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Samstag, 10. Februar 2018

Schamanismus in der Spätzeit der Republik

Die CDU-Politikerin Annette Widmann-Mauz, bislang parlamentarische Staatssekretärin im Bundesgesundheitsministerium, soll neue Gesundheitsministerin werden. Widmann-Mauz hat ihr Jurastudium nach acht Jahren ohne Abschluss beendet. Darüber hinaus bringt sie eine wichtige medizinische Qualifikationen mit: 2017 amtierte sie als Schirmherrin des homöopathischen Weltärztekongresses in Leipzig.

In einer Stellungnahme erklärte sie damals, dass „die Übernahme dieser wie anderer Schirmherrschaften über Ärztekongresse und sonstige medizinische Fachveranstaltungen (…) zum Ausdruck bringt, dass dem wissenschaftlichen Diskurs in der Gesundheitsversorgung ein hoher Stellenwert zukommt“.
Nun hat Homöopathie so viel mit Medizin und Wissenschaft zu tun wie Computertomographie mit Aurafotografie. Darüber gibt es auch gar keinen ernsthaften wissenschaftlichen Diskurs. Die postulierten Wirkmechanismen sind mit dem heutigen Wissen über Chemie, Physik und Pharmakologie unvereinbar. Eine Wirkung von Homöopathika über einen Placebo-Effekt hinaus konnte in keiner einzigen seriösen Studie nachgewiesen werden. Eine umfangreiche Übersichtsarbeit zum Thema veröffentlichte unter anderem die australische Regierung. Im deutschsprachigen Raum klärt das Informationsnetzwerk Homöopathie, ein Zusammenschluss aus Ärzten, Apothekern, Naturwissenschaftlern und Ex-Homöopathen, über Homöopathie auf.

Dass ausgerechnet eine Hobbyschamanin Gesundheitsministerin wird, kommt nicht ganz überraschend. Im deutschen Arzneimittelgesetz haben Homöopathika bereits eine Sonderstellung – für ihre Zulassung brauchen sie nämlich keinen Wirksamkeitsnachweis. Krankenkassen bezahlen die Placebos auf Kosten anderer Mitglieder. Ärzte können eine offizielle Zusatzweiterbildung in Homöopathie erwerben, Apotheker dürfen die Zuckerkügelchen neben richtigen Medikamenten verkaufen.
Währenddessen produziert die vermeintlich beste Uni des Landes, die Ludwig-Maximilian-Universität (LMU) München, den homöopathischen Nachwuchs.
Trotz massiver öffentlicher Kritik veranstaltet die medizinische Fakultät regelmäßig affirmative Homöopathie-Werbeveranstaltungen.

Medizinstudenten können bei der Organisatorin – einer hauseigenen Kinderärztin – sogar ein Wahlfach in Homöopathie belegen und es sich für das Staatsexamen anrechnen lassen. Im Fach Allgemeinmedizin werden die Studenten über wichtige Indikationen der Zuckerkügelchen belehrt und sogar schriftlich dazu geprüft.
Wenn die neue Ministerin künftig Prüfungsurkunden dazu überreicht, dann wäre sie immerhin auf ihrem ureigenen Kompetenzgebiet unterwegs.   Marisa Kurz

Weshalb ist Lourdes besser als Homöopathie? Weil Loudes die Schulmedizin nicht in Misskredit bringt.

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