Stationen

Donnerstag, 2. Januar 2020

Ein wahrlich historischer Briefwechsel

Vor kurzem haben wir auf der Achse zwei Auszüge aus dem neuen Buch des amerikanischen Historikers Jeff Herf veröffentlicht: „Unerklärte Kriege gegen Israel. Die DDR und die westdeutsche radikale Linke, 1967–1989“, natürlich mit Wissen und Zustimmung des Verlages und von ihm selbst. Umso überraschter waren wir, als uns eine E-Mail von Jeff Herf erreichte, in der er uns wissen ließ, dass er der Veröffentlichung nie zugestimmt hätte, wenn ihm bekannt gewesen wäre, dass wir seine „gute Freundin“ Anetta Kahane mehrmals angegriffen haben (Siehe etwa hier). Herf zeigte sich auch „surprised and disappointed“, also überrascht und enttäuscht, darüber, dass ich mich nicht so entwickelt habe, wie er es von mir erwartet hatte. Was soll man dazu sagen? Sorry Jeff, it’s not going to happen again!
So kam es zu dem folgenden Briefwechsel, den wir im O-Ton und vollem Umfang hier wiedergeben. Davon unabhängig ist Herfs Buch, im Wallstein Verlag erschienen, nicht nur eine Fleißarbeit von über 500 Seiten, sondern auch ein ungemein wichtiger Beitrag zum Verständnis der jüngeren deutschen Geschichte und einer von Heuchelei und Verlogenheit gezeichneten Gegenwart. Well done, Jeff!   HMB

Beiseite gesprochen: was hier für die westdeutsche Linke gilt, gilt für die gesamte westeuropäische Linke, in primis die italienische Linke. Das kann Herf eigentlich nicht übersehen haben, aber es war ihm wohl zu aufwendig, dies zu recherchieren, wie es ihm ja auch zu aufwendig war, sich Anetta Kahanes Tätigkeit genau anzusehen.

Es ist erschütternd zu sehen, wie wenige ehrliche Intellektuelle es gibt, wenn es ernst wird. Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass das immer so gewesen ist. Rückblickend gab es zur Zeit von Ernst Niekisch sogar mehr als heute! Es scheint eine konformitätsdruckerzeugende Sogwirkung zu geben, seit es elektronische Massenmedien mit Bilderflut gibt. Hoffentlich behält Ronald Reagan recht, der das Internet als intrinsisch freiheitsdienlich einschätzte.
Wenn man nachliest, wie Abraham mit Gott schachernd nachzählte, wieviel Gerechte vorhanden waren, kommt man allerdings auf den Gedanken, dass die intellektuelle Redlichkeit schon immer Sache einer Hand voll Individuen mit herkulischen Kräften war.

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