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Dienstag, 7. Juni 2016

Lichtblick

Es gibt doch immer noch Lichtblicke im deutschen Fernsehen, auch wenn sie rar sind. Einer davon war Claus Strunz‘ Kommentar nach den Terroranschlägen von Brüssel im Sat 1- Frühstücksfernsehen:
„Wir leben in israelischen Verhältnissen. Angst und dauernde Bedrohung inklusive. Die wichtigste Aufgabe des Staates ist es, die Sicherheit seiner Bürger zu gewährleisten. Deshalb müssen wir uns jetzt mehr an Israel orientieren, als an unserer naiven Vorstellung vom friedlichen Miteinander der Kulturen. Das bedeutet: im Zweifel geht Sicherheit vor Freiheit. Das eine ist die Voraussetzung für das Andere.“
Diese goldenen Worte sollte man eigentlich im deutschen Bundestag auf die Handtücher sticken lassen. Und im Plenarsaal an die Wand schreiben. Denn das Gefühl, in einem sicheren Land zu leben, ist den Deutschen schon seit einer Weile abhandengekommen. Frankreichs Ministerpräsident Manuel Valls brachte es in einem Interview auf den Punkt: „Wir sind im Krieg.“ Das ist ein Zustand, auf den sich die Europäer einrichten müssen, so wie die Israelis es seit über sechzig Jahren tagtäglich tun. Nur, was bedeutet das konkret für unseren Alltag?

Es hört sich schlimmer an, als es ist. Jeder, der schon öfter in Israel war, weiß das. Was einem zuerst ins Auge sticht, ist die Präsenz von Sicherheitspersonal, wo man sie als Deutscher nicht gewohnt ist, zum Beispiel vor Cafés, Geschäften und Einkaufszentren. Taschenkontrollen, mitunter auch Ausweiskontrollen sind dort Routine, ebenso die Fragen, ob man Waffen bei sich trägt. Das, was man hier immer als den exklusiv zur Demütigung der arabischen Bevölkerung erfundenen, schwerst inhumanen und ultimativ völkerrechtlich relevanten Misstand darstellt, nämlich das Passieren eines Checkpoints, gehört in Israel zum normalen Alltag. Unvermeidlich ist diese Sicherheitsmaßnahme beispielsweise auf dem Gang zur Klagemauer, und der ganze Vorgang ist in etwa so erniedrigend, wie bei Starbucks einen Macchiato zu bestellen.
Mal ganz ehrlich, man fühlt sich weitaus mehr verarscht, wenn man als demokratieverliebte, steuerzahlende und sogar von Flensburger Punkten komplett unbelastete Bürgerin am Hamburger Flughafen nach einen innereuropäischen Flug noch zwanzig Minuten an der Passkontrolle stehen muss und barsch gefragt wird, ob man nicht noch ein aktuelles Porträtfoto dabeihätte, während es am anderen Ende des Landes überhaupt kein Problem ist, mit gefälschten Pässen, und, wie man leider immer wieder hört, auch gänzlich unkontrolliert einzureisen.
Schwerer, aber mit Sicherheit irgendwann unvermeidlich wird es sein, sich an Militärpräsenz zu gewöhnen. Und an den Anblick von schweren Handfeuerwaffen. Aber genau das ist ein Grund, warum man sich in Israel selbst in Zeiten mit täglichen Raketenangriffen, ständiger Terrorgefahr und jederzeit möglichen Messerattacken nie so ausgeliefert fühlen würde, wie beispielsweise in meiner Heimatstadt.

In Israel ist beinahe jeder Bürger Soldat oder Soldatin gewesen. Bei einigen Terrorattacken haben mitunter mehr Israelische Bürger die Verfolgung und Unschädlichmachung der Täter übernommen, als sich Freiwillige um deren Opfer gekümmert haben. Die Zivilcourage und die Wehrhaftigkeit der Menschen in diesem Land sind eine Selbstverständlichkeit. Aus gutem Grund. Die Israelis wissen, was auf dem Spiel steht.

Vor einigen Tagen hörte ich von einer Bekannten, dass der homosexuelle Sohn ihrer Freundin zusammen mit seinem Date über zehn Minuten von zehn oder zwölf arabischen Männern verfolgt, geschlagen, getreten und beschimpft wurde. Und zwar nicht irgendwo in einer dunklen, einsamen Gegend, sondern am helllichten Tag auf dem Hamburger Jungfernstieg. Hunderte von Hamburgern haben es gesehen, keiner hat reagiert, nicht einmal die Polizei wurde gerufen. Und warum sollte man auch. Als das Verbrechen zur Anzeige gebracht wurde, hieß es von der Hamburger Polizei nur lapidar, solche Vorfälle seien dort seit langem Gang und Gäbe.

Also in der Innenstadt, auf der beliebten Touristenmeile. Offenbar sind die Sicherheitskräfte bereits mit den Schwulen-, Frauen- und Judenhassenden Jungmännerhorden, die man gern elegant „unbegleitete minderjährige Flüchtlinge“ nennt, und deren monatlicher Unterhalt den Steuerzahler mindestens fünftausend Euro pro Flüchtling kostet (ärztliche, juristische, sozialpädagogische und psychologische Betreuung noch nicht mitgerechnet) schon komplett überfordert. Die Opfer dieser Übergriffe verhöhnt man bei der Polizei, indem man sich bemüßigt fühlt zu erklären, es handele sich ja primär um Diebstahlskriminalität. Der Tatbestand, öffentlich gedemütigt, getreten, geschlagen oder sexuell angegangen zu werden, ist dabei ganz offensichtlich irrelevant.
Was denn nun diese Art von Verbrechen mit dem Bombenterror von Brüssel zu tun hat, wird man sich jetzt sicher fragen. Im Grunde ist es ganz einfach: Die einen wollen uns ins Kalifat bomben, die anderen benehmen sich so, als wären sie schon mitten drin. Das können wir nicht zulassen. Sicherheit ist die Voraussetzung unserer Freiheit.  Antje Sievers

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