Stationen

Sonntag, 5. Juni 2016

Nicolás Gómez Dávila spricht


Die Verfallserscheinungen des Katholizismus sind vergnüglich, die des Protestantismus reizlos.

Jede Theorie, die beabsichtigt, als Täuschung zu bewerten, was uns irgendwann in edler Weise angerührt hat, ist falsch.

Allein der Historiker, der über seine Erklärung lächelt, erscheint uns seriös.

Man sucht nach Erklärungen für den Mangel an Talenten bestimmter Epochen, während die Erklärung dieser Epochen im Mangel an Talenten liegt.

Tugenden ohne Höflichkeit sind geringerer ethischer Herkunft als höfliche Laster.

Der Sozialismus ist die Philosophie von der Schuld der anderen.

Schreiben heißt, einen Wert hervorheben, damit ihn das Leben weniger leicht in den Abgrund des Vergessens reißen kann.

Unsere Haßgefühle geben unsere Rangstufe genau wieder.

Die einzigen zweitrangigen Autoren, die einer Lektüre standhalten, sind die Franzosen.
Ein zweitrangiger Deutscher ist gänzlich unlesbar.

Der gebildete Mensch hat die Pflicht, intolerant zu sein.

Was den heutigen Christen am Mittelalter irritiert, ist das Christentum.

Wissen wirkt bald wie etwas Eitles.

Die Mißachtung der Individualität ist Gegenstand der Erziehnung. Daß man diese so offensichtliche Wahrheit vergißt, ist ein Grund für das Entstehen des modernen Pöbels.

Wenn eine Aristokratie untergeht, zerfällt sie in tausend kraftvolle Individuen, die gewaltsam in die Geschichte geworfen werden; wenn eine Demokratie untergeht, schrumpft sie wie ein Gummiball.

Die Treue einer Frau ist die Beständigkeit ein und derselben Laune.

Der Sklave sehnt sich nicht nach der Freiheit, sondern nach der Versklavung seines Herrn.

Wer lehrt, glaubt am Ende, daß er weiß.

Die ästhetischen Probleme werden nie von einer Theorie, sondern von einem Kunstwerk gelöst.

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