Wer unmittelbar nach dem Terroranschlag auf den Brüsseler
Flughafen Zaventem im März 2016 von dort abflog, hatte für ein paar Monate
erstklassige Chancen, seinen Flug zu verpassen. Denn die Polizei durchsuchte
bereits vor dem Betreten des Terminals die Passagiere penibel, und zwar alle
Passagiere. Das führte zu extremen Wartezeiten, nicht selten war darob der
Flieger weg.
Deshalb wird mittlerweile nur noch nach
dem reinen Zufallsprinzip kontrolliert, was das Problem lindert, aber auch
weniger Sicherheit bietet.
So ähnlich geht das fast überall in Europa, egal ob auf dem
Airport, beim Oktoberfest oder bei der innerstädtischen Silvestersause. Nun
gilt es zwar als politisch korrekt, polizeiliche Kontrollen unabhängig von
Alter, Geschlecht oder ethnischer Herkunft durchzuführen – es ist nur
ziemlich verblödet, weil ineffizient und letztlich unsicher. Wenn zuletzt
ausschließlich jüngere Männer mit Migrationshintergrund aus der
arabisch-islamischen Welt Terroranschläge begehen, dann hat es null Sinn, nach
dem Zufallsprinzip auch ältere Damen, skandinavische Teenagermädchen oder
japanische Touristenpärchen zu durchsuchen, nur um nicht den Eindruck zu
erwecken, jemanden zu diskriminieren.
Auf diese Weise werden bloß Zeit, Energie und Aufmerksamkeit des
Sicherheitsapparats verschwendet, die viel besser in die Kontrolle der Gruppe
potentieller Täter investiert werden könnten.
Deshalb war es auch gröbster Unfug, dass die Kölner Polizei
jüngst dafür kritisiert wurde, in der Silvesternacht ganz gezielt – im
Fachjargon „Ethnic Profiling“ genannt – junge nordafrikanische Männer
kontrolliert zu haben. So vorzugehen ist nicht menschenverachtend, wie die noch
verbliebenen Vertreter der Welcome-Fraktion aufgejault haben, dergleichen ist
einfach vernünftige Polizeiarbeit und sollte in ganz Europa Standard werden.
In Israel ist dieses Ethnic Profiling längst Teil des Alltags
geworden. Vor dem Kino, dem Einkaufszentrum oder dem Restaurant werden nur jene
wirklich penibel kontrolliert, die visuell dem Typus des jüngeren, männlichen,
arabischen Selbstmordterroristen ähneln – weil sonst in aller Regel
niemand Sprengstoffgürtel umschnallt. Ohne dieses Ethnic Profiling wäre das
öffentliche Leben in Israel vermutlich längst zusammengebrochen.
In Europa galt dergleichen noch vor wenigen Jahren als
menschenverachtend, heute als unschön, aber doch fast schon akzeptabel.
Spätestens nach ein paar weiteren blutigen Anschlägen, also ungefähr Mitte
2017, wird das wohl auch in Europa Standard sein. Da stellt sich aber schon die
kleine Frage: Warum eigentlich nicht gleich? Warum müssen weitere Hunderte von Menschen
sterben, bevor die Regierungen in Berlin, Wien oder sonstwo jene Wirklichkeit
zur Kenntnis nehmen, die von der Völkerwanderung geschaffen wurde, und daraus
die notwendigen Konsequenzen ziehen?
Bis vor kurzem wurde uns beispielsweise erklärt, die Abschiebung
illegaler und/oder Krimineller aus Nordafrika sei leider, leider nicht möglich,
weil diese Staaten ihre Bürger nicht zurücknehmen würden. Pech gehabt,
sozusagen.
Seit freilich ein tunesischer Schutzsuchender in Berlin ein
Weihnachtsmarktmassaker angerichtet hat, macht die deutsche Regierung plötzlich
mächtig Druck. In ein paar Monaten werden wohl Abschiebungen aus Berlin oder
Wien nach Nordafrika möglich sein.
Egal, ob es um Abschiebungen, Ethnic Profiling, den Schutz der
EU-Außengrenzen, Kontrollen an den Binnengrenzen oder viele andere dringlich
notwendige Maßnahmen zum Schutz der Bevölkerung in Zeiten der Völkerwanderung
geht – es zeigt sich immer das gleiche Muster. Zuerst geht etwas gar nicht
und ist völlig inhuman, drei Anschläge später wird es vorsichtig erwogen. Dann
kracht es noch einmal – und plötzlich überbieten sich die Politiker und
Medien, das zu fordern, extrascharf, wenn‘s geht. Kostet halt immer Menschenleben,
geopfert auf dem Altar einer vermeintlich moralisch überlegenen wohlmeinenden
Gesinnung.
Dieser Artikel erschien zuerst auf „Ortner Online“.
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