Unterstützern
der Willkommenspolitik gelang es in der Asylkrise mit erstaunlichem
Erfolg, den öffentlichen Diskurs durch falsche Dichotomien zu ihren
Gunsten zu prägen. Indem sie willkommenspolitischen Positionen
ausschließlich bestimmte Pappkameraden gegenüberstellten, lenkten sie
von stichhaltigen Gegenargumenten ab. Selbst Kritiker identifizierten
diesen rhetorischen Trick nur sporadisch und sprachen ihn viel zu
inkonsequent an. Hier werden sieben falsche Dichotomien des deutschen
Asyldiskurses unterschieden.
Drei umfassende, emotionale Dichotomien, die der charakterlichen Abwertung von Kritikern dienten: 1. Willkommenskultur vs. Hass; 2. Willkommenskultur vs. Angst; 3. Willkommenspolitik vs. Egoismus.
Drei Dichotomien zu entscheidenden Sachfragen: 4. Grenzsicherung: Kontrollverlust vs. totale Abschottung; 5. Risikoeinschätzungen: Lichtgestalt „Flüchtling“ vs. „Generalverdacht“; 6. potentielle Migrationsanreize: Irrelevanz vs. alleinige Kausalität.
Eine normative Dichotomie: 7. Globalegalitärer No-borders-Extremismus vs. völkischer Extremismus.
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Falsche Dichotomien
Dichotomes
Denken ist nicht immer verkehrt. In manchen Fragen stehen nur zwei
relevante Bewertungen oder Handlungen zur Auswahl. Alle anderen Fragen
sind für falsche Dichotomien anfällig.
Unter
einer falschen Dichotomie kann man zwei Arten von Dingen verstehen. Zum
einen kann sie ein Denkfehler sein. Zum anderen kann sie ein
rhetorisches Mittel sein, das dazu verleiten soll, in die Falle des
Denkfehlers zu tappen. Ein rhetorischer Trick sozusagen.
Der
rhetorische Trick ist dieser. Jemand debattiert, als stünden nur zwei
entgegengesetzte Optionen zur Auswahl, obwohl er um relevante weitere
Alternativen weiß. Oft, wenn auch nicht immer, stehen diese Optionen auf
zwei entgegengesetzten Enden eines Kontinuums. Der Denkfehler: Jemand
berücksichtigt im Nachdenken über eine Frage nur zwei gegensätzliche
Optionen und übersieht relevante Alternativen.
Manchmal
fällt eine falsche Dichotomie als rhetorischer Trick und als Denkfehler
in derselben Person zusammen. Vermutlich geschieht es sogar sehr oft,
dass sich jemand von ihrem eigenen rhetorischen Trick beeindrucken
lässt. Welche Mischverhältnisse von Irreführung und Irregeführtwerden
dann vorliegen, lässt sich nie genau sagen.
Falsche Dichotomien für die Willkommenspolitik
Der
ruinöse Einfluss, den falsche Dichotomien auf den asylpolitischen
Diskurs hatten, lässt sich schwer überbewerten. Falsche Dichotomien
dienten Unterstützern der Willkommenspolitik als rhetorische
Allzweckwaffe.
Genaugenommen
nahmen diese Dichotomien in der Asylkrise die folgende Form an. Ein Pol
repräsentierte die eigene, willkommenspolitische Position; der Gegenpol
repräsentierte, anstelle bestens begründeter Fundamentalopposition,
einen Pappkameraden. Wir schauen uns gleich an, auf welche Weisen das
funktionierte. Vorweg eine Begriffsklärung. Was bedeutet hier
„Willkommenspolitik“?
Die
Willkommenspolitik ist ein Bündel mehr oder weniger extremer
asylpolitischer Positionen, die sich im Merkel-regierten Deutschland
2015 auf einmal als neue politmediale Mainstreampositionen entpuppten.
Im folgenden eine kleine, sicherlich unvollständige Übersicht zentraler
Positionen und Praktiken der Willkommenspolitik.
Jeder
Mensch auf der Welt, der über Land an die deutsche Grenze gelangt und
illegal einreisen möchte, darf das tun. Er ist willkommen. Artikel 16a,
Absatz 2 des Grundgesetzes — die Verwehrung des Asylrechts für
Einreisende aus sicheren Drittstaaten — ist als inexistent zu behandeln.
