Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer (Grüne) hat davor gewarnt, bestimmte Merkmale der Randalierer in Stuttgart
unklar zu benennen. „Es hat viel zu lange gedauert, bis die Ereignisse
auf der Kölner Domplatte korrekt dargestellt wurden“, schrieb Palmer am
Montag auf Facebook. „Wir brauchen Klarheit, wer in dieser Nacht
randaliert hat.“ Er forderte Presse und Politik auf, dieser Frage nicht
auszuweichen, sondern nachzugehen.
In der Nacht zu Sonntag hatten sich in der baden-württembergischen
Landeshauptstadt mehrere hundert Jugendliche und junge Männer teils
heftige Auseinandersetzungen mit der Polizei geliefert. Es kam zu
regelrechten Straßenschlachten, Fensterscheiben wurden eingeworfen und
Geschäfte geplündert. 19 Polizisten wurden verletzt. Mehrere Randalierer
riefen dabei auch „Allahu Akbar“ (Allah ist groß“, „ACAB“ (sinngemäß:
Alle Bullen sind Schweine) und „Fuck the System“ (sinngemäß: Scheiß auf
das System).
Palmer verwies in seinem Facebook-Eintrag auf den Vorsitzenden der
Gewerkschaft der Polizei in Mannheim, Thomas Mohr. Dieser schrieb am
Montag: „Wer hier die Randalier einer ‘Event- und Party-Szene’ zuordnet,
verharmlost das Grundproblem. Nach Schilderungen der Einsatzkräfte vor
Ort handelte es sich um überwiegend migrantische Jugendliche,
Heranwachsende, aber auch Erwachsene in größerer Zahl, die grundsätzlich
sich an keine Verhaltensregeln halten. „Das sind weitgehend
testosterongeladene junge Männer, die in der Gruppendynamik schnell
eskalieren!“
Laut Polizei-Vizepräsident Thomas Berger kamen die
mutmaßlichen Täter aus der „Party- und Eventszene“. Dieses „Provokationsverhalten und die ausgeprägte Eskalationsneigung
dieser Personengruppen“ sei auch der Grund für die Kontrolle gewesen,
die den bisherigen Ermittlungen zufolge den Randalen vorausgegangen war,
schrieb Mohr. „Das Ganze dann als Foto und Video online zu stellen,
bringt Anerkennung und ‘Klicks’ in der Szene, die man im wahren Leben
nicht erfährt.“
Bereits am Sonntag abend hatte Palmer den Begriff „Partyszene“ kritisiert. Ihm sei aufgefallen, daß auf einem Foto der Stuttgarter Zeitungkurz
vor den Krawallen höchstens zehn Prozent Frauen zu sehen gewesen seien.
„Alle anderen sind junge Männer. Von diesen wiederum haben nahezu alle
ein Aussehen, das man im Polizeibericht als ‘dunkelhäutig’ oder
‘südländisch’ beschreiben würde. ‘Weiße Männer’ kann ich kaum entdecken.
In den Videos der Krawallnacht haben fast alle Täter ein ähnliches
Erscheinungsbild wie die meisten Männer auf diesem Foto.“
Ob das Rassismus sei, fragte Palmer. „Oder vielleicht doch ein Grund,
genauer hinzuschauen und sich zu fragen, wieso sich nach der
Drogenkontrolle eines Jungen mit Migrationshintergrund plötzlich derart
viele Menschen gegen die Polizei zusammenschließen?“ Er halte es für
schwer vorstellbar, daß dies ohne eine Ablehnung der Polizei und dem
Gefühl, „gemeinsam gegen diese Aufbegehren zu müssen und damit im Recht
zu sein“, überhaupt möglich sei.
Unterdessen teilte die Stuttgarter Staatsanwaltschaft mit, sie habe
Haftbefehl gegen acht mutmaßliche Randalierer beantragt. Demnach muß
sich ein 16 Jahre alter Mann wegen versuchten Totschlags verantworten.
Ihm wird vorgeworfen, einem bereits am Boden liegenden Studenten gezielt
gegen den Kopf getreten zu haben. Er habe dabei den möglichen Tod des
Opfers zumindest billigend in Kauf genommen. Der Student hatte laut
Ermittelern die Randalierer kritisiert.
Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne)
warf den Randalierern Landfriedensbruch vor. „In meinen Augen war das
Landfriedensbruch, was da geschehen ist, und das gehört zu den schweren
Straftaten“, sagte der Grünen-Politiker laut der Nachrichtenagentur dpa
am Montag bei einem Besuch der Stuttgarter Königstraße, auf der die
Krawallmacher Schaufenster zerstörten und Geschäfte plünderten. Ersten
Schätzungen zufolge richteten sie Schäden in Millionenhöhe an.
Die demonstrativ zur Schau gestellte „Ratlosigkeit“ etablierter
Politiker angesichts der bürgerkriegsähnlichen Ausschreitungen und
Jagdszenen auf Polizeibeamte in der baden-württembergischen
Landeshauptstadt Stuttgart ist so dreist und atemberaubend wie die
Heuchelei, die dahinter zutage tritt.
