Ich lebe in der Stadt – sofern man eine Stadt von 70.000 Seelen als
solche bezeichnen will. Für Berlin sind wir ein Dorf, für Wuhan ein
Marktflecken. Wir sind – wie man so schön sagt – noch einigermaßen
„beschaulich“. Ich muss, wenn ich durch die Innenstadt laufe, niemanden
treffen, aber ich kann. Vorgestern sitze ich in der Eisdiele, treffe
gleich zwei Bekannte und dann plaudert man. Ich mag meine Stadt.
Und doch. Doch ist ein Wandel festzustellen. Der Seitenarm der
Einkaufsstraße, früher schon mit der Bezeichnung „da gibt es auch Läden“
versehen, hat vor einiger Zeit ein neues Straßenpflaster bekommen, der
rissige Asphalt wurde gegen hübsche weiße Platten ausgetauscht, und dann
eröffnete der erste Döner-Laden. Danach kamen ein Nagelstudio und ein
türkischer Barbier, ein zweiter und ein dritter orientalischer Imbiss
sowie ein Billig-Bäcker, dann das nächste Nagelstudio, und unmerklich
wurde es in der Fußgängerzone recht bunt. Ab 10 Uhr sind die Stühle vor
den Läden mit entsprechendem Publikum bestückt und ein gar lustig
babylonisch Stimmengewirr verbreitet die Atmosphäre eines nahöstlichen
Basars. Die bisher Einheimischen bleiben weg oder meiden die Straße.
In der Eisdiele treffe ich Akay. Akay ist 56 Jahre alt und lebt seit
56 Jahren in unserer Stadt. Seine Eltern kamen seinerzeit als
Gastarbeiter, er spricht den gleichen Dialekt wie ich. Er sucht derzeit
eine Wohnung und ist stocksauer, dass er keine findet. „Wenn ich mit
meinem türkischen Nachnamen auftauche, ist die Wohnung leider schon
vergeben“, sagt er. „Ich verstehe das“, sagt er auch, „seit Ihr (!) hier
jeden Kasper ins Land lasst, hat sich unser Ruf allgemein
verschlechtert. Die führen sich auf wie die Axt im Wald und wir, die wir
hier schon immer leben, leiden darunter.“ Da hat er recht. Leute wie
Akay sind tatsächlich Mitbürger, da mag er seinen Erdogan lieb haben
oder nicht, aber Akay arbeitet hier schon ewig und zahlt seine Steuern
und gehört nicht zu den „Party-People“ oder den „jungen Männern“. Er
ist, wie ich, ein alter weißer Mann, auch, wenn er nicht Schneider
heißt. Er gehört zu denjenigen, die die Realitätsverweigerung unserer
Regierenden ausbaden dürfen.
Im ominösen „Früher“ war die Gegend um den Bahnhof immer schon doof,
im Stadtpark war es einigermaßen in Ordnung. Es war auch insgesamt
sicherer. Wenn ich heute in besagter Eisdiele an einem Vormittag
aufschlage, bin ich der einzige Deutsche. Der Rest der Gäste ist um
diese Uhrzeit, wie man so schön sagt, „bunt“. Heutzutage ist es in
meiner Stadt überhaupt überall ziemlich bunt. An so ziemlich jeder Ecke
latschen unmotivierte Typen in Jogginghosen herum, rotzen auf den Boden
und brüllen in ihre Handys, die sie wie kleine Sprech-Brettchen vor sich
her tragen. Überwiegend junge Leute eben. „Partyvolk“, wie man sie seit
ein paar Stuttgarter Tagen nennen darf.
Im weiteren Umkreis schimmert es in hellen und dunklen Farben.
Offenbach, das einen Partyvolkanteil von 60,8 Prozent (Stand 2017) hat,
feiert sich selbst als „bei der Integration spitze“
und meint damit wahrscheinlich, dass sich die dort verbliebenen
deutschen Restposten des Frankfurter Prekariats ganz gut integriert
haben. Hier hat die „Vereinigung der Proleten aller Länder“ hervorragend
funktioniert – übrigens ebenso wie die bürgerliche Ruhe, weil sich die
diversen Clans gegenseitig kontrollieren. Hanau, gleich nebenan, hat ein
feierwütiges Partyvolk von rund 27 Prozent
der Einwohner, und das zentrale Frankfurt mit 750.000 Einwohnern kann,
trotz des Frankfurter Parkplatzes Offenbach, immer noch rund 30 Prozent
Ausländeranteil nachweisen. Wobei damit die gemeint sind, die keinen
deutschen Pass haben. An „Deutschen mit Migrationshintergrund“ kommen
weitere rund 24 Prozent hinzu und damit hat auch Frankfurt die
50-Prozent-Marke geknackt und satte 375.000
Mal-mehr-mal-weniger-länger-hier-Lebende. So sieht die Stadt dann eben
auch aus. Wer soll da wen integrieren? Und da haben wir von
Gelsenkirchen, Duisburg, Bremen und Berlin noch gar nicht gesprochen.
