Im Bundestagswahlkampf hatte Martin Schulz schon einmal
versucht, Kaeser mit den guten alten Begriffen wie „Profitgier“,
„asozial“ und „Arbeitsplatzvernichtung“ für die geplante Werksschließung in Görlitz und Berlin zum Gesellschaftsfeind aufzubauen.
Der Manager antwortete damals mit einem offenen Brief, in dem er Schulz
daran erinnerte, dass die SPD (wie die anderen Parteien auch) die
Energiewende jubelnd begrüßte, eisern vorantrieb und immer noch
vorantreibt. Und das unter dem Applaus der allermeisten Medien und deren
„Cheerleader-Journalismus“ (Wolfgang Streeck), mit dem sie 2011 ohne
einen Hauch des Zweifels Jürgen Trittins Versicherung verbreiteten, das
Großexperiment würde eine Durchschnittsfamilie „nicht mehr als eine Kugel Eis“ kosten, also einen Euro, es werde Millionen grüne Jobs und billigen Strom im Überfluss bringen. Heute bezahlt eine dreiköpfige Familie zwischen 12 und 15 Euro Ökostromumlage pro Monat plus rasant steigende Netzgebühren.
Die
Zahl der Jobs im Ökoenergiebereich erreichte 2011 ihren Höhepunkt bei
mageren 381 000,und geht seitdem kontinuierlich zurück. Nach einer
Untersuchung des Instituts für die Zukunft der Arbeit (IZA) hängen
außerdem zwei von drei dieser Jobs von Subventionen ab. Der Strom in
Deutschland ist mittlerweile der zweitteuerste nach Dänemark. Die CO2-
Emissionen, wegen der die ganze Zerschlagung der bewährten
Energiewirtschaft ins Werk gesetzt wurden, sinken – siehe oben –
überhaupt nicht. Dafür verschwinden jetzt nach und nach auch die gut
bezahlten Jobs in der Kraftwerkszuliefer-Industrie. Genauer, sie wandern
ab.
Kurz zurück zu dem Tagesspiegel-Schreiber: Bei seiner
Skizzierung Kaesers – peinlich, bayerischer Bub, Eselei – fragt sich der
geneigte Leser, warum er eigentlich als Medienschaffender mäßig
entlohnt in seinem Büro am Askanischen Platz hockt, statt als
Spitzenmanager ein deutsches Industrieunternehmen in die grüne Zukunft
zu führen, oder besser noch, selbst eine Firma zu gründen. Am besten
gleich in Berlin.
Erst den Wohlstandsverlust begeistert
herbeitrommeln, dann mit dem Finger auf denjenigen zeigen, der ihn
bilanzieren muss: Martin Schulz und die Journalisten des ökonomischen
Feuilletons haben gleichlaufende Interessen. (der ganze Artikel hier)
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