Ganz weit im Osten der Republik, in Cottbus, gehen seit längerem die Menschen auf die Straße
gegen eine Einwanderungspolitik, die ihre Bewegungsfreiheit
einschränkt, die städtischen Sozialkassen leert und für Kriminalität bis
hin zu Mord und schwerer Körperverletzung sorgt.
Von den Medien unterstützt und angefeuert, hat sich die parteien- und
regierungstreue Gegenbewegung „Cottbus bekennt Farbe“ formiert, die
sich an diesem Donnerstag buchstäblich in Marsch setzt: Ein
„Sternmarsch“, zu dem auch Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) und
der evangelische Landesbischof Markus Dröge aufgerufen haben, soll
zeigen, daß alle „gemeinsam an einem Strang ziehen gegen
rechtsextremistische Ideen“.
In der Erklärung heißt es: „Die mörderische Ideologie des
Nationalsozialismus, Größenwahn, Rassismus und Antisemitismus haben
unermeßliches Leid über die Menschen gebracht.“ Wieder einmal muß der
Nationalsozialismus als Rechtfertigung für die bankrotte Politik und für
eine spirituell und personell bankrotte Kirche herhalten. Der
Deutschlandfunk spitzte den Konflikt auf den Gut-Böse-Manichäismus zu:
„Cottbus: weltoffen oder fremdenfeindlich?“
Die Alternative ist falsch, sie entspringt einem falschen Bewußtsein.
Falsch ist die Art und Weise, wie der Begriff „Weltoffenheit“ verwendet
wird. Er kommt aus der philosophischen Anthropologie und bezeichnet die
Struktur des menschlichen Weltbezugs. Der Mensch ist im Unterschied zu
den Tieren auch gegenüber Wahrnehmungen offen, die – so Arnold Gehlen –
„keine angeborene Signalfunktion“ besitzen. Er setzt sich mit der ihn
umgebenden Wirklichkeit bewußt auseinander. Zum einen, „indem er sie ins
Lebensdienliche verändert“, und zum andern dadurch, daß er in der
Auseinandersetzung mit der Welt seine Fähigkeiten „eigentätig entwickelt“. (Marx und Engels sahen das übrigens ganz ähnlich.)
Wendet man dieses Modell auf die Gegenwart an, dann heißt
„lebensdienlich“, eine Politik zurückzuweisen, welche die vertraute
Lebenswelt in eine Art „Kalkutta“ (Peter Scholl-Latour) verwandelt.
„Eigentätig“ bedeutet, in der Auflehnung gegen die politischen,
geistigen und geistlichen Übermächte persönliche Qualitäten wie Mut,
Widerspruchsgeist und Phantasie herauszubilden.
Es verhält sich also umgekehrt: „Weltoffen“ sind jene Menschen, die
das Zerstörungswerk, das von der Politik betrieben und durch eine
gottverlassene Staatskirche abgesegnet wird, nicht als schicksalhaft
hinnehmen und die im Widerstand ihr Herz über die Hürde werfen. Wenn die
Metzger die Larve des guten Hirten überstreifen, lautet die wirkliche
Alternative: Selbst-bewußt statt herdenmäßig! Thorsten Hinz
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