Unser Entschluss steht fest: Wir ziehen aufs Land. Die Städte sind
verloren. Das war genau so gewünscht, und genau so ist es geworden. Auf
dem Land ist es noch anders. Da sind die Strukturen gewachsen, und wer
sich nicht benimmt und mitmacht, der zieht auch schnell wieder weg. Oder
wird weggezogen. Weil eben jeder jeden kennt. Hier gibt es so gut wie
keine Anonymität für „Partyvolk“, und wer etwas kaputt macht, der räumt
es am nächsten Tage auch wieder auf. Gnade ihm, falls nicht. Die
Dorfbevölkerung „weiß, wo sein Haus parkt und sein Auto wohnt“. Sollen
sie in den Städten wie Stuttgart und Berlin und Frankfurt und Offenbach
ihr lustiges intranationales Ringelpiez mit Anfassen und Verwüsten und
Plündern und Brandschatzen tanzen.
Mögen sie sich einmal im Jahr beim „Bruder- und Schwesternschaft der
Völker-Festival“ zukiffen und zusaufen und anschließend Erlebnistouren
durch die Innenstadt veranstalten und die Läden ihrer Auslandsleute
zusammenlegen (es sei denn, es handelt sich um Läden mit
Berufsbekleidung, die bleiben unangetastet). Dann verwandeln sie eben
meinetwegen die Städte in die Kloaken, aus denen sie gekommen sind.
Unter dem lauten und anhaltenden Beifall der deutschen Minderleister des
linken politischen Spektrums. Ja, und? Da ist nicht mehr mein Problem.
Ich bin alt. In spätestens 30 Jahren ist bei mir „Einstellen“.
Ja, ich muss es mir eingestehen: Ich bin ausländerfeindlich. Obwohl
ich hiervon ausdrücklich Franzosen, Dänen, Schweden, Australier,
Japaner, Chinesen, Österreicher, Polen, Tschechen, Schweizer, Engländer,
Israelis, Finnen, US-Amerikaner, Kanadier, Russen, Belgier,
Niederländer, Spanier, Iren, Italiener (außer beim Fußball),
Portugiesen, Inder und Norweger und noch rund zwei bis drei andere
Dutzend Nationalitäten ausnehme. Luxemburger finde ich cool.
Ich habe die Buntheit der „Jungen Männer“ und des „Partyvolks“ satt
und die Nase von fremden Gerüchen gestrichen voll. Sollen sie und ihre
Gratulanten bleiben, wo seit Neuestem der Pfeffer und andere exotische
Gewürze, Sitten und Gebräuche wachsen. Ich habe keine Lust mehr, die
Straßenseite zu wechseln, wenn mir einmal mehr „Junge Männer“ in
„Partylaune“ und Trainingsanzug entgegenkommen. Das überlasse ich
künftig den unrasierten Dutt-Trägern und den Hundemuttis mit den
hennagefärbten Haaren und den Tattoos bis zum Anus. Wenn Ihr mich sucht –
ich bin draußen.
Wo ich noch beim Bäcker auch ohne Arabisch- oder Türkischkenntnisse
bestellen kann und tatsächlich Schwarzbrot bekomme. Wo es Kirchenglocken
und Kuh-Muhen und keine Muezzin-Rufe oder Schisch-Kebab-Musik aus dem
getunten 3er-Cabriolet gibt. Wo Oma Müller, die den Kuchen für das
Pfarrfest bringt, sich nicht vom Sicherheitsdienst in die Tasche gucken
lassen muss. Und wo Markus und Matthias aufpassen, dass Mbele und Gökhan
ihr Großmäulchen und ihre Händchen an der Dorfkirmes bei sich behalten.
Markus und Matthias haben nämlich da immer noch mehr Brüder. Und
außerdem die Kumpels von der Freiwilligen Feuerwehr Hintermondhausen.
(Mehr Selbsterkenntnisse des Autors auch unter www.politticker.de)
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