Na so was: Viele „Syrer“, die in den vergangenen Monaten nach Europa
und Deutschland gekommen sind, sind gar keine. Aus den meist im
Giftschrank verwahrten Berichten der europäischen Grenzschutzagentur
„Frontex“ sickert durch, daß die syrische Staatsbürgerschaft „massenhaft
vorgetäuscht“ wird: Jeder siebte Syrer war bei einer 2015 in
Griechenland durchgeführten Stichprobe falsch; fast 40 Prozent aller
nach Griechenland eingereisten Marokkaner hatten sich fälschlich als
„Syrer“ ausgegeben.
Der wahre Anteil dürfte noch erheblich höher liegen. Die wenigsten
„Syrer“ werden ja überhaupt gründlich kontrolliert, merkt auch „Frontex“
an. Drei Viertel der illegalen Einwanderer legen bei der Einreise
sowieso keinerlei Ausweispapiere vor. Jeder fünfte „Syrer“ hat laut BAMF
in Deutschland keine Dokumente vorgelegt.
Trotzdem liegt die Anerkennungsquote als „Flüchtlinge“ für Syrer bei
hundert Prozent. Kein Wunder, daß sich da so mancher als „Syrer“
ausgibt, der weder wie ein Syrer aussieht noch einen Brocken der Sprache
spricht. Dolmetscher und Betreuer in Asylunterkünften geben derlei
groteske Ungereimtheiten schon seit Jahr und Tag zu Protokoll.
So ganz falsch wird Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) also
nicht gelegen haben, als er im vergangenen Oktober den Anteil der
„falschen Syrer“ auf 30 Prozent schätzte und dafür prompt Prügel von
Grünlinks und den Medien bezog, weil die Zahl nicht zu belegen war. Wie
auch, wenn nirgends systematisch kontrolliert, überprüft und
dokumentiert wird.
Und wahrscheinlich lag er auch richtig, als er den Mißbrauch von
ärztlichen Gefälligkeitsattesten zur Verhinderung von Abschiebungen
anprangerte: 70 Prozent junge Männer, die Krankheit und psychische
Probleme geltend machen, das widerspreche „jeder Lebenserfahrung“. Und
wieder das Geschrei: „Nicht zu belegen!“
Der Minister rechtfertigte sich mit Erfahrungsberichten von
„Praktikern“. Die mitunter offensichtlich den besseren Überblick haben
als die zuständigen Behörden, die sich um die Erhebung solcher Zahlen
augenscheinlich gar nicht kümmern. Sein Rückzieher auf die Vorhaltungen
von Grünen und Linken in der Aktuellen Stunde des Bundestags hin, er
hätte diese „nicht belegte Zahl“ nicht verwenden dürfen, war
überflüssig.
Der Vorgang ist bezeichnend: Wenn unangenehme Tatsachen nicht ins
ideologische Raster passen, ist jeder Zweifel recht. Einfach nicht so
genau hinschauen, dann ist das Problem auch gar nicht da. Und der
Minister hält sich schon für einen mutigen Macher, wenn er ab und zu mal
erwähnt, was da so alles schiefläuft. Als wäre es nicht seine ureigene
Aufgabe, dafür zu sorgen, daß Recht und Ordnung auch zur Anwendung
kommen.
Ein Minister, der Mißbrauch und Rechtsbruch nur bejammert und nicht
abstellt, eine Opposition, die ihn nicht dafür kritisiert, sondern weil
er die Mißstände nicht völlig vertuscht – auch ein Indiz dafür, daß die
Asylkrise längst zur umfassenden Staatskrise geworden ist. Michael Paulwitz
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.