Trotz seiner Ankündigung hat Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) am Montag keine Strafanzeige gegen die taz-Kolumnistin Hengameh Yaghoobifarah
gestellt.
Bundeskanzlerin Angela Merkel hat sich in die
Diskussion darüber eingeschaltet.
Regierungssprecher Steffen Seibert
teilte mit, die Kanzlerin befinde sich in „vertraulichen Gesprächen“ mit
Seehofer. Welche Position Merkel dabei hat, sagte der Sprecher nicht.
Seehofer hatte am Sonntag abend in der Bild-Zeitung
angekündigt: „Ich werde morgen als Bundesinnenminister Strafanzeige
gegen die Kolumnistin wegen des unsäglichen Artikels in der taz über
die Polizei stellen.“ Er verband die Äußerungen in der Kolumne auch mit
den Ausschreitungen am Wochenende in Stuttgart, bei denen 19 Polizisten
verletzt wurden.
Für seine Ankündigung hatte er heftige Kritik
unter anderem von Oppositionspolitikern und Journalistenverbänden
erhalten. Sie stuften Seehofers Vorstoß als Angriff auf die
Pressefreiheit ein. Innenminister Thomas Strobl (CDU) hatte Seehofer in dessen Absicht
bestärkt: „Wer dazu aufruft, Menschen auf den Müll zu schmeißen, der muß
sich schon hinterfragen lassen.“
Yaghoobifarah hatte in dem Meinungsbeitrag vom Montag vergangene
Woche die Polizei pauschal herabgewürdigt und darüber nachgedacht, was
man mit den Beamten machen könnte, wenn die Polizei eines Tages
abgeschafft würde, es aber immer noch ein kapitalistisches System gäbe.
„Spontan fällt mir nur eine geeignete Option ein: die Mülldeponie. Nicht
als Müllmenschen mit Schlüsseln zu Häusern, sondern auf der Halde, wo
sie wirklich nur von Abfall umgeben sind. Unter ihresgleichen fühlen sie
sich bestimmt auch selber am wohlsten.“
Dieses Land ist völlig aus dem Lot. Linke können die unmöglichsten Verleumdungen und Herabsetzungen in die Welt setzen und sich dabei auf Satire berufen, gleichzeitig wird die leiseste konservative Kritik an der Politik der "Großen Koalition aller älteren Parteien" als Nazismus stigmatisiert.
Unterdessen ging die stellvertretende AfD-Chefin Beatrix von Storch rechtlich gegen die taz-Kolumnistin
vor. Sie habe soeben Anzeige erstattet, teilte von Storch Montag abend
mit. „Solche menschenverachtenden verbalen Angriffe wie der dieser taz-Schreiberin
auf unsere Polizisten schaffen die ideologische Grundlage und sorgen
für eine generelle Enthemmung und für die Entmenschlichung der
Polizeibeamten, die sich dann in Gewaltaktionen wie in Stuttgart
entladen.“
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