Und
"weiter, weiter, immer weiter" (Oliver Kahn) mit Chemnitz. Meine
Hoffnung, Merkels sturheile Parteinahme gegen die eigenen Landsleute,
sofern diese sich erfrechen, beim Auslöffeln der Suppe, die ihnen ihre
Fremdenführerin eingebrockt hat, vernehmbar zu murren, werde endgültig
die Kanzlerinnendämmerung einleiten oder -läuten, erhält neue Nahrung.
Beziehungsweise Atzung. Jetzt widerspricht sogar Inlandsgeheimdienstchef
Maaßen der Kanzlerin und erklärt, dass die vermeintlichen "Hetzjagden auf Ausländer" nicht nur Feknjuhs
waren, sondern von interessierter Seite gestreut wurden, "um
möglicherweise die Öffentlichkeit von dem Mord in Chemnitz abzulenken".
Nach seiner "vorsichtigen Bewertung" lägen gute Gründe dafür vor, die
Unterstellungen als "gezielte Falschinformation" zu werten. Was jenen in
den Rang der Dignität erhobenen Videoschnipsel betrifft, der eine
Jagdszene auf einen ausländischen Menschen nahe des Johannisplatzes
zeigen soll, hat der Verfassungschutz-Präsident "keine Belege" dafür,
dass die Aufnahme "authentisch ist".
Da niemand ein größeres
Interesse an gezielten Falschinformationen über die Konsequenzen ihrer
Migrationsbrandbeschleunigungspolitik hat als Frau Merkel, darf dieses
Statement als indirekter Angriff auf die Landesstiefmutter gewertet
werden. Isch bün ent-zückt! Alexander Wendt hat in seiner verlässlich
sachlichen Weise die Öffentlichkeitsarbeit der Kanzlerin während der
Chemnitzer "Krawalle" (auf diesen Terminus scheinen sich die Genossen
Medienschaffenden mittlerweile verständigt zu haben) analysiert.
Ein verantwortungsvoller Regierungschef hätte, so Wendt, "in gleichem
Maße die Gewalttaten der Asylbewerber verurteilt und zugesagt, die
Abschiebungspolitik kritisch zu überprüfen. Jemand Verantwortliches an
der Spitze der Bundesregierung hätte die Gelegenheit nicht versäumt, die
schweren linksradikalen Ausschreitungen im Hambacher Forst zu
verurteilen, die am gleichen Sonntag stattfanden, und bei der Polizisten
mit Steinen und Böllern verletzt wurden, einer von ihnen schwer.
Kurzum: Ein Kanzler, eine Kanzlerin hätte jede Gewalt verurteilt, die
von Migranten, Rechtsextremen, Linksextremen, er oder sie hätte
angekündigt, dass der Staat das Gewaltmonopol entschieden verteidigen
wird."
Wie wir wissen, hat Angela Merkel genau das Gegenteil
getan und Benzin ins Feuer gegossen. Die Tötung des Chemnitzers Daniel
Hillig war für sie allenfalls ein Nebensächlein, Antifa-Angriffe
interessieren sie nicht, und auf irgendein selbstkritisches Wort zu
ihrer Migrationspolitik mögen Wladimir und Estragon warten. Stattdessen
griff sie die Chemnitzer Bürger an und verbreitete die, sagen wir es
frei heraus, an Volksverhetzung grenzende, frei erfundene Story, die
rassistischen Eingeborenen hätten Ausländer durch die Straßen gejagt.
Sie hat diese Denunziation nicht zurückgenommen, sondern sie nur in
ihrem üblichen, jeden Kulturmenschen beleidigenden Stümper- und
Stummeldeutsch etwas modifiziert: Statt "Hetzjagden" war es jetzt "sehr
klar Hass" – Hass ist übrigens keine Straftat, sondern ein zutiefst
menschlicher Affekt, den u.a. auch sie selbst, Merkel, vielfach und
verlässlich auslöst – und "Verfolgung unschuldiger Menschen" – wenn die
Antifa Jagd auf AfD-Leute macht, fällt das wahrscheinlich unter
Verfolgung schuldiger Menschen, aber eine Verfolgung "Unschuldiger", wie
immer sie das als Pastorentochter meinen mag, fand ja ebenfalls nicht
statt. Herr, vergib ihr ihre Unschuld, wie auch wir vergeben den
Verfolgern der Schuldigen! "Damit ist alles gesagt", beendete die
Kanzlerin aller Unschuldigen ihr nichtssagendes Geschwätz, und die
Journaille machte getreulich Sitz und kaute nachfragelos am finalen
faden Leckerli. Man kann nicht alles haben! Doch von ihren Lakaien in
den Medien abgesehen, wird es einsam um Merkel. Seehofers treffende
Bemerkung, die Migration sei die "Mutter aller Probleme", schließt ja
automatisch die Mutter der Migration (wenn auch sonst von nichts und
niemandem) mit ein.
