In Amerika haben sie eine wundersame Demokratie. Da liefern sich erst
zehn, dann fünf, dann vier, drei und schließlich zwei Kandidaten mit zum
Teil fundamental unterschiedlichen politischen Positionen eine
monatelange öffentliche Wahlschlacht, und am Ende gewinnt einer bei
ziemlich ausgeglichenem Gesamtstimmenverhältnis. Diesmal ein Mister
Trump, ein alter, weißer Mann. Schlimm, aber legal, ja sogar legitim.
Der Mann ist leider kein Lehrer oder Beamter, er hat auch keine
Parteikarriere hinter sich, er hat sich nie in einer Ortsgruppe bewährt.
Er ist vielmehr Milliardär, ein Kapitalist also, aber er trat immerhin
als absoluter Außenseiter und spinnerter Uhu an, niemand setzte auch nur
einen halben Dollar auf ihn, doch gegen alle Widerstände schaffte er es
und wurde 45. Präsident der USA. In einer Demokratie solchen Zuschnitts
ist offenbar so ziemlich alles möglich.
Andere Demokratien
haben daraus gelernt. Etwa im fernen Germany, wo eine Art Mistress
Germany vor die Mikrophone trat und sagte: Wenn der Mann sich an die
demokratischen Spielregeln halte, werde sie mit ihm kooperieren. (Und
was wenn nicht?) Falls der neue US-Präsident nicht ganz im Bilde ist,
was die Regeln sind, buchstabierte die Lady, Kanzlerin geheißen, sie
noch mal durch: "Demokratie, Freiheit, Respekt vor dem Recht sowie der
Würde des Menschen unabhängig von Herkunft, Hautfarbe, Religion,
Geschlecht, sexueller Orientierung oder politischer Einstellung. Auf der
Basis dieser Werte biete ich dem künftigen Präsidenten der Vereinigten
Staaten von Amerika, Donald Trump, eine enge Zusammenarbeit an." Wie
Frau Holda sie unter anderem auch Sultan Recep Tayyip dem Prächtigen beharrlich anbietet.
"Respekt vor dem Recht", bei diesen Worten mag der Donald in Übersee,
falls ihm der Sermon zugetragen wurde, erheitert aufgegrunzt haben.
Immerhin ist die Frau eine x-fache Rechtsbrecherin, sie brach deutsches
und EU-Recht in der Masseneinwanderungsstaatskrise wie Strohhalme, aber
sie tat dies nur im Dienste des Respekts vor der Religion, der Würde des
Menschen und des Geschlechts (wozu womöglich auch gewisse
nordafrikanische Geschlechtsteile gehören, aber wir wollen nicht
spekulieren). Jedenfalls werden die verbindlichen demokratischen
Spielregeln in Deutschland festgelegt. Muss Trump noch lernen. Er kann
ja mal Beobachter nach Deutschland schicken und gucken, wie unglaublich
pluralistisch die Kanzlerinnen-Demokratur funktioniert, wie elegant und
divers in Old Germany debattiert wird, und wie in Miss Merkels
kurioserweise noch christdemokratisch geheißener alternativloser
Einheitspartei die Kandidatenschlacht ersetzt worden ist durch die
rechtzeitige Schlachtung von Kandidaten.
Merkels
Parteifreundin, die wiederum allen Ernstes sogenannte deutsche
Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen – das ist die Frau, die
Kampfpanzer schwangerentauglich machen will, von innen aber nur – fühlte
sich von der Wahl Trumps "schwer schockiert". Wie quasi die gesamte
CDU.
Da wollten die roten Strolche von der SPD natürlich nicht
unschockiert abseits stehen. Vor die Kamera trat Frank Walter
Ribbenmeier, und zwar um Trump ausdrücklich nicht zu gratulieren. "Das
Ergebnis ist anders als die meisten in Deutschland sich das gewünscht
haben", kommentierte der Außenamtschef. Skandalöserweise wurden die
Deutschen aber nicht gefragt, weshalb große Teile der Wehrmacht nun von
der Ostfront nach Westen verschoben werden müssen. Man dürfe nicht auf
Trump schauen "wie das Kaninchen auf die Schlange", sagte Steintrop.
Anders als sonst immer wolle er diesmal "nichts schönreden".
