"Es gibt kein Grundrecht auf innere Sicherheit", tat unser
führender Jurist Heiko Maas, er lebe hoch! Hoch! Hoch!, bereits vor zwei
Sündenjährchen schenkelklopfend kund und zu wissen. Heute sendet mir
ein Leser einen Artikel aus einem Provinzblatt, welchem zufolge Rita
Haverkamp, Stiftungsprofessorin für Kriminalprävention und
Risikomanagement an der staatlichen Eberhard-Karls-Universität Tübingen,
auf irgendeiner Veranstaltung der baden-württembergischen Grünen im
Dezember geechot hat: "Es gibt kein Grundrecht auf Sicherheit."
Da
sind die rechtspopulistischen Grundgesetzfundamentalisten natürlich
baff. Weil sie zwar knallrechts, aber eben rechtshermeneutisch total
ungeschult sind. Artikel 2 Abs. 2 GG lautet nämlich: "Jeder hat das
Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit."
Das Recht auf körperliche Unversehrtheit
steht im Grundgesetz. Also befinden sich sowohl der Genosse Maas als
auch seine Rechtspflegerin vollkommen im Bilde. Kein Wort von
"Sicherheit" – und von einem "Grundrecht" ebensowenig. Die Kryptonazis
können nicht mal Grundrechte vom Grundgesetz unterscheiden! (Nun gut,
Artikel 1 bis 19 GG werden gemeinhin als die Grundrechte bezeichnet, in
jedem juristischen Kommentar und jedem Lexikon, aber nichts steht dort
von Sicherheit.)
Ungefähr zwei Fragen bleiben dennoch offen. Die
erste: Woher leitet der Genosse Maas, Heil und Segen seien auf ihm, sein
eigenes, zu Lasten des Steuerzahlers erschnorrtes Recht auf Sicherheit
her? Wenn es kein Grundrecht auf Sicherheit gibt, müsste er da seine
gepanzerten Limousinen und Personen- bzw. Persönchenschützer nicht
selber bezahlen? Die zweite: Unsere beiden Spitzenjuristen haben gewiss
da und dort einem Proseminar Naturrecht und/oder einer Vorlesung über
die Hobbes’sche Staatstheorie beigewohnt; sie sollten genau wissen, dass
aus ihrer Aussage zwingend eine Folgerung resultiert: Wenn es kein
(Grund-)Recht auf Sicherheit gibt, dann besitzt jeder Bürger das Recht
auf Selbstschutz.
***
Lauschen
wir noch etwas unserer "Stiftungsprofessorin" – dieser höchste
akademische Rang entspricht etwa dem einer Generalissima – für
Kriminalprävention. Welche Methoden derselben sie wohl präferiert? Dem
Artikel zufolge nur eine: "Früherziehung". (Deswegen ist ja auch der
Familiennachzug so wichtig, damit man endlich die Jüngsten erreicht!)
Praktisch null Effekte gegen die Kriminalität, führte die Rechtsmaid
aus, erziele der Staat dagegen mit Gefängnissen, Polizeipräsenz,
Videoüberwachung. Denn Sicherheit sei letztlich bloß ein Gefühl. Bei den
Grünen-Wählern fühlten sich 92 Prozent "sicher" oder "eher sicher", bei
den Linken sogar 94 Prozent. Bei den Schlingeln, die der AfD ihre
Stimme geben, seien es aber nur 34 Prozent. (Deshalb wählen sie ja AfD.)
Aber: Bei der Angst vor Kriminalität handele es sich häufig um
"Projektionen". (Anders als bei der Angst vor Kohlendioxid,
Atomkraftwerken, sterbenden Wäldern, Pegida, grapschenden Vorgesetzten,
marodierenden Neonazis und Glyphosat, um nur ein kleines Potpourri
begründeter Sorgen auszubreiten.) –
Ich gestatte mir, den
folgenden Passus zur Gänze aus der Gazette zu zitieren, damit Sie nicht
meinen, ich sei schon bei der Aschermittwochsrede:
"Um das Gefühl
der Sicherheit unter den Bürgern zu erhöhen, empfahl sie eine gebremste
Kommunikation über Kriminalität. Wenn man nicht wisse, so Haverkamp,
dass in der Nachbarschaft eingebrochen worden sei, fühle man sich auch
nicht verunsichert."