Man verzichtet auf eine ernsthafte Überprüfung der Angaben des
Einreisewilligen. Wer seinen Pass weggeworfen hat, um über seine
Staatsangehörigkeit zu lügen und schwer abgeschoben werden zu können,
wird dafür belohnt. Er darf ins Land und erhält bei staatlich
garantierter Versorgung und Unterkunft einen freien Betrugsversuch,
wobei offen bleibt, wie man ihn überhaupt wieder loswird, falls der
Versuch scheitert. Wer einen gefälschten Pass vorlegt, wird auch ins
Land durchgewunken—das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF)
erstattet nicht einmal Anzeige.
Die Daten auf den Smartphones, die fast alle Asylsuchenden bei sich
tragen, ließen sich zur Klärung ihrer Identität und zur weitgehenden
Eingrenzung ihrer Herkunft heranziehen. Aber selbst die Mobiltelefone
von Asylsuchenden ohne Papiere sind nicht zu durchsuchen.
Zum
Umgang des deutschen Staates mit dem illegal Eingereisten gilt: Man
behandelt ihn, als habe er Anspruch auf Prüfung eines Asylgesuchs. Man
betrachtet ihn als anspruchsberechtigt auf eine staatliche
Rundumversorgung. Man behandelt den illegal Eingereisten, als stünden
ihm umfassende Rechtsansprüche gegenüber der Bundesrepublik Deutschland
zu, einschließlich des Rechtes, die Rechtswege der deutschen Verwaltungs- und Sozialgerichte zu beschreiten
und kostenlose Rechtsbeihilfe gegenüber dem deutschen Staat zu
erhalten. Man bezeichnet den illegal Eingereisten, der bereits vor der
Einreise längst in Sicherheit war, völlig kriterienlos als „Flüchtling“.
Man bezeichnet ihn selbst dann — in einer offensichtlichen, schamlos
aufrechterhaltenen Lüge — als „Flüchtling“, wenn er nie vor Krieg und
Verfolgung floh. Zudem hält man an all den genannten Praktiken fest,
wenn ein illegal Eingewanderter in Deutschland wiederholt straffällig
geworden ist. Typischerweise geht damit die Ausgrenzung Einheimischer
einher, die sich weigern, „Flüchtlinge“ als falsche,
bewusstseinsprägende Generalbezeichnung zu verwenden. (Dass diese
Deutschen darin mit renommiertesten Mainstreammedien im Ausland
übereinstimmen, wird nicht als logischer Konflikt wahrgenommen.)
Das
war also die Willkommenspolitik. „Willkommenskultur“ können wir den
allgemeinen Volks-, Medien- und Staatszustand nennen, der diese Politik
trug. Weitgehend tut er es noch.
Mindestens
sieben falsche Dichotomien von Befürwortern der Willkommenpolitik
prägten den asylpolitischen Diskurs seit dem Sommer 2015. Sie tun es
teilweise immer noch, in öffentlichen wie privaten Debatten. Alle lenken
von zutreffender Fundamentalkritik an der Merkelschen Asylpolitik ab.
Alle ersetzen sie durch einen Pappkameraden.
Drei emotionale Falschdichotomien
Da
sind zunächst drei charakterliche, emotionszuschreibende Dichotomien,
mit denen in Debatten über die Merkelsche Asylpolitik globale
Deutungsmacht beansprucht wurde. Bei allen drei Falschdichotomien steht
einer Befürwortung der Willkommenspolitik die Zuschreibung
charakterlicher oder wenigstens emotionaler Schwäche an ihre Gegner
gegenüber. Bei allen dreien wird die Gesamtheit aller Fundamentalgegner
der Asylpolitik — in mehr oder weniger lächerlichen Reduktionen — mit
einer ganz bestimmten Teilmenge dieser Personen gleichgesetzt. Eine
inhaltliche Adressierung von Einwänden findet nicht statt.
1. Willkommenskultur vs. Hass.
Vor allem die Frühphase der Asylkrise wurde von einer umfassenden
polemischen Dichotomie aus Willkommenskultur und Hass dominiert. Für
diese Bipolarisierung gab es wirkungsmächtige Bilder. Auf der Hass-Seite
standen die Bilder der Pöbeleien und Ausschreitungen vor der Heidenauer Asylunterkunft im August 2015. Zwei Wochen später verloren die deutschen Medien den Verstand über die Willkommensjubler
im Münchner Hauptbahnhof. Dies waren die zwei asylpolitischen Gesichter
des deutschen Volkes. Von diesen Idealtypen unterstützt, verfestigte
sich die Falschdichotomie. Wer nicht mitjubelte, war hasserfülltes Pack.
