Seit Ende August vergangenen Jahres ist Jeremy Issacharoff der neue
Botschafter Israels in Berlin. Sein Vorgänger, Yaakov Hadas-Handelsmann,
hatte immer wieder wenig diplomatische Ausflüge in die deutsche
Innenpolitik unternommen. Immer dabei: der erhobene Zeigefinger
verbunden mit dem Versuch, zu beeinflussen, was in Deutschland gesagt
und gedacht werden darf und was nicht. So hält es auch Issacharoff.
Der „glänzte“ wenige Tage nach seiner Amtseinführung – mitten im
Bundestagswahlkampf – mit einer Warnung an die Bundesbürger, die AfD zu
wählen. Den Einzug der Partei in den Bundestag bezeichnete er als „sehr
besorgniserregend“. Nun warf er AfD-Vertretern auf Twitter eine
Verherrlichung der Nazivergangenheit vor. Ein
Lob seines Landsmanns Rafi Eitan an die Adresse der AfD für deren
Haltung zur Einwanderungspolitik nannte er „traurig und eine Schande“.
Eitan war 1960 maßgeblich mitverantwortlich für die Gefangennahme des
NS-Verbrechers Adolf Eichmann. Vergleichbare Heldentaten sind von
Issacharoff nicht überliefert.
Issacharoff erweist seinem Land einen Bärendienst
Die Selbstverständlichkeit, mit der sich israelische Botschafter in
die deutsche Innenpolitik einmischen, ist anmaßend und wirft ein schales
Licht auf die diplomatische Strategie des israelischen
Außenministeriums. Niemand wäre wohl empörter als die israelische
Regierung, wenn etwa der deutsche Botschafter in Tel Aviv den Einzug
rechtsradikaler Parteien wie Habayit Hajehudi in die Knesset kritisieren
würde. Oder die Ausweisung afrikanischer Wirtschaftsflüchtlinge durch die israelische Regierung,
die mit einer generalstabsmäßigen Planung in Angriff genommen wird, mit
der verglichen die einwanderungskritischen Töne der AfD fast schon
moderat daherkommen.
Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, als ginge es bei den
Vorstößen der obersten Diplomaten des Judenstaates gar nicht um
israelische Interessen, sondern vielmehr um diplomatische Amtshilfe für
eine von Rechts in die Bredouille gekommene Kanzlerin Angela Merkel, die
im politischen Israel als „Freundin“ verehrt wird.
Issacharoff erweist seinem Land dadurch einen Bärendienst. Viele
junge Deutsche erhalten so ein Bild von Israel, das so gar nicht mit dem
lebensfrohen, uneitlen und liebenswürdigen Volk zwischen Mittelmeer und
Jordan zusammenpaßt. Für die Mehrheit der Israelis sind die
AfD-Positionen zur Zuwanderung – ähnlich wie für Eitan – schlicht Common
Sense, mögen sie auch den meisten nicht weit genug gehen.
Die AfD ist eine deutsche Angelegenheit, keine israelische
Es gibt an der AfD eine Menge berechtigter Kritik. Sowohl an den
Äußerungen Gaulands zu Wehrmachtsoldaten als auch zu rassistischen und
antisemitischen Entgleisungen von hochrangingen Parteifunktionären und
Abgeordneten. Die Anklage solcher Äußerungen darf Israels Botschafter
aber unbesorgt den Selbstreinigungskräften des demokratischen Diskurses
in Deutschland überlassen. Thorsten Brückner
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