Stationen

Dienstag, 9. Juni 2020

Mira Sievers


Wäre sie eine Grüne oder Rechtspopulistin, wäre die Angelegenheit nicht der Rede wert. Aber wir haben hier die erste biodeutsche transsexuelle muslimische Konvertitin vor uns. Sie stammt überdies aus einem katholischen Elternhaus, das heißt, sie hat nicht nur dem toxischen Geschlecht, sondern auch der toxischen Religion den Rücken gekehrt.
Sievers leitet seit kurzem das Institut für Islamische Theologie an der Ostberliner Humboldt Universität. Das heißt, sie wird Muslimen den Islam erklären, und obwohl Loriot leider tot ist, werden wir in Zukunft gewiss viele ulkige Sketche und drollige Charaden mit ihr im Mittelpunkt serviert bekommen.
In der Berliner Zeitung liest man über die neue Institutschefin und ihren Aufbruch von alten Ufern: "Das Konfliktpotenzial lässt sich an Kleinigkeiten ablesen. Mira Sievers bekommt zum Beispiel bei Veranstaltungen manchmal Fragen gestellt, die viele als beleidigend empfinden dürften. Dürfen Sie denn alleine reisen ohne männliche Begleitung? Und wo ist überhaupt Ihr Kopftuch?
Mira Sievers hat keins. So einfach ist das. Aber das deutsche Verhältnis zu Muslimen ist nicht einfach, sondern kompliziert. Und dann kommt noch etwas dazu, das die Auswahl von Mira Sievers für diese Position interessant macht. Mira Sievers hat eine Transidentität. Es fällt ihr nicht schwer, das zu erklären. 'Ich bin eine Frau und ich habe so etwas, das man einen Transhintergrund nennen könnte', sagt sie. Das Wort transsexuell hält sie für unpassend, weil Identität eben nichts mit Sexualität zu tun habe."
So wenig wie mit Nationalität und Religion? Man muss sich das vergewärtigen, immer und immer wieder: An einer deutschen, nun ja, zumindest ehemaligen Universität – im Foyer hängen die Bilder von den Nobelpreisträgern, die dort studierten, alles alte weiße männliche Naturwissenschaftler, aber die werden bestimmt bald abgehängt – erhält eine Person Lehrstuhl und Institut, die behauptet, Identität habe nichts mit Sexualität zu tun, wo doch beinahe jeder Mensch auf Erden weiß, dass Identität mit nichts mehr zu tun hat als mit Sexualität, also mit der Tatsache, ob man als Junge oder Mädchen ins Leben und in die Gesellschaft tritt.

Mag sein, dass es in Extremsituation für einen Moment wichtiger ist, zu welcher Ethnie, Heeresgruppe, Einheit oder Seilschaft man gehört, doch aufs Ganze gesehen prägt nichts mehr als das Geschlecht. Aber gut, das werden die Moslems schon intern regeln. Irgendwann. Oder bald.

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