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Mittwoch, 25. Januar 2017

Im Überblick


Deutsche Medien frohlocken über maue TV-Quoten für die Übertragung der Inaugurations-Zeremonie Donald Trumps aus Washington. Bei der Amtseinführung Obamas anno 2009 haben zehn Millionen Deutsche zugeschaut, bei Trump nur 5,5 Millionen. Eher am Rande wird gemeldet, dass in den USA die Verhältnisse etwas anders aussahen: Knapp 31 Millionen Zuschauer verfolgten Trumps Inauguration im Fernsehen, das waren weniger als bei Obamas erster Amtseinführung (37,7 Millionen), aber doch mehr als 2013.

Ein grotesker Streit entzündete sich parallel daran, wie viele Besucher der Vereidigung Satans live beiwohnten und wie viele es weiland beim Heiland waren. Die Luftaufnahmen von 2009 zeigen eine im Vergleich deutlich größere Menschenmenge. Daraus schließen unsere Medienvertreter messerscharf, Obama sei im amerikanischen Volk eben weit populärer als Trump. Ganz so simpel liegen die Dinge allerdings nicht. Zunächst einmal ist Washington eine "linke" Stadt; dort haben 92,8 Prozent der Wähler für Clinton gestimmt (4,1 Prozent für Trump) und bei der Wahl zuvor 90,9 für Obama. Trumps Akklamierer stammen mehrheitlich aus den ländlichen Gegenden, ihre Anreise gestaltete sich schwieriger als für die Jubelperser der Gegenseite, die mehrheitlich aus den Metropolen oder eben direkt aus Washington kommen. Außerdem ist das gesellschaftliche Klima in Amerika allmählich ähnlich vergiftet wie hierzulande; sich als Trump-Anhänger zu bekennen, kann einem im urbanen Milieu, in Redaktionen und an Universitäten erheblich schaden, und wenn die Falschen eine öffentliche Veranstaltung abhalten wollen, werden im Land of the Free inzwischen auch Blockaden, lautstarke Proteste und ähnliche zivilgesellschaftliche Totemtänze veranstaltet. Während die Republikaner den offiziellen Dienstantritt Obamas zwischenfallsfrei zur Kenntnis nahmen. (Ausführlich hat sich Hadmut Danisch mit den Umständen der Amtseinführung, den Vergleichen mit jener Obamas und den Medienmanipulationen drumherum beschäftigt, hier.)


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Der Linke oder Progressist hält die Demokratie so lange für eine passable Staatsform, wie sie ihm angenehme Mehrheiten produziert; sobald das Pack aber falsch votiert, müssen Korrekturmaßnahmen ergriffen werden. Dazu gehört, dem politischen Gegner in der Öffentlichkeit die Bürgerrechte streitig zu machen und solche Aktionen von den gelenkten Medien als demokratische Mitsprache schönfärben zu lassen. Protestiert indes die Gegenseite gegen einen sozialistisch gebenedeiten Amtsinhaber, wie dies etwa die freiheitliche Tea-Party-Bewegung tat, dann hören wir bloß Stimmen aus dem Tartarus.


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Diese Linke – die Globalisierungs-Linke – hat sich von ihrer klassischen Klientel, dem "kleinen Mann" und Proletarier, verabschiedet. Stattdessen übt sie in den urbanen Milieus eine Mentalitäts- und Gesinnungsherrschaft aus. Den von ihr mit emanzipatorischen Segnungen zu beglückenden Menschenkreis hat die Linke ständig erweitert: Frauen, Homosexuelle, Behinderte, Migranten im Land, potentielle Migranten weltweit. Die einheimische Unterschicht – der White Trash – gehört nicht mehr dazu. Die Trump-Wahl hat gezeigt, dass das ein taktischer Fehler gewesen sein mag. Allerdings gibt es für diese Linke kein Zurück mehr, denn der White Trash verkörpert, was sie um jeden Preis bekämpft: die (weißen) Völker, Nationen und Nationalstaaten. Ihr niemals offiziell bekräftigtes, aber sehr wirkungsvolles Zweckbündnis mit dem international agierenden Großkapital ist wertvoller als die Stimmen des nationalen Prekariats und des nationalen Klein- und Restbürgertums, das sowieso nicht links wählt. Dass Linke, Großunternehmen und Spekulanten dereinst ein gemeinsames Ziel verfolgen – die Auflösung der Völker und Staaten, das Fallen sämtlicher Grenzen, die möglichst endgültige Auflösung der Rassen, speziell der weißen, durch Vermischung, die Sozialisierung und Verweltstaatlichung aller befreiten Erdenkinder, die globale Gleichschaltung, die Eine Welt, in der "alles Ständische und Stehende verdampft, alles Heilige entweiht" ist (Marx/Engels, "Manifest der kommunistischen Partei") –, diese Pointe hätte Marx gefallen. Freilich hätte unser Rauschebart aus Trier gefragt, wann der finale Befreier kommt, der Würger des Kapitals…? Wer spielt den Fortinbras in diesem Stück?

