Am vergangenen Wochenende gingen weltweit Hunderttausende Menschen
auf die Straße, um gegen Polizeigewalt und Diskriminierung von Schwarzen
zu protestieren. Anlaß war der Tod des Afroamerikaners George Floyd,
der am 25. Mai nach Mißhandlungen durch einen Polizisten bei seiner
Festnahme ums Leben gekommen war. Aus der zunächst verständlichen
Empörung schlugen umgehend linksradikale Gruppen und Kriminelle Kapital.
Als Trittbrettfahrer plündern sie nicht nur in Amerika massenhaft
Geschäfte und wiegeln ethnische Gruppen gegeneinander auf. Auch in Deutschland mobilisierten linke Gruppen stark, landesweit gingen mehrere zehntausend, in Berlin alleine rund 15.000 Menschen auf die Straße
– am Rande kam es ebenfalls zu gewaltsamen Ausschreitungen. Das
Bemerkenswerte war nun, daß die Demonstrationen nicht abgebrochen oder
aufgelöst wurden, obwohl die zu Corona-Zeiten vorgeschriebenen Abstände
und Schutzmaßnahmen weitgehend ignoriert wurden. Bei jüngsten
Anti-Corona-Demonstrationen wurden Teilnehmer hingegen teils äußerst
brutal bei Verstößen abgeführt – davon konnte jetzt (etwa weil für die
„richtige“ Sache demonstriert wurde?) nicht die Rede sein.
Indessen übt die derzeitige SPD-Führung (Saskia Esken: „Antifa –
selbstverständlich!“) den demonstrativen Schulterschluß mit
Linksextremisten, wird in Mecklenburg-Vorpommern mit den Stimmen von SPD und CDU mit Barbara Borchardt
eine Politikern der Ex-SED-„Linken“ zur Verfassungsrichterin gewählt,
trotzdem sie Mitglied und Mitbegründerin der vom Verfassungsschutz als
linksextrem eingeordneten „Antikapitalistischen Linken“ (AKL) ist.
In welchem Licht stünden diese Anbiederungen an die Antifa, wenn wir
uns diese Woche nicht nur verschämt, sondern gebührend des
antikommunistischen Volksaufstands am 17. Juni 1953 in der DDR erinnern
würden, der blutig von sowjetischen Panzern niedergewalzt wurde und den
Borchardts Parteigenossen bis zum Fall der Mauer 1989 als von westlichen
Agenten inszenierten Umsturzversuch verhöhnten?
Wir erleben statt dessen die fortgesetzte Bemühung, den als
Konsequenz aus beiden auf Vernichtung gegründeten Ideologien –
Kommunismus und Nationalsozialismus – entstandenen antitotalitären Konsens auszulöschen. Besonders blamabel ist dies, wenn sich einst bürgerliche Blätter wie die Welt opportunistisch hervortun.
Am Wochenende hieß es hier in einem Kommentar von Deniz Yücel:
„Erträglicher ist es dort, wo es eine Antifa gibt; zivilisiert, wo sie
die Oberhand hat. Keine Angst vor der Antifa!“ Der 1985 verstorbene
legendäre Welt-Verleger Axel Springer sammelte durch
linksextreme Bomben- und Brandanschläge auf seinen Verlag und seine
Familie ausgiebig Erfahrungen in dieser Richtung. Seine verlegerischen
Erben haben dies vergessen. Dieter Stein
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