Stationen

Sonntag, 7. November 2021

Wir brauchen ein Denkmal für die Opfer der RAF

 

Aber so ein Denkmal reicht nicht. Deutschland muss die Fähigkeit, politische Gegner zu achten, wiedererlangen. Diese Fähigkeit hat Deutschland irgendwann verlernt (Wann? Nach der Demütigung durch Versaille? Ich weiß es nicht; ich weiß nur, dass ich seit einem halben Jahrhundert darauf warte, dass dieser Frage nachgegangen wird). Ich meine, wohlgemerkt, nicht die Fähigkeit, die Gegner Deutschlands zu achten! Denn die ist ja sogar im Übermaß vorhanden. Sondern die Fähigkeit der Deutschen, sich untereinander auch dann zu achten, wenn man sehr gegensätzliche Positionen vertritt. Diese Fähigkeit, die in einem zivilisierten Land selbstverständlich sein müsste, hat Deutschland irgendwann verloren.

Ich habe gut in Erinnerung, dass in der Tagesschau während der 70-er Jahre immer dasselbe erniedrigende Foto von Ulrike Meinhof gezeigt wurde. so wie von Hans Martin Schleyer im Lauf der Jahrzehnte dann ein ebenso erniedrigendes Foto gezeigt wurde, als man in ihm nicht mehr so sehr den Präsidenten des BDI, sondern viel mehr den SS-Hauptsturmführer sah. 

Beides ist Frucht desselben Ungeistes. 

Die Roten Brigaden pflegten mit ihren Opfern einen anderen Umgang als die RAF mit den ihrigen. Man entschuldigte sich bei Aldo Moro für die unbequemen Transportbedingungen, durch die er in sein Gefängnis überführt wurde und man erfüllte ihm Wünsche beim Speiseplan. Und so, wie die italienischen Terroristen einen Ehrenkodex ihren Feinden gegenüber einhielten, gab es auch Polizisten, von denen ihnen auf zwischenmenschlicher Ebene die Achtung nicht versagt wurde. Die Deutschen können ihre politischen Gegner bis heute nicht achten.  Nicht als Aktivisten und Gewaltverbrecher und nicht als Polizisten. Das bleibt ein wesentlicher Unterschied, auch wenn Moro und Schleyer am Ende beide ermordet wurden. Wenn ich mich recht erinnere, gab es auch da einen schrecklichen Unterschied: Schleyer wurde die Kehle durchgeschnitten.

Diese Befindlichkeit hat sich nicht gebessert, ja sogar verschlimmert: Polizisten werden gegenüber friedlichen Demonstranten gewalttätig, die gegen die Corona-Maßnahmen auf die Straße gehen. Antifa-Aktivisten bedrohen einen FDP-Politiker, setzen Autos von AfD-Politikern in Brand, wenn sie sie nicht zusammenschlagen und werfen einen Ziegelstein ins Kinderzimmer von Uta Ogilvie. Wirte werden bedroht, wenn sie es wagen, der AfD Räumlichkeiten für Parteitage zur Verfügung zu stellen. Nie wurden vor 50 Jahren Wirte bedroht, die der APO, den Jusos und später den Spontis, Greenpeace und den Grünen ihre Räumlichkeiten zur Verfügung stellten.

Bei all dem wurden die Opfer der RAF ignoriert und vergessen wie heute die Opfer am Breitscheidplatz und die zahlreichen abgemesserten, zu Tode getretenen und vor Züge geschubsten Opfer. 

Kein Wunder, dass es den Medien gelang, die NSU-Morde zum schlimmsten Terror der deutschen Geschichte zu framen.

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