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Nun, ein Kandidat steht, wie man sagt, in den Startlöchern. Die zentrale politische Eigenschaft des Islam ist seine Weltmission, seine Unempfänglichkeit für andere Kollektive als das der Umma, sprich sein Internationalismus, seine Nichtakzeptanz von Völkern und Nationen als Letztbegründung kollektiver Identität. Für Teile der Linken ist der politische Islam insofern "anschlussfähig". Gut, hier müssten sie einige Konzessionen machen, bisherige linke Betütelungskollektive wie die von Familienzwängen und Fortpflanzungsobliegenheiten emanzipierte Frau oder Homo-, Inter-, Trans- und Hypersexuelle blieben bei diesem Bündnis auf der Strecke. Aber wo gehobelt wird… Immerhin schlüge die Israel- bzw. Judenfeindschaft eine weitere Brücke zwischen den bislang so weit entfernten Ufern.

Der radikale Islam ist dem Jakobinertum und dem Bolschewismus durchaus verwandt. Er richtet seine Kriegserklärung an die westliche Welt, ihre Lebensart und ihre Wertvorstellungen, sowie an die Reste der bürgerlichen Gesellschaft. Er ist antikapitalistisch und lehnt vor allem das Finanzkapital radikal ab. Die Islamisten sind die Avantgarde eines potentiell weltumspannenden Emanzipationskollektivs. Mit den westlichen Linken gemeinsam haben sie den Auserwähltheitsdünkel, die Überzeugung, etwas moralisch Höherstehendes zu verkörpern, verbunden mit der deprimierenden Einsicht, dass die Welt doch macht, was sie will und sehr gut ohne sie auskommt, weil ihr Anteil an der materiellen Wertschöpfung minimal ist.

Ich habe an dieser Stelle schon einmal darüber räsonniert, inwieweit man den radikalen Islam als Islamobolschewismus bezeichnen könne: Es handelt sich um einen Aufstand der historisch Abgehängten, Zukurzgekommenen, sich gedemütigt Fühlenden und dabei zugleich von einer Heilsidee Durchglühten, eine von Kadern geführte Bewegung, die die Massen erfassen und in eine phantastische, vormoderne Märchenwelt hinein emanzipieren oder sogar erlösen will. Sie verheißt die Befreiung des revolutionären, durch die Idee rein gewordenen Kollektivs aus den Banden von Fremdbestimmung und Dekadenz, und sie nimmt tendenziell jeden auf, der bereit ist, ihr beizutreten und das Glaubensbekenntnis zu sprechen. Sie träumt von der Weltrevolution, von der Errichtung einer paradiesischen Globalkommune der Gleichen unterm grünen statt roten Banner. Offenbar ist diese solidarische Gemeinschaft der Kämpfenden und von einer gerechten Mission Erfüllten, diese Kommune der auserwählten Reinen, die mit der bisherigen, abgelebten, durch und durch verdorbenen Welt Schluss machen will, etwas, das auf viele junge Männer eine enorme Anziehungskraft ausübt. Es wird interessant sein zu beobachten, wer sich in diese Bewegung so alles einreiht, wenn sie erst einmal die offen terroristische Form hinter sich gelassen hat und anfängt, sich durch die schiere Zahl ihrer Anhänger und Sympathisanten zu etablieren, mit etwas Hintergrundterror zur Einschüchterung und Missionserleichterung. Wenn die AfD gegen die Scharia ist, warum sollten dann Leute wie Maas, Stegner et al. nicht wenigstens ein bisschen für sie sein? Wenn’s denn dem "Kampf gegen rechts" dient?


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In Berlin gab's einen Vorgeschmack auf künftige Bündnisse: Eine Frauendemonstration gegen Trump unter dem knalldeutschen Motto "Pussy grabs back" endete mit "Allahu akbar!"-Rufen (hier). Wer wird sich am Ende wohl durchsetzen: die Pussies oder Allah?

Freund *** konstatiert immerhin eine Gemeinsamkeit zwischen den teil- oder vollverschleierten Muslimas und den herrenlosen feministischen Pussies: Beide machen in besonderer Weise auf ihr Geschlecht aufmerksam.  MK am 25.

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