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Sonntag, 30. September 2018

Ich könnte mich totlachen

Ein vom Jugendstadtrat Speyer und einer Anti-Rassismus-Initiative veranstalteter Poetry Slam hat mit einem Eklat geendet. Grund dafür war der Auftritt der 14 Jahre alten Ida-Marie Müller, Tochter der AfD-Bundestagsabgeordneten Nicole Höchst, und die Reaktion der Veranstalter darauf.
Wie das Lokalblatt Rheinpfalz berichtet, machte sich das Jugendstadtratsmitglied Müller in seinem Gedicht über politische Korrektheit, selbsternannte Zivilcourage und Masseneinwanderung lustig. „Der Neger ist kein Neger mehr, Zigeuner kann man auch nicht sagen. Rassistisch ist das beides sehr, so hört man’s an allen Tagen. Wer es trotzdem wagt, wird ausgebuht“, trug sie in ihrem fünf Minuten langen Auftritt vor.
Veranstalter schalten Lautsprecher ab
Als sie in dem literarischen Vortragswettbewerb sagte, die von den anderen Rednern angeblich vertretene Zivilcourage sei „für’n Arsch“, schalteten die Organisatoren kurzzeitig die Lautsprecher aus. Aus den Zuschauerreihen erklangen Buhrufe. Anschließend fuhr Müller fort: „Aus fernen Ländern kam der Mann an Menschenhändler ran, mit Handy und ohne Paß in unserem gelobten deutschen Land. Weil er kein Fräulein haben kann, hilft er schnell nach mit einem Messer.“
Ihren Beitrag beendete sie mit den Worten: „Und die Moral von der Geschicht’: Steckt das Messer dir im Bauch, wie’s im Orient der Brauch, kannst du lauthals nur noch schrei’n, mit Rückenwind von Linksparteien: ‘Nazis raus!’“ Müller gewann den Wettbewerb in der Postgalerie Speyer, da die anderen vier Teilnehmer weniger Applaus erhielten und der Sieger dadurch ermittelt wurde.
Siegerin darf nicht zur Preisverleihung
Doch zur Preisverleihung durfte die Jugendliche nicht. Die Veranstalter, zu denen auch die Initiative „Speyer ohne Rassismus – Speyer mit Courage“ gehörte, schlossen das Mädchen aus und erklärten eine andere Teilnehmerin zur Gewinnerin. Dies quittierten einige Zuschauer dem Bericht zufolge allerdings mit lautem Protest und kritisierten die Veranstalter. Einige Jugendliche hätten sogar zu weinen begonnen.
Müllers Beitrag sei nicht unter dem Wettbewerbsthema „Zivilcourage“ zu verbuchen, sondern eher im Kapitel „geistige Brandstifter schüren Ängste“, sagte eine Stadtsprecherin dem Blatt. Die Veranstaltungsreihe „interkulturelle Woche“ wolle jedoch ein „klares Bekenntnis für Speyer als weltoffene, vielfältige und friedliche Stadt sein“. Bürgermeisterin Monika Kabs (CDU) warf Müller vor, den Poetry Slam als Plattform für eine AfD-Provokation genutzt zu haben.
Der AfD-Kreisverbandsvorsitzende Benjamin Haupt veröffentlichte einen Mitschnitt der Veranstaltung auf Facebook. Der Internetkonzern löschte das Video und sperrte den Politiker nach Angaben von Höchst für 30 Tage.   JF