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Mittwoch, 17. Juni 2020

17. Juni 1953

Am vergangenen Wochenende gingen weltweit Hunderttausende Menschen auf die Straße, um gegen Polizeigewalt und Diskriminierung von Schwarzen zu protestieren. Anlaß war der Tod des Afroamerikaners George Floyd, der am 25. Mai nach Mißhandlungen durch einen Polizisten bei seiner Festnahme ums Leben gekommen war. Aus der zunächst verständlichen Empörung schlugen umgehend linksradikale Gruppen und Kriminelle Kapital. Als Trittbrettfahrer plündern sie nicht nur in Amerika massenhaft Geschäfte und wiegeln ethnische Gruppen gegeneinander auf. Auch in Deutschland mobilisierten linke Gruppen stark, landesweit gingen mehrere zehntausend, in Berlin alleine rund 15.000 Menschen auf die Straße – am Rande kam es ebenfalls zu gewaltsamen Ausschreitungen. Das Bemerkenswerte war nun, daß die Demonstrationen nicht abgebrochen oder aufgelöst wurden, obwohl die zu Corona-Zeiten vorgeschriebenen Abstände und Schutzmaßnahmen weitgehend ignoriert wurden. Bei jüngsten Anti-Corona-Demonstrationen wurden Teilnehmer hingegen teils äußerst brutal bei Verstößen abgeführt – davon konnte jetzt (etwa weil für die „richtige“ Sache demonstriert wurde?) nicht die Rede sein.
Indessen übt die derzeitige SPD-Führung (Saskia Esken: „Antifa – selbstverständlich!“) den demonstrativen Schulterschluß mit Linksextremisten, wird in Mecklenburg-Vorpommern mit den Stimmen von SPD und CDU mit Barbara Borchardt eine Politikern der Ex-SED-„Linken“ zur Verfassungsrichterin gewählt, trotzdem sie Mitglied und Mitbegründerin der vom Verfassungsschutz als linksextrem eingeordneten „Antikapitalistischen Linken“ (AKL) ist.
In welchem Licht stünden diese Anbiederungen an die Antifa, wenn wir uns diese Woche nicht nur verschämt, sondern gebührend des antikommunistischen Volksaufstands am 17. Juni 1953 in der DDR erinnern würden, der blutig von sowjetischen Panzern niedergewalzt wurde und den Borchardts Parteigenossen bis zum Fall der Mauer 1989 als von westlichen Agenten inszenierten Umsturzversuch verhöhnten?
Wir erleben statt dessen die fortgesetzte Bemühung, den als Konsequenz aus beiden auf Vernichtung gegründeten Ideologien – Kommunismus und Nationalsozialismus – entstandenen antitotalitären Konsens auszulöschen. Besonders blamabel ist dies, wenn sich einst bürgerliche Blätter wie die Welt opportunistisch hervortun.

Am Wochenende hieß es hier in einem Kommentar von Deniz Yücel: „Erträglicher ist es dort, wo es eine Antifa gibt; zivilisiert, wo sie die Oberhand hat. Keine Angst vor der Antifa!“ Der 1985 verstorbene legendäre Welt-Verleger Axel Springer sammelte durch linksextreme Bomben- und Brandanschläge auf seinen Verlag und seine Familie ausgiebig Erfahrungen in dieser Richtung. Seine verlegerischen Erben haben dies vergessen.   Dieter Stein


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