Robert XY (anonymisiert) klagt über seine seit langem abnehmende
Begeisterung angesichts der Leistungen, die ihm von den
öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten täglich angeboten werden. Und
für die er zu bezahlen hat. Das mag vielen, insbesondere den
Mitarbeitern der Sender selbst, unverständlich erscheinen. Leisten deren
Redaktionen derzeit doch Schwerstarbeit, indem sie jeden Tag die neuen
Infiziertenzahlen vorlesen, die man auch selber und kostenlos bei der
Johns Hopkins-Uni nachschlagen kann.
Aber Robert ist einfach nicht von seiner Auffassung abzubringen. Er
beruft sich auf etwas, das er „Meinungsfreiheit“ nennt.
Gut, wir haben
das wohl hinzunehmen. Unser Protagonist hat nun von dem Bestreben vieler Mitbürgerinnen und Mitbürger gehört, den Rundfunkbeitrag in bar entrichten zu wollen. Ein Vorhaben, das den Anstalten nicht gefällt.
Und gegen das sie sich mit allen verfügbaren Mitteln, sogar mit einem
auf Kosten der Gebührenzahler geführten Prozess wehren, der über das
Bundesverwaltungsgericht zum Europäischen Gerichtshof gelangt ist. Das
Bundesverwaltungsgericht übrigens hat sich klipp und klar auf den
Standpunkt gestellt: Barzahlung geht. Interessiert den „Beitragsservice“
aber nicht.
Robert ist nun auf folgende verschlagene Idee gekommen. Er hat am 17.02.2020 einen Brief an den Chef der größten öffentlich-rechtlichen Anstalt geschrieben, also des WDR. Dort steht:
„In der Anlage zu diesem Schreiben erhalten Sie daher eine
Euro-Banknote über € 50,00. Damit dieser Betrag Sie als
Vertretungsberechtigten des WDR auch sicher erreicht, schicke ich diesen
Brief per Einschreiben / Eigenhändig. [Den Betrag] bitte ich meinem
Beitragskonto gutzuschreiben…Wie Sie sehen, weigere ich mich nicht,
meinen Beitrag zu leisten. Ich bitte Sie daher, den Beitragsservice
anzuweisen, den gegen mich ergangenen Festsetzungsbescheid aufzuheben,
da hierfür keine Veranlassung mehr besteht.“
Und ob Sie es glauben oder nicht: Bar an Buhrow klappt. Es hat zwar
etwas gedauert, bis die am 17.02.2020 auf die Reise geschickten € 50,00
beim Beitragsservice ankamen. Aber schließlich wurden sie dem
Beitragskonto von Robert XY am 03.03.2020 gutgeschrieben. Tom Buhrow hat also dem Umschlag das Bargeld entnommen und es, wie es sich gehört, beim “Beitragsservice” abgeliefert.
Wem also die Vollstreckung droht, der mag sich an diesem beherzten
Handeln ein Beispiel nehmen und den von ihm geschuldeten Betrag oder
einen Teil davon, den man in Scheinen bezahlen kann, an den Intendanten
des öffentlich-rechtlichen Senders schicken, der für ihn zuständig ist.
Ich bin sicher, die Intendantinnen und Intendanten, ehrlich wie sie
sind, werden die Barschaft ordnungsgemäß beim Beitragsservice abliefern.
Es wäre ja auch zu lustig, wenn sie das Geld an den Absender auf Kosten
der Gebührenzahler zurückschickten und damit zum Ausdruck brächten,
dass sie es gar nicht haben wollen.
Dann könnte man anfangen, darüber
nachzudenken, ob das rechtlich womöglich als Verzicht zu werten sein
könnte. Man will zwar das Geld, schickt es aber zurück, wenn man es hat?
Ich bin mal gespannt.
So und jetzt kommen wir halsüberkopf von Robert XY zu Felix Huesmann
(Name nicht von der Redaktion geändert). Die meisten werden ihn kennen,
wenn nein, eine Kurzinfo: „Felix Huesmann ist freier Journalist und lebt
und arbeitet in Berlin. Du kannst ihn unter felixhuesmann@gmx.de
kontaktieren“ heißt es bei „Buzzfeed“. Das ist eine Plattform, für die
Felix schreibt und die sein Eigentümer jetzt nicht mehr haben, sondern
verkaufen will. Was am 07.04.2020 herauskam.
