Stationen

Dienstag, 10. Januar 2017

Guter Geschmack ist zuverlässiger als Bauchverstand und Kopfgefühl

Vage, ganz vage, hatte ich die Idee, vielleicht, eventuell, den Anfang des neuen Jahres zu nutzen, um schon ganz früh über die Berge zu kommen. Der Plan sah mir recht machbar aus: Jeden Tag um 8 starten und um 17 Uhr ankommen, wenig Pausen machen und hoffen, dass die Pässe frei sind. Der Achenpass ist eigentlich immer offen, und letzte Woche lag auch am Alpenhauptkamm unter 1500 Meter kein Schnee: Wenn die Sonne scheint und man sich um ein Schild am Jaufenpass schleicht, kann es doch nicht ganz unmöglich sein.

Naja, jetzt sitze ich also hier, bin froh, nicht am Tegernsee zu sein, wo es noch mal 5 Grad kälter ist, und wärme die Kürbistarte auf. Angeblich liegt in der Arktis so wenig Schnee wie noch nie: Falls ihn jemand sucht, ich habe ihn hier vor der Tür räumen müssen.
Dafür kam noch ein anderes Paket, und dessen Inhalt ist wie eine Art Guckloch in wärmere Gefielde, nämlich mediterran, Sommer und gemalt um 1860.

Biedermeier ist meistens recht keusch und züchtig, aber im Kleinformat gibt es auch Abweichungen und wenn es aus der Sagenwelt kommt, dann darf so eine Nymphe auch einmal weniger tragen, wenn sie vom Betrachter überrascht wird. Ausserdem war der Maler vermutlich Franzose, darauf gibt es hinten Hinweise, die waren auch etwas lässiger als die Deutschen. Es ist ohnehin alles nur Mythologie, so wie mir momentan auch das Gerede von der Klimaerwärmung erscheint. Vermutlich brauchte man solche Bilder in der kleinen Eiszeit auch, um die langen, hässlichen Winter zu überstehen und nicht zu vergessen: Es kann auch anders sein.



Im Buch über Südtirols Burgen ist übrigens auch immer Sommer.

Kürbistarte essen, eine warme Heizung haben, den Wochenmarkt plündern und andere mit Krapfen überraschen, und dann auf dem Sofa sitzen und Nymphen anschauen: Das ist die beste aller für mich gerade möglichen Welten, und sie ist schon sehr gut. Ich beklage mich nicht. Wenn es nicht gerade wieder schneit und ich nach unten in die Kälte muss.   Don Alphonso

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