Es gibt doch immer noch Lichtblicke im deutschen Fernsehen,
auch wenn sie rar sind. Einer davon war Claus Strunz‘ Kommentar nach den
Terroranschlägen von Brüssel im Sat 1- Frühstücksfernsehen:
„Wir leben in israelischen Verhältnissen. Angst und dauernde Bedrohung
inklusive. Die wichtigste Aufgabe des Staates ist es, die Sicherheit
seiner Bürger zu gewährleisten. Deshalb müssen wir uns jetzt mehr an
Israel orientieren, als an unserer naiven Vorstellung vom friedlichen
Miteinander der Kulturen. Das bedeutet: im Zweifel geht Sicherheit vor
Freiheit. Das eine ist die Voraussetzung für das Andere.“
Diese goldenen Worte sollte man eigentlich im deutschen Bundestag auf
die Handtücher sticken lassen. Und im Plenarsaal an die Wand schreiben.
Denn das Gefühl, in einem sicheren Land zu leben, ist den Deutschen
schon seit einer Weile abhandengekommen. Frankreichs Ministerpräsident
Manuel Valls brachte es in einem Interview auf den Punkt: „Wir sind im
Krieg.“ Das ist ein Zustand, auf den sich die Europäer einrichten
müssen, so wie die Israelis es seit über sechzig Jahren tagtäglich tun.
Nur, was bedeutet das konkret für unseren Alltag?
Es hört sich schlimmer an, als es ist. Jeder, der schon öfter in
Israel war, weiß das. Was einem zuerst ins Auge sticht, ist die Präsenz
von Sicherheitspersonal, wo man sie als Deutscher nicht gewohnt ist, zum
Beispiel vor Cafés, Geschäften und Einkaufszentren. Taschenkontrollen,
mitunter auch Ausweiskontrollen sind dort Routine, ebenso die Fragen, ob
man Waffen bei sich trägt. Das, was man hier immer als den exklusiv zur
Demütigung der arabischen Bevölkerung erfundenen, schwerst inhumanen
und ultimativ völkerrechtlich relevanten Misstand darstellt, nämlich das
Passieren eines Checkpoints, gehört in Israel zum normalen Alltag.
Unvermeidlich ist diese Sicherheitsmaßnahme beispielsweise auf dem Gang
zur Klagemauer, und der ganze Vorgang ist in etwa so erniedrigend, wie
bei Starbucks einen Macchiato zu bestellen.
Mal ganz ehrlich, man fühlt sich weitaus mehr verarscht, wenn man als
demokratieverliebte, steuerzahlende und sogar von Flensburger Punkten
komplett unbelastete Bürgerin am Hamburger Flughafen nach einen
innereuropäischen Flug noch zwanzig Minuten an der Passkontrolle stehen
muss und barsch gefragt wird, ob man nicht noch ein aktuelles
Porträtfoto dabeihätte, während es am anderen Ende des Landes überhaupt
kein Problem ist, mit gefälschten Pässen, und, wie man leider immer
wieder hört, auch gänzlich unkontrolliert einzureisen.
Schwerer, aber mit Sicherheit irgendwann unvermeidlich wird es sein,
sich an Militärpräsenz zu gewöhnen. Und an den Anblick von schweren
Handfeuerwaffen. Aber genau das ist ein Grund, warum man sich in Israel
selbst in Zeiten mit täglichen Raketenangriffen, ständiger Terrorgefahr
und jederzeit möglichen Messerattacken nie so ausgeliefert fühlen würde,
wie beispielsweise in meiner Heimatstadt.
In Israel ist beinahe jeder Bürger Soldat oder Soldatin gewesen. Bei
einigen Terrorattacken haben mitunter mehr Israelische Bürger die
Verfolgung und Unschädlichmachung der Täter übernommen, als sich
Freiwillige um deren Opfer gekümmert haben. Die Zivilcourage und die
Wehrhaftigkeit der Menschen in diesem Land sind eine
Selbstverständlichkeit. Aus gutem Grund. Die Israelis wissen, was auf
dem Spiel steht.
Vor einigen Tagen hörte ich von einer Bekannten, dass der
homosexuelle Sohn ihrer Freundin zusammen mit seinem Date über zehn
Minuten von zehn oder zwölf arabischen Männern verfolgt, geschlagen,
getreten und beschimpft wurde. Und zwar nicht irgendwo in einer dunklen,
einsamen Gegend, sondern am helllichten Tag auf dem Hamburger
Jungfernstieg. Hunderte von Hamburgern haben es gesehen, keiner hat
reagiert, nicht einmal die Polizei wurde gerufen. Und warum sollte man
auch. Als das Verbrechen zur Anzeige gebracht wurde, hieß es von der
Hamburger Polizei nur lapidar, solche Vorfälle seien dort seit langem
Gang und Gäbe.
Also in der Innenstadt, auf der beliebten Touristenmeile. Offenbar sind die Sicherheitskräfte bereits mit den Schwulen-,
Frauen- und Judenhassenden Jungmännerhorden, die man gern elegant
„unbegleitete minderjährige Flüchtlinge“ nennt, und deren monatlicher
Unterhalt den Steuerzahler mindestens fünftausend Euro pro Flüchtling
kostet (ärztliche, juristische, sozialpädagogische und psychologische
Betreuung noch nicht mitgerechnet) schon komplett überfordert. Die Opfer
dieser Übergriffe verhöhnt man bei der Polizei, indem man sich bemüßigt
fühlt zu erklären, es handele sich ja primär um Diebstahlskriminalität.
Der Tatbestand, öffentlich gedemütigt, getreten, geschlagen oder
sexuell angegangen zu werden, ist dabei ganz offensichtlich irrelevant.
Was denn nun diese Art von Verbrechen mit dem Bombenterror von
Brüssel zu tun hat, wird man sich jetzt sicher fragen. Im Grunde ist es
ganz einfach: Die einen wollen uns ins Kalifat bomben, die anderen
benehmen sich so, als wären sie schon mitten drin. Das können wir nicht
zulassen. Sicherheit ist die Voraussetzung unserer Freiheit. Antje Sievers
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.