Lediglich
45,7 Cent bleiben deutschen Sparern von jedem Euro. Dies hat der Bund
der Steuerzahler anläßlich des Steuerzahlergedenktages 2018 berechnet.
54,3 Cent fließen in die staatliche Steuerkasse.
Langfristig die fatalste aller Folgen: Deutsche Privatvermögen sind
im europäischen Vergleich unterdurchschnittlich hoch. Italiener,
Griechen und Spanier haben deutlich mehr auf der hohen Kante als der
deutsche Michel – und dies, obwohl Letzterer sehr viel mehr seines hart
erarbeiteten Geldes zurücklegt.
Vermögensvernichtung dank EZB
Auch die Bundesbank warnt. In ihrem Monatsbericht für August 2018
legt sie eine schmerzhafte Entwicklung dar. Während es den Haushalten
mittels Bargeld, Rentenprodukten und Lebensversicherungen bis dato noch
gelungen war, eine – nach Steuern und Inflation – positive Rendite zu
erwirtschaften, trüben sich nun die Anlageperspektiven selbst derjenigen
ein, die auf einen breiten Anlagemix setzen.
Seit dem vierten Quartal 2016 sind die Nettorenditen für Sparguthaben
negativ. Wer sein Erspartes auf Sparbüchern oder Festgeldkonten hält,
hat seitdem Geld verloren. Und seit Mitte 2017 können auch die
Lebensversicherungen und Riesterrenten diese Verluste nicht mehr
ausgleichen.
Diese Vermögensvernichtung hat ihre Ursache vor allem in der
Zinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB). Ihre Niedrigzinspolitik
hält die Staaten über Wasser, läßt Sparer und Anleger jedoch havarieren.
Je niedriger der Zinssatz, den die EZB zwecks Schuldenmanagement der
Regierungen setzt, desto schneller verlieren die Spareinlagen an Wert.
Umschuldungen, die über alles bisher veröfentlichte hinausgehen
Noch freuen sich unsere europäischen Nachbarn über ordentliche
Renditen. Abzulesen ist dies am Netto-Geldvermögen (das Vermögen
abzüglich der Schulden) pro Einwohner, das in vielen Ländern mit sehr
viel niedrigerer Sparquote deutlich höher ist als bei uns in
Deutschland. In den Niederlanden (80.182 Euro pro Kopf im Jahr 2015) und
selbst im wirtschaftlich gebeutelten Italien (53.494 Euro) haben die
Bürger mehr auf der hohen Kante als wir Deutschen (47.681 Euro).
Der Grund: Die Italiener, Niederländer und viele andere legen ihr
Geld sehr viel effektiver an als wir. Laut einer Studie der
Allianz-Versicherung erwirtschafteten sie zwischen 2012 und 2015 ein
Plus von 4,6 Prozent. Wir Deutsche hingegen haben uns in dieser Zeit mit
2,3 Prozent begnügt.
Diese finanzielle Repression hat ihren Höhepunkt noch nicht erreicht.
Die Ökonomen Kenneth Rogoff und Carmen Reinhart kommen in ihrer Studie
„Financial and Sovereign Debt Crises: Some Lessons and Those Forgotten‟
für den Internationalen Währungsfonds (IWF) zu dem Schluß, daß zukünftig
Umschuldungen erforderlich seien, die „weit über alles, was bis jetzt
öffentlich diskutiert wurde, hinausgehen‟.
Deutsche Haushalte besonders betroffen
Allein über den Niedrigzins könne das Schuldensystem nicht mehr lange
aufrecht erhalten werden. Rogoff und Reinhart beschreiben ein Endspiel
der globalen Finanzkrise, bestehend aus Inflation und
Kapitalverkehrskontrollen, aus einer direkten Umschuldung der
Regierungen, direkten Steuern auf Sparguthaben und schleichender
Abschaffung des Bargelds.
Besonders betroffen sind deutsche Haushalte, die traditionell mit
hohen Steuern und Sozialabgaben zu kämpfen haben. Sie haben in diesen
Tagen kaum mehr eine Chance, Vermögen fürs Alter anzusparen. Damit
schwinden auch die sozialen Aufstiegsmöglichkeiten der Jüngeren. Ohne
Kapital und ohne Chancen zur Steueroptimierung bleibt Arbeitern und
Angestellten nichts anderes übrig, als von dem zu leben, was ihnen
„Vater Staat“ am Ende übrig läßt. Henning Lindhoff
Lindhoff als Linker
Lindhoff bei Otte