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Freitag, 16. Februar 2018

Selbstbewusstes Cottbus

Ganz weit im Osten der Republik, in Cottbus, gehen seit längerem die Menschen auf die Straße gegen eine Einwanderungspolitik, die ihre Bewegungsfreiheit einschränkt, die städtischen Sozialkassen leert und für Kriminalität bis hin zu Mord und schwerer Körperverletzung sorgt.

Von den Medien unterstützt und angefeuert, hat sich die parteien- und regierungstreue Gegenbewegung „Cottbus bekennt Farbe“ formiert, die sich an diesem Donnerstag buchstäblich in Marsch setzt: Ein „Sternmarsch“, zu dem auch Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) und der evangelische Landesbischof Markus Dröge aufgerufen haben, soll zeigen, daß alle „gemeinsam an einem Strang ziehen gegen rechtsextremistische Ideen“.

In der Erklärung heißt es: „Die mörderische Ideologie des Nationalsozialismus, Größenwahn, Rassismus und Antisemitismus haben unermeßliches Leid über die Menschen gebracht.“ Wieder einmal muß der Nationalsozialismus als Rechtfertigung für die bankrotte Politik und für eine spirituell und personell bankrotte Kirche herhalten. Der Deutschlandfunk spitzte den Konflikt auf den Gut-Böse-Manichäismus zu: „Cottbus: weltoffen oder fremdenfeindlich?“

Die Alternative ist falsch, sie entspringt einem falschen Bewußtsein. Falsch ist die Art und Weise, wie der Begriff „Weltoffenheit“ verwendet wird. Er kommt aus der philosophischen Anthropologie und bezeichnet die Struktur des menschlichen Weltbezugs. Der Mensch ist im Unterschied zu den Tieren auch gegenüber Wahrnehmungen offen, die – so Arnold Gehlen – „keine angeborene Signalfunktion“ besitzen. Er setzt sich mit der ihn umgebenden Wirklichkeit bewußt auseinander. Zum einen, „indem er sie ins Lebensdienliche verändert“, und zum andern dadurch, daß er in der Auseinandersetzung mit der Welt seine Fähigkeiten „eigentätig entwickelt“. (Marx und Engels sahen das übrigens ganz ähnlich.)

Wendet man dieses Modell auf die Gegenwart an, dann heißt „lebensdienlich“, eine Politik zurückzuweisen, welche die vertraute Lebenswelt in eine Art „Kalkutta“ (Peter Scholl-Latour) verwandelt. „Eigentätig“ bedeutet, in der Auflehnung gegen die politischen, geistigen und geistlichen Übermächte persönliche Qualitäten wie Mut, Widerspruchsgeist und Phantasie herauszubilden.
Es verhält sich also umgekehrt: „Weltoffen“ sind jene Menschen, die das Zerstörungswerk, das von der Politik betrieben und durch eine gottverlassene Staatskirche abgesegnet wird, nicht als schicksalhaft hinnehmen und die im Widerstand ihr Herz über die Hürde werfen. Wenn die Metzger die Larve des guten Hirten überstreifen, lautet die wirkliche Alternative: Selbst-bewußt statt herdenmäßig!  Thorsten Hinz

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