Ein vom Jugendstadtrat Speyer und einer Anti-Rassismus-Initiative
veranstalteter Poetry Slam hat mit einem Eklat geendet. Grund dafür war
der Auftritt der 14 Jahre alten Ida-Marie Müller, Tochter der
AfD-Bundestagsabgeordneten Nicole Höchst, und die Reaktion der
Veranstalter darauf.
Wie das Lokalblatt Rheinpfalz berichtet, machte sich das
Jugendstadtratsmitglied Müller in seinem Gedicht über politische
Korrektheit, selbsternannte Zivilcourage und Masseneinwanderung lustig.
„Der Neger ist kein Neger mehr, Zigeuner kann man auch nicht sagen.
Rassistisch ist das beides sehr, so hört man’s an allen Tagen. Wer es
trotzdem wagt, wird ausgebuht“, trug sie in ihrem fünf Minuten langen
Auftritt vor.
Veranstalter schalten Lautsprecher ab
Als sie in dem literarischen Vortragswettbewerb sagte, die von den
anderen Rednern angeblich vertretene Zivilcourage sei „für’n Arsch“,
schalteten die Organisatoren kurzzeitig die Lautsprecher aus. Aus den
Zuschauerreihen erklangen Buhrufe. Anschließend fuhr Müller fort: „Aus
fernen Ländern kam der Mann an Menschenhändler ran, mit Handy und ohne
Paß in unserem gelobten deutschen Land. Weil er kein Fräulein haben
kann, hilft er schnell nach mit einem Messer.“
Ihren Beitrag beendete sie mit den Worten: „Und die Moral von der
Geschicht’: Steckt das Messer dir im Bauch, wie’s im Orient der Brauch,
kannst du lauthals nur noch schrei’n, mit Rückenwind von Linksparteien:
‘Nazis raus!’“ Müller gewann den Wettbewerb in der Postgalerie Speyer,
da die anderen vier Teilnehmer weniger Applaus erhielten und der Sieger
dadurch ermittelt wurde.
Siegerin darf nicht zur Preisverleihung
Doch zur Preisverleihung durfte die Jugendliche nicht. Die
Veranstalter, zu denen auch die Initiative „Speyer ohne Rassismus –
Speyer mit Courage“ gehörte, schlossen das Mädchen aus und erklärten
eine andere Teilnehmerin zur Gewinnerin. Dies quittierten einige
Zuschauer dem Bericht zufolge allerdings mit lautem Protest und
kritisierten die Veranstalter. Einige Jugendliche hätten sogar zu weinen
begonnen.
Müllers Beitrag sei nicht unter dem Wettbewerbsthema „Zivilcourage“
zu verbuchen, sondern eher im Kapitel „geistige Brandstifter schüren
Ängste“, sagte eine Stadtsprecherin dem Blatt. Die Veranstaltungsreihe
„interkulturelle Woche“ wolle jedoch ein „klares Bekenntnis für Speyer
als weltoffene, vielfältige und friedliche Stadt sein“. Bürgermeisterin
Monika Kabs (CDU) warf Müller vor, den Poetry Slam als Plattform für
eine AfD-Provokation genutzt zu haben.
Der AfD-Kreisverbandsvorsitzende Benjamin Haupt veröffentlichte einen
Mitschnitt der Veranstaltung auf Facebook. Der Internetkonzern löschte
das Video und sperrte den Politiker nach Angaben von Höchst für 30 Tage. JF