Vizekanzler und SPD-Chef Sigmar Gabriel kabelte, Trump sei der
"Vorreiter einer neuen autoritären und chauvinistischen
Internationalen". Der Republikaner wolle ein "Rollback in die alten,
schlechten Zeiten", als er noch dünn und Deutschland geteilt war. Sein
stets origineller Genosse Ralf Stegner notierte: "Wenn dieser
Rechtspopulist und sexistische Hassprediger US Präsident wird, dürfen
wir uns auf einen politischen Kälteschock gefasst machen." Ab: jetzt!
Die
Grünen lassen wir weg, bei denen wäre sowieso die Frau Präsidentin
geworden. Schauen wir stattdessen, was Spitzenvertreter der Qualitäts-
und Wahrheitspresse äußerten.
Willkommen bei "Drei Fatzkes, eine
Meinung"! (Die Ziffer ist natürlich variabel.) "Die Wahl Trumps ist das
Ende des Westens", twitterte etwa der Premiumjournalist Jakob Augstein.
"1776&1789 entstand der Westen, 2016 verabschiedet er sich", ließ
sich sein Kollege Nils Minkmar nicht lumpen (nebenbei: Der Westen
entstand um 500 v. Chr. und wurde 1789 tödlich verletzt, aber das nur am
Rande). "Mein Kumpel Minkmar was right: the end is near", sekundierte
der andere, noch coolere Premiumjournalist, Ulf Porschardt. Ich schließe
mich diesen Hoffnungen an. Den Dreien sofort weit voraus war übrigens
der an Fascholalie erkrankte Moritz von Uslar, Allah schenke ihm
demnächst wenigstens das Hirn einer Zikade: „Das Land, das uns vom
Faschismus befreit hat, wählt den Faschismus.“ Gilt in Richtung Osten
wie in Richtung Westen. Ist aber heilbar.
Geneigter Leser, nicht
böse sein, dass ich hier schon aufhöre, aber ich will erstens weiter
tanzen und die Trump-Wahl feiern, wie es ein fröhlicher Rechtspopulist
eben tut, mit Champagner, Kaviar, Austern, Hummer, Seeigel und so fort.
Außerdem kann ich, zweitens, hier nicht jeden Kretin zu Wort kommen
lassen, denn wenn die Acta diurna später als Buch erscheinen,
bekommen sie ein Register, und wie sieht das mit solchen Namen darin
denn aus? Ich muss schließlich auch an die asiatischen Philologen und
Historiker denken, die sich in hundert Jahren über diese Texte beugen.
Kurzum: Es langt. Obwohl ich gern die Sängerin Cher zitieren würde, die
sich wegen des Wahlergebnisses an Deutschland 1933 erinnert fühlt,
vielleicht auch an ihre erste Schönheitsoperation im selben Jahr. Aber
gut, einer geht noch: Der Grünen-Politiker Johannes Rehborn twitterte:
"Dieser Moment, wenn man sich fürs weiß sein schämt. Und dafür Mann zu
sein." Schau an, dieser Obszönitäts-Athlet schämt sich nicht mehr für
Auschwitz, sondern für Trump. Ich kann den Buben allerdings beruhigen:
Er ist weder als Mann noch als Weißer bislang irgendwem aufgefallen, und
strenggenommen auch als Johannes Rehborn nicht. Und die Scham würde ich
an seiner Stelle lieber auf die Orthographie lenken.
Nein,
diese Deutschen – näherhin ihre sogenannten Eliten –, sie haben einfach
einen Knall! Wenn die Kanzlerin das Land mit Analphabeten,
Frauenverächtern, Christenverfolgern und Antänzern flutet, schreien sie
"Freiheit!" und "Menschenrechte!" und "Willkommen!" Wenn aber in den USA
in urdemokratischen und freien Wahlen ein Mann Präsident wird, den sie
für den Falschen halten, weil er ihre kulturelle Hegemonie gefährdet,
beschimpfen sie den Mann und seine Wähler, als gäbe es kein Morgen.
Berlin hält sich für das neue Rom, doch statt Legionen entsendet es
Moralscheißer, um die Welt am deutschen Wesen genesen zu lassen. Mal sehen,
an welches Hosenbein sich diese trostlosen Figuren verkriechen, wenn
Trump einmal grimmig die Stirn runzelt. Zu Putin jedenfalls brauchen sie
nicht gehen, der wird sie verächtlich abstreifen. MK am 10. 11. 2016
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