Wer mehr über Felix wissen möchte, findet bei medwatch.de diesen
Eintrag: „Felix Huesmann ist freier Journalist und Nachrichtenredakteur.
Er arbeitet vor allem zu Politischem und beschäftigt sich dabei viel
mit Rechtsextremismus und Verschwörungstheorien. Felix hat als
Politikredakteur für das Newsportal Watson.de gearbeitet und als freier
Journalist für Medien wie Vice, die Deutsche Presse-Agentur und
Übermedien geschrieben.“ Schließlich schreibt Felix aber auch noch für „bento“,
die „Apotheken-Rundschau“ für Präpubertierende, die Bräunungscreme
kaufen, wenn das von einem „Influencer“ auf Instagram empfohlen wird.
Nun erbat Felix ein Interview mit mir, weil ich ein oder zwei Texte
dazu geschrieben habe, wie man die Öffentlich-Rechtlichen ein bisschen
ärgern kann. Er versicherte mir per Mail: „…als Anwalt mit einer
gewissen Bekanntheit und Reichweite würde ich ihnen durchaus eine große
Relevanz beimessen.“ Ach, dieser Schmeichler, dachte ich, schauen wir
mal, was er journalistisch so draufhat. Was bei dem Artikel („Eine
rechte Sabotage-Kampagne will ARD und ZDF zu Fall bringen“) rauskommen
würde, war zwar klar. Ich fasse seinen wesentlichen Inhalt trotzdem kurz
zusammen:
„..rechte Sabotagekampagne, Rechtskonservative, Neurechte und
Rechtsextreme blasen zum gemeinsamen Angriff auf ARD und ZDF. Sie zahlen
ihre Beiträge in Cent-Stücken und verlangen Auskunft über ihre Daten…
rechten Wutbürger-Initiative... rechten Kreisen… rechtskonservativ…
breite, rechte Koalition… rechte Koalition… aus Rechtskonservativen,
neurechten… Verschwörungstheoretikern, Rechtsextremen…neurechten
Aktivisten… rechten und rechtsextremen Kreisen… rechter Kreise… breiten
Spektrum aus Rechtskonservativen, Neurechten und Rechtsextremen… rechte
Nachwuchs-Influencer… rechte YouTuber… rechte YouTuberin…
rechtsextremen…rechtsextremen Kreisen… Rechtsextremen und Reichsbürgern…
rechten Internet-Kreisen… Rechts und rechtsextreme Accounts… jungen,
rechten Initiative… das ganze rechte Spektrum… rechtsextremen… rechte
Blog… rechtsextreme… rechtsextreme…rechtsextremer… Rechtskonservativen
bis Rechtsextremen… rechtskonservativen CDU/CSU-Splittergruppe
Werteunion… rechtsextremen… rechte… rechten Szene…rechts… neurechte
Publizistin….“.
Das ist also die “journalistische” Bewertung, wenn man als
Beitragszahler die Anstalten nach Datenschutzgrundverordnung um seine
Daten bittet oder die Beitragszahlung bar entrichten möchte. Wer hätte
das gedacht? Am schönsten an dem Text, ein Lehrbeispiel für
restringierten Code, ist die Passage, mit der Felix glaubt, mich
überführen zu können und sich dabei tüchtig blamiert. Zitat:
„Im Telefonat mit BuzzFeed News Deutschland bemüht Steinhöfel die
Erzählung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks als gesteuertem
Staatsfunk, auch wenn er es nicht so direkt sagt. Von der
verfassungsrechtlich verlangten „Staatsfreiheit des Rundfunks“ könne man
nicht ernstlich sprechen, sagt er. „Die Parteien organisieren die ganze
Veranstaltung so, als sei sie ein Filialunternehmen des politischen
Betriebs,“… sagt Steinhöfel.“
Das Dumme daran ist nur, “mein Zitat” ist geklaut, ausgerechnet aus
dem “Spiegel“, und völlig unverändert. Es entstammt wörtlich dem eminent
lesenswerten Text „Schafft die Räte ab“ (Spiegel, 28.10.2013, Absatz 2, Satz 2).
Wenn die oben erwähnten neurechten Rechten, Rechtsextremen usw. mit
dem „Spiegel“ bei der Bewertung der öffentlich-rechtlichen Anstalten in
einem Boot sitzen, ist ja Deutschland doch noch nicht verloren. Auch,
wenn Felix das leider nicht mitbekommen hat.
Dieser Beitrag erschien zuerst auf Steinhöfel.de
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