2. Willkommenskultur vs. Angst.
Eine raffiniertere Variante dieser Dichotomie setzte sich durch, als
die anfängliche Euphorie abebbte. In ihr wurde die Willkommenskultur
gegen die Angst gestellt. Die Angst-Willkommens-Dichotomie nahm an
medial-politischer Beliebtheit zu, je unausweichlicher sich
Willkommensjournalisten mit der Alltagstatsache konfrontiert sahen, dass
auch viele weltoffene und zivilisierte Menschen Merkels Asylpolitik
fundamental ablehnten.
Die
Angst-Willkommens-Dichotomie war auf weniger offensichtliche Weise
absurd als die Hass-Willkommens-Dichotomie. Aber ihr Einsatz als
polemische Taktik beruhte ebenso zuverlässig auf dem Ignorieren
stichhaltiger Argumente gegen die Willkommenspolitik. Und an die Stelle
etwaiger Argumente für die Willkommenspolitik setzte diese Strategie:
eine herablassende küchenpsychologische Diagnose.
Deutsche
Willkommensfanatiker scherten sich freilich nicht darum, klar zwischen
Hass- und Angst-Karikaturen des Willkommensgegners zu trennen. Spöttelnd
übernahm man den Begriff des „besorgten Bürgers“, der bereits eine
Zeitlang in Politik und Medien kursierte. War der Begriff der Sorge
eigentlich im semantischen Umfeld der Angst angesiedelt, wurde
„besorgter Bürger“ bald zum Spottbegriff urbaner Eliten für
fremdenhassende, pöbelnde Kleinbürger umfunktioniert. Gleichzeitig legte
der Ausdruck seine ursprüngliche, buchstäbliche Bedeutung nicht einfach
ab. Die resultierende Doppelbödigkeit machte den Ausdruck attraktiv für
feixende Fans der Merkelschen Asylpolitik: Jeder noch so freundliche
und vernünftige Deutsche, der aus guten Gründen besorgt war, durfte sich
im Spott über „besorgte Bürger“ ruhig mitgemeint fühlen. Letztlich
diffamierte der doppelbödige Ausdruck einfach alle Deutschen, die nicht
willkommenspolitisch auf Linie waren.
3. Willkommenspolitik vs. Egoismus.
Die dritte debattenprägende Falschdichotomie, die Kritik an der
Willkommenspolitik auf einen Charaktermangel reduzierte, stellt dem
angeblich gebotenen Helfen der Willkommenspolitik den Egoismus
engherziger Deutscher gegenüber. In dieser kindischen Gegenüberstellung
wird nicht nur, wie in den vorigen Fällen, die Gegenseite auf einen
Pappkameraden reduziert. Es wird auch die Willkommenspolitik
ausdrücklich zu etwas verklärt, was sie nicht ist.
Angesichts
dessen, dass Deutschland als Wunschmigrationsort und nicht als
Nachbarland angesteuert wird; angesichts der um einen aberwitzigen
Faktor größeren Hilfseffektivität, die außerhalb Europas möglich wäre;
angesichts dessen, was rechtsstaatlich geboten ist; angesichts eines
längst bekannten Staatsversagens bei den Abschiebungen; angesichts all
dessen, was man Kriminelle, Islamisten, Mobber unter Asylbewerbern
ungestraft in Deutschland tun ließ, ohne sie abzuschieben; angesichts
des moralisch oft perversen Vergleichs mit dem Aufwand, der für
Obdachlose und von anderen Härten betroffene Menschen in Deutschland
betrieben wird; angesichts all der längerfristigen Konsequenzen dieser
Neumigration, die großteils jung-männlich-bindungslos, ungebildet, arm
und viel zu oft islamismusaffin, frauenverachtend, antisemitisch und
homophob ist; angesichts dessen, dass sie sich in Deutschland zu einer
Migrantenpopulation mit ohnehin schon massiven Assimilationsproblemen
hinzugesellt; und, nebenbei bemerkt: angesichts dessen, was eine
mitleids- und verantwortungslose Kanzlerin Merkel vor dem Sommer 2015 an
vergleichsweise lächerlicher Hilfe verweigerte und auch angesichts
ihres Türkei-Deals — angesichts von alledem und noch einigem mehr ist
die Reduktion der Willkommensfrage auf die moralische Dichotomie von
Helfen und Hilfsverweigerung hoffnungslos simplizistisch, ja idiotisch.