Da behauptet ein grüner Oberbürgermeister, es sei „nicht möglich“,
daß man „die Polizei angreift und plündert“ – obwohl genau das gerade in
seiner Stadt geschehen ist. Da wird mit gelangweilter Routine die
„ganze Härte des Rechtsstaats“ beschworen, den man sich bei anderer
Gelegenheit sonst gerne nach politischer Opportunität zurechtlegt. Linke
und grüne Politiker ringen sich gar scheinheilige Genesungswünsche an
die verletzten Polizeibeamten ab, obwohl gerade aus dieser Ecke die
Polizei immer wieder durch haltlose Unterstellungen und
Generalverdächtigungen de facto zum Freiwild gemacht wird.
Phrasen wie „Fassungslosigkeit“ und „Empörung“ will niemand aus
Politikermund hören; fassungslos und empört sind die Bürger auch so.
Aufgabe der Politik ist es, die Ursachen von Fehlentwicklungen zu
benennen und zu beseitigen. Die Stuttgarter Ausschreitungen mögen „nie
dagewesen“ sein; vom Himmel gefallen sind sie nicht.
Mit maßlosen und pauschalen „Rassismus“-Vorwürfen haben führende
Vertreter von Grünen, Linken und SPD sowie ihre medialen Unterstützer
und Scharfmacher gerade in den letzten Wochen das Ansehen der Polizei
systematisch demontiert. „Bürgerliche“ Politiker von Union und FDP haben
sie nur halbherzig verteidigt und sind beim ersten Gegenwind feige
zurückgewichen und verstummt. Selbst wenn Beamte, wie im Fall des
Messerangreifers von Bremen, korrekt in Notwehr zur Waffe griffen,
wurden sie mit haltlosen Verdächtigungen überzogen, als zählten ihre
Leben nicht.
Durch den Import der geistesverwandten „Black Lives
Matter“-Propaganda hat die kulturmarxistische Linke dieses perfide Spiel
auf die Spitze getrieben. Die Wurzeln liegen aber tiefer. Der
„Rassismus“-Generalverdacht gegen die „Mitte der Gesellschaft“ im
allgemeinen und die Polizei im besonderen ist der rote Faden des Kampfes
„gegen Rechts“, der in Wahrheit ein Kampf um die politische Hegemonie
ist.
Wie weit dieser bereits gediehen ist, hat sich einmal mehr in der
vergangenen Woche im Deutschen Bundestag gezeigt: Alle übrigen
Fraktionen lehnten den Antrag der AfD ab, die sogenannte „Antifa“ als
terroristische Organisation zu verbieten, und lieferten mehr oder
weniger gewundene Ergebenheitsadressen an den „Antifaschismus“ ab.
Linksextreme Gewalttäter, die sich unter diesem Etikett organisieren,
konnten das als weitere Ermunterung verstehen, deren Auswirkungen an
diesem Wochenende auch auf den Stuttgarter Straßen zu besichtigen waren.
„Antirassismus“ und „Antifaschismus“ sind keine neutralen Begriffe,
sondern Ideologien, die jede Kritik an Multikulturalismus und potenziell
unbegrenzter und unkontrollierter Einwanderung moralisch
disqualifizieren sollen. Als Ergebnis dieser politisch gewollten
Migration gibt es in vielen deutschen Großstädten inzwischen eine
kritische Masse aus „jungen Männern“ vornehmlich aus dem
islamisch-orientalischen Kulturkreis, die den deutschen Staat und die
Mehrheitsgesellschaft nicht respektieren oder gar offen verachten.
Dieses explosive Konglomerat hat sich jetzt in Stuttgart entladen –
so wie zuvor in Göttingen, in Berlin und anderen Brennpunkten. Der
krampfhafte Versuch, dieses Potenzial nicht beim Namen zu nennen oder
als „Party- und Eventszene“ zu beschönigen, ist nichts anderes als die
verzweifelte Flucht aus der Verantwortung für die Folgen politischer
Fehlentscheidungen.
Die Zeche dafür zahlen die Bürger: Durch die erlittenen Schäden, aber
vor allem durch den Verlust des hohen Gutes der öffentlichen
Sicherheit. Murren sie zu laut, während sie die Scherben beiseite
räumen, ist schnell Schluß mit „wir stehen an Ihrer Seite“, dann geraten
sie wieder, wie die Polizeibeamten, deren Kollegen krankenhausreif
geschlagen wurden, unter Pauschalverdacht.
Um diesen Teufelskreis aus Diffamierung und Realitätsverweigerung zu
durchbrechen, müssen wir zuerst die Dinge beim Namen nennen. Schläger
und Plünderer sind keine „Partyleute“; und wenn ein erheblicher Teil von
ihnen junge Männer mit „Migrationshintergrund“ sind, dann ist das kein
„bunter Mix rund um den Globus“, sondern ein handfestes Problem. Das
auszusprechen ist weder anstößig noch eine „Instrumentalisierung“. Es
ist ein notwendiger Akt der Ehrlichkeit und ein erster Schritt, um die
rechtsstaatliche Ordnung wieder in vollem Umfang zur Geltung zu bringen.
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Dr. Alice Weidel ist Fraktionsvorsitzende der AfD im Deutschen Bundestag. Seit Februar führt sie zudem den AfD-Landesverband Baden-Württemberg.
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