Es sind schockierende Bilder, die aus den USA herüberdringen.
Zuerst die Aufnahmen des gefesselt am Boden liegenden schwarzen
Kleinkriminellen George Floyd in Minneapolis, dem ein weißer Polizist
die Luft abdrückt. Dann die Bilder von den Ausschreitungen, vom
buchstäblichen Flächenbrand der Gewalt, der das große Land ereilt und
seine öffentliche Ordnung außer Kraft setzt.
In keiner Weise gehe es mehr um den Tod von Floyd, sagte Gouverneur
Tim Walz, der den minderheitenaffinen Demokraten angehört. „Es geht
darum, die Zivilgesellschaft zu attackieren, Furcht einzuflößen und
unsere großartigen Städte zu sprengen.“ Ein vornehmlich schwarzer Mob
agiert als revolutionärer Stoßtrupp und bestätigt genau das, was vielen
Weißen als rassistisches Vorurteil vorgeworfen wird. Auch weiße
Gewalttäter sind dabei, anscheinend linke Anarchisten, die versuchen,
ihr Umsturz-Süppchen zu kochen. Der Polizist, der Floyds Tod mutmaßlich
verursacht hat, ist allerdings mit einer Asiatin verheiratet, was dem
schlichten Rassismus-Klischee widerspricht.
Die Berichterstattung stellt die rassistische Polizeigewalt gegen
Schwarze in den Vordergrund und rechnet sie auf die USA unter Trump
hoch. Der Historiker Lukas Mihr – Autor dieser Zeitung – kommt nach
Sichtung von US-Statistiken zu einem anderen Befund. Tatsächlich werden
Schwarze von der Polizei mit zweieinhalbmal größerer Wahrscheinlichkeit
erschossen als Weiße, die wiederum dreimal häufiger als Asiaten getötet
werden. Demnach würde die Polizei gegenüber Weißen eine größere
Abneigung hegen als gegen ethnische Chinesen, Japaner oder Koreaner. Was
jedoch der weißen Suprematie widerspricht, die angeblich die Wurzel
allen Übels ist.
Was unterschlagen wird: Es gibt viermal mehr schwarze
Polizistenmörder als weiße. Außerdem werden Schwarze von weißen und
schwarzen Polizisten mit gleicher Wahrscheinlichkeit erschossen. Eine
Praxis offenbar, die sich aus der Gefahrenabwägung ergibt, die wiederum
auf Erfahrung beruht. Wenn Schwarze fünfmal häufiger inhaftiert werden
als Weiße, läßt sich das nicht mehr mit der rassistischen
Voreingenommenheit der Behörden erklären, sondern mit
überdurchschnittlicher Delinquenz.
Der Bürgermeister von Minneapolis sprach zunächst von „aufgestauter
Wut und Traurigkeit, die in unserer schwarzen Gemeinde nicht nur wegen
der fünf Minuten des Grauens, sondern seit 400 Jahren tief verwurzelt
ist“. Aus der Fokussierung auf historische Schuld – eine in Deutschland
vertraute Übung – bezieht auch die aggressive Organisation „Black Lives
Matter“ ihre Energie. Schwarze Geschäftsinhaber versuchten sich vor
Plünderern zu schützen, indem sie die Aufschrift „black owned business“
anbrachten und eine rassische Trennlinie zu weißen und asiatischen
Inhabern zogen.
Das ist die Realität einer ethnisch fragmentierten Gesellschaft, die
auch Europa längst erreicht hat. Zuwanderer-Krawalle in den
französischen Banlieues oder in den britischen Vorstädten werden
regelmäßig auf soziale Ursachen zurückgeführt. Daß die einen bessere,
andere schlechtere Startbedingungen haben, ist in einer
ausdifferenzierten Gesellschaft jedoch normal. Ein kluger Staat wird, wo
nötig und aussichtsreich, Hilfe zur Selbsthilfe anbieten. Denn es sind
überwiegend die sozialen Aufsteiger, die einer Gesellschaft Schwung
verleihen.
Begriffe wie „Benachteiligung“ oder „Diskriminierung“ suggerieren
hingegen, daß eine latent rassistische Gesellschaft bestimmte ethnische
oder religiöse Gruppen daran hindere, ihre Talente zu entfalten. Es
fällt auf, daß Ostasiaten sich so gut wie nie auf diese Erklärung
zurückziehen. Wenn sie auffällig werden, dann durch Fleiß und Wissen. Es
braucht eben Voraussetzungen, die durch keine Sozialtechnik zu ersetzen
sind.
Als 1989 das Sozialismus-Projekt in Europa bankrott ging, glaubten
viele an das Ende der politischen Ideologien. Das war ein Irrtum. Die
Linke erkannte sehr rasch das kulturrevolutionäre Potential der
„Differenz“ und „Diversität“. Einerseits wurden die Rechte von
Minderheiten in den Mittelpunkt gerückt, andererseits die tradierten
Strukturen und kollektiven Verbindlichkeiten: Nation, Staat, Kultur,
Geschlecht usw., als Konstrukte oder hegemoniale „weiße“ Diskurse
diffamiert und dekonstruiert.
Der Vorwurf des Rassismus, der Islamo- oder Homophobie verhindert
gleichzeitig, daß der Widerspruch zwischen der strikten
Identitätspolitik der Minderheiten und dem faktischen Identitätsverbot
der Mehrheitsgesellschaft thematisiert wird. Sogar islamische
Fundamentalisten und kriminelle Clans schlüpfen so unter den Schirm der
Antidiskriminierung.
Es gibt Bestrebungen, den Tod des George Floyd dafür zu nutzen, das
Dogma einer weißen Rassismus-Schuld nach Deutschland zu importieren und
hier zu verankern. Das würde die Atmosphäre weiter vergiften und zu
vergleichbarer „antirassistischer“ Gewalt anspornen. Die
afrikanischstämmige Grünen-Politikerin Aminata Touré, Vizepräsidentin im
Landtag von Schleswig-Holstein und Expertin für „Migration,
Antirassismus, Frauen, Queer & Jugend“, bekundete auf Twitter, sich
einer Gemeinde aus „Schwestern und Brüdern weltweit“ zugehörig zu
fühlen, deren identitätsstiftendes Merkmal ihr „Schwarzsein“ ist.
Ähnliche Verlautbarungen gibt es aus den Reihen der „Neuen Deutschen
Medienmacher“-NGO, deren Leistung sich darin erschöpft, ihre angebliche
Benachteiligung zu beklagen.
Für die großen Medien stellte 2018 nicht die Ermordung eines
Deutschen in Chemnitz durch einen Ausländer den Skandal dar, sondern die
öffentliche Empörung darüber; sie verbreiteten die „Hetzjagd“-Lüge. Das
Toben des brandschatzenden Mobs in den USA indes nennen sie „Protest“.
Es ist ungemütlich im freien Westen. Hinz
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