Wendt beendet seine Betrachtung mit einem Blick auf die Symbiose Merkelmedien bzw. Mediengemerkel und hält fest:
"Zwei
Dinge zeigen die letzten beiden Wochen: Ein immer noch sehr großer Teil
der Medien verfolgt das gleiche Muster wie Merkel: nie einen Fehler
zugeben. Im Gegenteil – patzig beharren, den Fehler noch vertiefen und
zum Prinzip erklären. Und: Dieser Teil der Medien und Merkel haben sich
in einer Art Schicksalsgemeinschaft aneinander gekettet. Die
CDU-Vorsitzende mag ihre Koalitionspartner auswechseln. Ihre wirkliche
Herrschaftsgrundlage ist spätestens seit 2015 ihre Koalition mit Medien,
die sich als ihre Prätorianer verstehen.
Wenn Merkel untergeht, werden sie diese Ketten nicht mehr lösen können. Das wissen beide."
***
Noch
zu Chemnitz. Das LKA ermittelt wegen 120 Straftaten im Verlauf der
Demonstrationen. Eine genaue Zuordnung zu Demonstranten und sog.
Gegendemonstranten können die Beamten noch nicht treffen, sie wird, was
Körperverletzung und Landfriedensbruch angeht, interessant ausfallen;
bei den Propagandadelikten darf die Linke ja nicht mitspielen, ich
meine: nicht offiziell als Linke (siehe hier).
***
Und
immer noch zum Vorigen: "Man erkennt sie daran, dass sie dich
anstarren, dass sie dir was hinterherrufen oder dich bedrohen, auf dem
Bürgersteig sich breit aufbauen und hoffen, dass du dich ihnen
vielleicht in den Weg stellst, damit sie dich plattmachen können", sagt
eine junge Barkeeperin aus Chemnitz in einem kurzen WDR-Video
auf die Frage, wie sie Neonazis "erkenne" (also im
nichtalttestamentarischen Sinn). Wenn das als gültige Definition
durchgeht, haben wir in den letzten Jahren Zehntausende Neonazis
importiert.
Das Possierlichste an dem kurzen Propagandafilm – es
gibt übrigens tatsächlich Neonazis in (Ost-)Deutschland, und sie sind
widerlich, aber (noch) ein Polizeiproblem, keine Landplage wie andere
Jungvölkische – sind zwei grüne Gaunerfiguren aus der
Bundestagsfraktion, die einfach mal so behaupten, sie träfen täglich
Nazis, denn die säßen ja jetzt im Parlament. Ich bin auch öfter dort und
kann Ihnen versichern, geneigter Leser, dass ich sogar im
Schwefel-Detachement Gesinnungsnazis nicht angetroffen habe, aber die
Nazi-Mentalität, die Bespitzel-, Verfolgungs- und Denunziationslust, die
geile Empörung im Schutz der Macht, die perverse Freude an der Gewalt
gegen den politischen Gegner, das herdenhafte Wohlbehagen, die angemaßte
Rechtschaffenheit, das restlos gute Gewissen bei der autoritären
Stigmatisierung anderer, das gedeiht und wabert speziell im linken Teil
des Parlaments aufs geradezu Regen- bzw. Hinterwäldlerischste. Um mich
zu wiederholen: "Wer heutzutage in einer politischen Debatte den Begriff
Nazi gegen wen auch immer ins Feld führt, ist aus ethischer Sicht ein
Lump, aus historischer Sicht ein Verharmloser, und aus intellektueller
Sicht eine Null!" Hélas! MK am 7. 9. 2018