Seit sich Unterzeichner der „Erklärung 2018“
gegen die illegale Masseneinwanderung wenden, vor allem, seit die
Erklärung zur Massenpetition an den Bundestag geworden ist und ihre
Unterschriftenzahl sich von Tag zu Tag fast verdoppelt, bemühen sich die
nun neuerdings besorgten Gesellschaftsstützen um den Nachweis, die
Behauptung der Illegalität sei ein Hirngespinst. Deshalb an dieser
Stelle eine kleine Archivschau mit Fundstücken, die erst jetzt ihren
eigentlichen Reifegrad bekommen. Der
süddeutsche Leitartikler Heribert Prantl belobigte 2015 ausdrücklich
einen hohen bayerischen Regierungsbeamten dafür, dass der öffentlich
erklärte, Gesetze sollten in der Einwanderungswelle nicht weiter
beachtet werden:
„Der Regierungspräsident von Oberbayern
sagte einen Satz, der wirklich bemerkenswert ist, der vielleicht für ein
deutsches Spätsommermärchen, für einen deutschen Paradigmenwechsel
stehen kann: ‚Rechtliche Fragen sind mir im Moment nicht so wichtig’ –
es geht, so proklamiert er, vorrangig um ‚humanitäres Management’. Das
ist ein Satz, der Erste Hilfe verspricht; und wer nun, wie dies diverse
Politiker in Europa tun, über diese Erste Hilfe klagt, weil sie noch
mehr Hilfsbedürftige anlocke – der soll sich schämen.“
So,
wie auch der Münchner Oberhirte Reinhard Kardinal Marx der
Rechtsignoranz Angela Merkels ausdrücklich nicht nur seinen Segen
erteilte, sondern den Bruch von Gesetzen sogar zur politischen Führungstugend erklärte:
„Ich
kann nicht erkennen, dass die Entscheidung der Kanzlerin, die
Flüchtlinge aus Ungarn vorübergehend unbürokratisch einreisen zu lassen,
falsch war. Was kann denn eine Bundeskanzlerin angesichts der Bilder,
die wir aus Ungarn gesehen haben, sagen? Ich habe ihr dafür öffentlich
gedankt. Sie hat sich sogar über das Gesetz hinweggesetzt. Das gehört
auch zur politischen Führung! (…) Ich glaube, sie hat das sehr gut
kalkuliert und bewusst getan.“
Die Begeisterung für die
Rechtsignoranz hatte damals noch eine andere Seite, nämlich die
Empfehlung, das Pack, die etwas an der Masseneinwanderung auszusetzen
hatten, etwas an Recht und Gesetz vorbei zu behandeln. Ein Mainzer
Politikwissenschaftler mit dem schönen Namen Gerd Mielke empfahl
seinerzeit in einem SWR-Interview und im Voll- respektive Völlegefühl
der Macht:
„Im Gegenteil, man sollte auf eine konsequente
Einschüchterung des ‚Packs’ durch eine konsequente Kriminalisierung
setzen, eine Strategie, die zumindest die AfD und die Pegida von ihren
autoritären Mitläufermassen trennen würde. These: Wenn sich die Mengen
von rechtsaffinen Kleinbürgern in Dresden in einem dreistündigen
Polizeikessel erst alle mal in die Hose gepinkelt haben und abschließend
mit Wasserwerfern traktiert wurden, dann haben sie für eine geraume
Weile genug vom Demonstrieren.“
(Das Zitat lässt sich beim
SWR heute nicht mehr abrufen). Dass ziemlich genau die gleichen Leute,
die 2015 und 2016 den Rechtsbruch als politische Königsdisziplin lobten,
jetzt, da das Pendel eine andere Richtung schlägt, „gar nicht wahr“
schreien – das erinnert an die Kürzestgeschichte von Johann Peter Hebel
aus dem „Schatzkästlein des Rheinischen Hausfreundes”:
„Ein
Büblein klagte seiner Mutter: ‚Der Vater hat mir eine Ohrfeige
gegeben.’ Der Vater aber kam dazu und sagte: ‚Lügst du wieder? Willst du
noch eine?’“ Wendt
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