Die Religion kann, als Fenster zur Größe Gottes, die Menschen größer
machen. Die Religion kann die Menschheit „heben“ im ästhetischen und im
moralischen Sinn. Dies geschieht in der Moderne nicht, indem die
Menschen sich als „gottesähnlich“ empfinden (so lautet eine theologische
Irrlehre), sondern indem sie auf die Größe der Welt als Gottes
Schöpfung verwiesen werden. Sie ist, im Erleben und Handeln Gegenstand
und Mittler der menschlichen Bewährung vor Gott. Diese neue, indirekte
Gegenwart der absoluten Größe Gottes hat unter anderem dazu geführt,
dass das Phänomen „Weihnacht“ mit seiner materiellen Magie einen so
hohen Rang bekommen hat (wie im ersten Teil dieser Folge dargestellt wurde).
Der monströse Terrorangriff auf einen Weihnachtmarkt, die unter
Berufung auf eine Religion erfolgte, zeigt aber auch, dass es noch etwas
Anderes geben muss als die erhebende, aufbauende Kraft der Religion.
Der Terror-Ruf „Allahu akbar“ hat dabei direkt eine zerstörerische
Kraft, er ist nicht nur Kommentar der Vernichtungstat, sondern gehört
zur Energie dieser Tat. Diese destruktive Energie muss ernst genommen
werden.
Offenbar ist im Religiösen auch eine monströs-negative Möglichkeit
angelegt. Die Bezugnahme auf Gott kann das Irdische als nichtig und
zerstörenswert erscheinen lassen. Auf diesem Weg kann eine
Vernichtungsdynamik in Gang kommen. Dies kann sich als Aggression gegen
andere Kulturkreise wenden und, mehr noch, den eigenen Untergang und den
Untergang der Welt als Gottesdienst verstehen. Es geht um eine
fundamental verneinende Kraft – und es ist die religiöse Dimension, die
Berufung auf die grenzenlose Macht Gottes, die diese besonders radikale
Zerstörung möglich macht. Gerd Held
„Über das Beste in uns und das Schlimmste in uns reden wir ungern. Beides liegt dicht beieinander.“ sagte Ernst Jünger sinngemäß.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.