In diesen Tagen veranstaltet die SPD gerade ein
Experiment mit sich selbst, das alles in Frage stellen soll, was wir
bis jetzt über Parteien zu wissen glauben. Beispielsweise galt bisher
immer der Grundsatz, eine Partei müsste mehr Wähler als Mitglieder
haben. Seit der Entscheidung ihrer
Führung, nun doch das spannende Abenteuer einer großen Koalition zu
suchen, verlor die SPD noch einmal ein Viertel ihrer Wähler, bekam
allerdings laut Parteidatenbank mehr als fünf Prozent neue Mitglieder,
gut 24 000. Demnächst dürften die beiden Kurven einander schneiden. Die
frischen Sozialdemokraten melden sich bekanntlich online an, um ihren
Tipp beim Mitgliederentscheid abzugeben. Anders als früher auf den
Willstdumitmirgehen-Zetteln in der Schule stehen nur Ja und Nein zur
Auswahl, nicht vielleicht resp. sowohlalsauch, obwohl der dritte Weg
doch der sozialdemokratischste von allen wäre.
Zertifizierter
Sozialdemokrat kann jeder werden, der über einen Internetzugang und eine
Postadresse verfügt, gern auch über mehrere; es genügt die Eingabe
eines Namens, der Anschrift für die Zusendung des Abstimmungszettels und
die Kontonummer für den Einzug des Mitgliedsbeitrags. In der
abgelaufenen Woche erhob sich die eine oder andere skeptische Stimme: Da
kann ja jeder kommen. Ja, und wo liegt das Problem? Was für den Staat
mit seinen ausrangierten Grenzen richtig ist, kann für seine älteste
Partei ja nicht falsch sein. Und wer mit zehn Identitäten eintritt, der
muss übrigens – bätschi – auch zehnmal zahlen, ein kleiner Haken ist
also dabei. Wendt
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