Sozialistische Politik ist immer unsozial. Das gehört zu den
Konstanten der Geschichte. Venezuela führt es gerade wieder vor, der
Ostblock bewies es täglich. Hier wie dort herrschte eine
Zweiklassengesellschaft: die mit Beziehungen, Dollars und D-Mark, und
die vielen anderen. Auch in Deutschland gibt es wieder diese Teilung.
Auf der einen Seite die Ideologen, auf der anderen die Gelackmeierten.
Das zeigt sich erneut in der Diskussion um ältere Dieselfahrzeuge, die
Kommunen nach einer Gerichtsentscheidung nun von ihren Straßen verbannen
können.
Denn das Verbot trifft vor allem jene, die es nicht so dicke haben.
Also all die ohne Geschäftswagen, ohne den Zugriff auf Fuhrpark,
parlamentarischen Limousinenservice oder Leasingautos. Es trifft vor
allem Pendler, Gewerbetreibende und kleine Selbständige, für die und
deren Kunden das Fahrrad keine Alternative ist. Sie werden nun faktisch
enteignet. In der hochmögenden Diktion des Vorsitzenden Richters am
Bundesverwaltungsgericht: „Gewisse Wertverluste sind hinzunehmen.“
Diese Grenzwerte sind unwissenschaftlich und willkürlich
Dabei gibt es für diese Einbußen keinen Grund. Denn die Grenzwerte für Stickoxide (NOx),
auf die das Gericht seine Entscheidung stützte, sind
unwissenschaftlich, willkürlich, unverhältnismäßig und widersprüchlich.
40 Mikrogramm (mcg) pro Kubikmeter ist heute der Grenzwert, der auf
öffentlichen Straßen nur an wenigen Tagen im Jahr übertroffen werden
darf. Am Arbeitsplatz sind hingegen 950 mcg zulässig, in der Schweiz
sogar 6.000 mcg.
Daß man dort möglichen Gesundheitsgefährdungen der Bevölkerung
weniger aufmerksam gegenübersteht, wird niemand behaupten. Nur sind die
Schweizer eben keine Ideologen. Denn sie wissen: Küchen mit Gasherd
erreichen leicht 4.000 mcg, in Zimmern mit offenen Kaminen sind auch
doppelte Werte nicht selten. Das ist der 200fache Wert dessen, was auf
deutschen Straßen gilt. Gesundheitsgefährdungen sind dennoch nicht
bekannt.
NOx und Feinstaub erhöhen die Sterblichkeit nicht
Tatsächlich stirbt die vielfach behauptete Letalität durch
verkehrsbedingte Umweltgifte gerade selbst den Tod der fehlenden
Belegbarkeit. War anfangs von 80.000 Toten pro Jahr die Rede, reduzierte
sich die Zahl erst auf 60.000, dann auf 40.000. Kürzlich las man von
jährlich 8.000 Opfern, nun sollen es nur noch 4.000 sein. Das ist ein
geradezu phänomenaler Rückgang um 95 Prozent, der, wäre er bei
Krebskranken zu bemerken, große Berichte in allen Medien nach sich zöge.
Doch scheint der Rückgang bei Stickoxid- und Feinstaub-Toten niemanden
zu interessieren.
Zu Recht. Denn die Todeszahlen waren schon immer ein Schmarrn. Nicht
einen Totenschein gibt es in Deutschland, der als Todesursache
„Feinstaub“ oder „NOx“ nennt. Und seltsamerweise stieg die
Lebenserwartung in den vergangenen Jahren, obwohl bis 2010 mit 200 mcg
noch deutlich höhere NOx-Grenzwerte im Straßenverkehr galten. Daß NOx und Feinstaub die Sterblichkeit erhöhen, war immer Fake-News.
Mit der Dartscheibe ermittelt
So willkürlich die Zahlen zu angeblichen Todesfällen, so willkürlich
auch die Festlegung des Grenzwerts von 40 mcg. Ein Ministerialdirektor
des Bundeswirtschaftsministeriums räumte ein, der Wert „sei mit der
Dartscheibe“ ermittelt; medizinische oder sonstige wissenschaftliche
Gründe gebe es nicht. Selbst im umweltbewußten Kalifornien gilt im
Straßenverkehr der Grenzwert von 100 mcg – ein Wert, der in keiner
deutschen Stadt erreicht wird.
Zigaretten, Grillen und Feuerwerk, so das Umweltbundesamt, werden
2020 mehr Feinstaub produzieren als der Individualverkehr. Allein die 15
größten Schiffe stoßen laut der Umweltorganisation Nabu mehr NOx aus als 750 Millionen Pkw – und rund 90.000 Schiffe sind weltweit auf den Meeren unterwegs. Wer wirklich den NOx-Ausstoß bekämpfen will, müßte in erster Linie den Schiffsverkehr ins Auge fassen.
Neues Ziel: Benzinmotoren
Doch geht es gar nicht um Gesundheits- oder Umweltschutz. Die sind
nur vorgeschoben. Tatsächlich ist die Debatte um den Diesel der immer
neue Versuch von Grünen und Linken, das Auto kaputtzureden – erst unter
dem Stichwort Saurer Regen, dann Ozon, dann CO2, dann
Feinstaub, nun eben Stickoxide. Daß unmittelbar nach dem
Verwaltungsgerichtsurteil führende Sozialdemokraten forderten, nun müsse
man auch Benzinmotoren den Kampf ansagen, zeigt die Richtung.
Die hat sich deutlich verschoben. Richtete sich die Kritik der Linken
früher auf die Industrie, gilt sie heute dem Verbraucher. Während sich
Ministerpräsidenten wie Kretschmann, Weil oder ehedem Kraft als Partner
der Großindustrie inszenieren, erfinden ihre Parteien immer neue
Bevormundungen des Bürgers. Ihm werden die Milliardenkosten der
Öko-Energie aufgebürdet, ihm werden Veggie-Tage, Hausdämmung und
Fahrradfahren empfohlen.
Es geht gegen die wichtigste deutsche Industrie
Bier soll er nicht aus Aluminiumdosen trinken, statt Glühbirnen
LED-Birnen nutzen. Verbieten will man ihm Vespa-Roller, Schnäppchen,
Billigflüge und Heizpilze, auch Ponyreiten, Böller und Computerspiele.
Fährt er Auto, gängelt man ihn mit Parkraumbewirtschaftung und
Tempo-30-Zonen. Auch hier markiert der Erziehungsgedanke die Grenze
zwischen Sozialpolitik und sozialistischer Ideologie.
Einher damit geht die De-Industrialisierung Deutschlands. Viele
wichtige Technologien, in denen dieses Land einst führend war, sind
inzwischen abgewandert, und mit ihnen Tausende Arbeitsplätze. Nun geht
es gegen die wichtigste deutsche Industrie. Ihrem Traum von Deutschland
als großem ökologischen Biohof kommen Linke so wieder einen Schritt
näher. Das ist nur konsequent. Genügend agrarische Hilfsarbeiter,
unvermittelbar in einem Hochtechnologieland, hat man schon ins Land
geholt.
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Dr. Nicolaus Fest ist Jurist und Journalist. Der frühere stellvertretende Chefredakteur der Bild am Sonntag trat in Berlin für die AfD zur Bundestagswahl an.
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