sicherheitsaufwand dort fällt deutlich geringer aus als beim Hamburger Hafengeburtstag, das nur nebenbei.

Buenos Aires ist die europäischste Großstadt Lateinamerikas, mit einer Differenz: es gibt hier ein so öffentliches jüdisches Leben wie in kaum einem Ort zumindest Westeuropas, und zwar, ähnlich wie das G20-Treffen, ohne spezielle Sicherheitsvorkehrungen. Die jüdische Gemeinde in Argentinien ist die drittgrößte auf dem Doppelkontinent (nach den USA und Kanada) und die siebtgrößte nach Israel. Ihre Ursprünge reichen bis zur Auswanderung  sephardischer Juden aus dem Spanien der Inquisition zurück. Ab 1933 ff. kamen noch etliche aus Deutschland und Resteuropa dazu. An den Innenstadthotels, beispielsweise dem Alvear Palace, fällt dem Reisenden aus Deutschland etwas auf, das heißt, es fällt auf, dass so etwas in Deutschland nicht zu sehen ist: eine israelische Flagge unter den internationalen Fahnen über dem Eingang.

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