In Italien wird am 4. März 2018 gewählt, danach wird eine neue
Regierung gebildet. Das wäre an sich nichts Besonderes, schließlich
hatte Italien nach dem Zweiten Weltkrieg schon über 60 Regierungen. Eine
weltweite Bedeutung könnte sich ergeben, wenn die Rechtsallianz,
bestehend aus Forza Italia (FI), der Lega Nord (LN) und der Fratelli
d'Italia (FDI) wie erwartet stärkste und die Fünf-Sterne-Bewegung (M5S)
zweitstärkste Kraft im Parlament werden. Zusammen kommen sie derzeit in
den Umfragen auf weit über 50 Prozent. Bei allen Unterschieden zwischen
ihren Programmen eint diese die Erkenntnis, dass Italien aus der
Eurozone ausscheiden sollte.
Nicht nur in Italien, auch im Europäischen Parlament gilt man als
Feind der EU und Populist, wenn man den Euro kritisch sieht. Losgelöst
von Fakten wird der Euro als Erfolgsgeschichte verkauft, als Einigungs-
und Friedensprojekt. So, als ob Krieg ausbrechen würde, wenn es den Euro
in der jetzigen Form nicht mehr gäbe. Der Euro ist weder Anlass für
Krieg oder Frieden, er ist schlicht eine Währung und sollte deren
Erfordernisse erfüllen. Dies kann der Euro wegen der Inhomogenität der
Eurozone aber nicht leisten. Während der Außenwert des Euro für
Deutschland um mindestens 20 Prozent zu gering ist, ist er im selben
Maße für Italien zu hoch. Neben den hausgemachten Faktoren wie einer
überbordenden Staatsverschuldung und zu geringer Wettbewerbsfähigkeit
ist dies der Grund, warum Italiens Wirtschaft am Boden liegt.
Schätzungen zufolge soll die Zunahme des Bruttoinlandsprodukts (BIP)
Italiens von 0,9 Prozent (2016) auf 1,5 Prozent (2017) gestiegen sein.
Selbst wenn diese Prognose stimmen würde, dann ist dies nur ein erster
zaghafter Schritt nach acht Jahren Minimalwachstum oder gar Rückgang.
Zum Vergleich (auf Basis von US-Dollar): 2007 betrug das BIP 2,2
Billionen US-Dollar, 2017 soll es (inflationsbereinigt) 1,9 Billionen
US-Dollar betragen. Das Wirtschaftswachstum in der Welt stieg von 2007
bis 2016 um 34 Prozent, in den USA um 29 Prozent und in der EU um 14
Prozent, in Italien ging es um 16 Prozent bergab.
Gleichzeitig ist die Verschuldung von 1,6 Billionen Euro (2007) auf
2,2 Billionen Euro (2016) gestiegen. Dank der Nullzinspolitik zahlt
Italien derzeit 2,05 Prozent Zinsen für zehnjährige Staatsanleihen.
Trotz dieser traumhaften Konditionen für den Finanzminister wird der
italienische Staat 2017 38 Milliarden Euro mehr ausgeben, als er
einnimmt. Italien kann keine höheren Zinsen verkraften. Wer also Italien
in der Eurozone halten will, muss entweder eine „ewige“ Nullzinspolitik
akzeptieren oder aber Italien Subventionen als Ausgleich zahlen. Alles
andere ist eine Illusion.
Das ist das schnell drohende Szenario: Die Wahlsieger werden die EU
damit konfrontieren, dass sie den existierenden Euro nicht mehr wollen.
Entweder wird Italien die Eurozone verlassen oder der Euro muss
italienischer werden. Zu den Risiken und Nebenwirkungen brauchen wir
keinen Arzt oder Apotheker zu fragen – die Bundestagsabgeordneten werden
wieder in ausreichender Zahl umfallen und die EU wird dann Italien,
Griechenland und andere schwächelnde Euro-Länder auf Dauer
subventionieren müssen. Somit wird es endgültig um die
Haushaltssouveränität Deutschlands geschehen sein.
Man kann es den Italienern nicht verdenken. Es gibt viele Gründe,
eine neue Mehrheit zu wählen, die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit des
Landes und der Bürger sind sicher wesentliche Punkte. Es ist Sache der
deutschen Politiker, für Deutschland zu sorgen, nicht die der Italiener.
Italien und die Eurozone: Die Frage wird sein, wer sich an wen kettet?
Bernd Kölmel ist Mitglied im Europäischen Parlament und haushaltspolitischer Sprecher der EKR-Fraktion
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