Stationen

Sonntag, 19. Juni 2016

Charakter

"Sehr geehrter Herr Klonovsky,
uns ist vor kurzem über Pressemitteilungen bekannt geworden, dass Sie ab Juni d. J. als publizistischer Berater von Frauke Petry, der Vorsitzenden der AfD, tätig sind. Da wir – wie in den Vorjahren – unser ***treffen als reine Fachtagung durchführen möchten, also unbelastet / unabhängig von parteipolitisch-programmatischen Richtungen bzw. Tendenzen, bitten wir Sie um Verständnis dafür, dass wir angesichts dieser aktuellen Veränderung von der urspünglich vorgesehenen Einladung an Sie als Referenten Abstand nehmen."

Sehr geehrter Herr ***,
dieses Schreiben habe ich so sicher erwartet, dass ich über den Vortrag gar nicht erst nachgedacht habe. Ich bin mir allerdings fast genauso sicher, dass ich Ihnen, wäre ich zwischenzeitlich als Berater z.B. in die Dienste von Volker Beck oder gar der Kanzlerin getreten, durchaus willkommen wäre; allein schon, weil Sie sich gar nicht trauen würden, mich in einem solchen Falle auszuladen. Unter welchem Titel war doch gleich mein Vortrag angekündigt? "Der Aphorismus als Überdruss-Ventil und literarisches Mittel, dem Würgereiz rasch noch zuvorzukommen." Das muss ich gar nicht weiter ausformulieren.
Mit vorzüglicher Hochachtung bin ich Ihr
MK (19. Juni 2016)

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