Davon einmal abgesehen, dass die ganze
"Kommunikation" über Harvey Weinstein, Dieter Wedel et el. dann ja wohl
ziemlich kontraproduktiv sein muss, weil seither gerade junge Miminnen
verunsichert sind, befällt den zunächst beglückten grünen Hörer dieser
Argumentation am Ende das flaue Gefühl, es gebe hier einen "verfluchten
Bruch in der Logik" (so bekanntlich mehrfach Peter Jackopp in E.
Henscheids Roman "Die Vollidioten"): Sollten nicht gerade Claudia und
Anton Mustergrün ganz besonders sensibel, ja empathisch auf sogar
allerfernstes Elend reagieren? Und nun, wenn die Nachbarstochter zwecks
Willkommensdankabstattung beim Joggen ins Gebüsch gezerrt und dortselbst
grün und blau gemauselt worden ist, mit "gebremster Kommunikation"
reagieren? Die ganze Messerei, Treterei, Grapscherei, die vielen neuen
Gruppenaktivitäten auf Bahnhöfen und in Schwimmbädern komplett
ignorieren, bis man selber an der Reihe ist – und dann der geschulte
Nachbar ein Gleiches tut? – Na was denn sonst! Und was den "Bruch in der
Logik" angeht: Hat die Frau Hochstiftsprofessorin nicht empfohlen, die
Videoaufzeichnungen zu reduzieren? Ist das nicht logisch genug?
Appendix
eins: Was aber, wenn nicht nur der Täter, sondern auch das Opfer in den
Kreis derer gehören, denen ein frommer Grüner seine
Aufmerksamkeitsemphatie nicht verweigern darf ("Bitte hilf mir! Ercan
bringt mich um!"; hier)? Ihre grünen Abgeordneten arbeiten fieberhaft an einer Antwort.
Appendix zwei: Die Folgen des Greenwashing sind fast so vielfältig, wie Schilda immer bunter wird. Es wäre doch ein Jammer, wenn man die Lektionen verschwiege. (Fällt auch unter die Rubrik Darwin awards.
Hatte einen ähnlichen Fall im Bekanntenkreis, wo ein im Ausland tätiger
Manager seine geräumige Innenstadtwohnung untervermietete, um sie
verwüstet und mit allerlei Getier bevölkert wiederzufinden, für welches
sich nur die rustikaleren unter den Kammerjägern zuständig fühlen.)
Appendix drei: Hier
hat einer von der anderen Seite eine Lektion gelernt, vielleicht sogar
bei hilfreichen Grünen: "'Da kam ich auf die blöde Idee, kriminell zu
werden. Europa macht mich völlig verrückt im Kopf', sagte der
Nigerianer, der seit 2015 im Asylbewerberheim Ebersberg lebt, vor der
Münchner Jugendstrafkammer. Gegen die Abschiebung klagt er vor dem
Verwaltungsgericht mit einem Anwalt. Er raubte im Juni und Juli 2017
sechs Frauen (16 bis 33) aus, bedrohte sie mit einem Messer, riss ihnen
laut Anklage Handys, Kopfhörer und Bargeld aus den Händen. Er soll auch
einige Opfer sexuell genötigt haben. Joseph J. sagte: 'Ich habe ihnen
nur das Messer gezeigt - nie gedroht.'
Der erste Überfall am 11. Juni lief aus seiner Sicht unkompliziert: 'Ich dachte, da könnte ich noch vier bis fünf überfallen.'
Sein Geburtsdatum sei falsch: 'Ich bin erst 17.' Dann würde das mildere Jugendstrafrecht greifen."
Aber bitte nur gebremst weiterkommunizieren!
(PS:
Kein "Generalverdacht" gegen Nigerianer übrigens; ich habe vor kurzem
einen Landsmann des soeben gewürdigten Burschen gebeten, für mich in
einer entfernten Stadt eine Wohnung zu räumen, und der Gute erledigte
die Sache sauberer und gründlicher als ein Schwabe; man hätte danach vom
Fußboden essen können.) MK am 9. 2. 18
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