Die
moralische Dichotomie von Hilfe und Kaltherzigkeit ist eine, die kein
politisch informierter Mensch ernstnehmen kann. Denn sie unterlässt jede
Berücksichtigung der ethischen Bilanz politischer Handlungen. Sie
berücksichtigt keine Konsequenzen. Sie berücksichtigt auch keine
Rahmenbedingungen. Sie ersetzt den raumzeitlich breiten Blick des
Politischen durch einen lächerlich engen Blick auf ein paar telegene
Szenen in einem oberflächlich wahrgenommenen Hier und Jetzt. Sie ist
Ausdruck eines zutiefst apolitischen Infantilismus, der ahnungsloses
Tugendpräsentieren für einen Beitrag zum politischen Diskurs hält.
Drei faktische Falschdichotomien
Vorgegaukelte
Dichotomien sorgten auch dafür, dass nicht einmal einfachste Fakten in
der Asyldebatte anerkannt wurden—Fakten, von denen abhing, was
Deutschland tun sollte und wie Merkels entscheidende Handlungen zu
bewerten waren. Vor allem in den folgenden drei Fragen verhinderten
falsche Dichotomien eine sinnvolle Debatte bereits im Ansatz:
• Sind die deutschen Grenzen sicherbar?
• Macht die unkontrollierte Massenzuwanderung Deutschland unsicherer?
• Sind von Deutschland Einladungssignale zur Zuwanderung ausgegangen?
• Macht die unkontrollierte Massenzuwanderung Deutschland unsicherer?
• Sind von Deutschland Einladungssignale zur Zuwanderung ausgegangen?
Es
fühlt sich fast albern an, diese Fragen so zu stellen. Denn in allen
drei Fällen lautet die Antwort mehr oder weniger offensichtlich „Ja“. Um
halbwegs intelligent zu sein, müsste den jeweiligen Fragen ein
„Inwiefern“ vorangestellt werden. Aber mit halbwegs intelligenten
Gedanken hatte das geistige Klima im Deutschland des Willkommensrausches
nichts zu tun. Fragen wie die erwähnten wären nicht etwa belächelt
worden, weil die Antworten eindeutig „Ja“ lauteten, sondern bestenfalls
deshalb, weil man sicher war, dass sie zu verneinen seien.
Wie
konnte das geschehen? Drei falsche Dichotomien vernebelten in den
obigen Fragen die Tatsachen. In den nächsten drei Abschnitten betrachten
wir sie der Reihe nach.
4. Deutsche Grenzen: Kontrollverlust vs. totale Abschottung.
In der Frühphase der Asylkrise wurde der Merkel-Kurs immer wieder mit
der Belehrung verteidigt, die deutschen Grenzen ließen sich nicht
sichern. Auf einmal gab es in Deutschland Millionen neuer
Grenzsicherungsexperten, die das jedem selbstsicher zu erklären wussten.
Irgendwo, erklärten sie, irgendwie, würden wirklich
Einwanderungswillige immer noch ihren Weg über die Grenze finden.
Es
war ein erbärmliches Argument. Als sei die Unvermeidbarkeit illegaler
Grenzübertritte durch beispielsweise 5 % der Einwanderungswilligen ein
Grund dafür, 5 + 95 % unkontrolliert ins Land zu lassen. Abgesehen von
seiner schon formalen Fehlerhaftigkeit litt dieses Argument auch an
einem entscheidenden inhaltlichen Denkfehler: Welches weitverbreitete
Motiv für eine illegale Einreise nach Deutschland sollte eigentlich
übrigbleiben, wenn die Willkommenspolitik regierungsamtlich
zurückgenommen wäre und wenn auf illegal Eingereiste bei der nächsten
staatlichen Stelle der Rücktransport zur Grenze anstatt einer
umfassenden Einräumung von Rechtsansprüchen und Leistungen wartete? Und
wenn Bilder von der neuen Politik in sozialen Netzwerken um die Welt
gingen?
Willkommensbefürwortern
ging es um die Verteidigung eines bereits verwirklichten Extrems: der
Kontrollaufgabe an deutschen Grenzen. Zur Verteidigung dieses Extrems
wurden immer wieder zwei Sachverhalte suggeriert: dass die einzige
Alternative zur totalen Grenzoffenheit (a) eine militärische
Grenzsicherung mit Tötungsandrohung, (b) die perfekte Abriegelung
deutscher Grenzen, oder aber beides sei — „Stacheldraht und
Schießbefehl“, wie es üblicherweise hieß. Weil der martialische Auftritt
indiskutabel war, die perfekte Grenzsicherung aber mit vertretbaren
Mitteln unrealisierbar schien, schloss man stets, dass das gegenteilige
Extrem des Kontrollverlustes an der Grenze alternativlos sei.
Kaum
ein Kommentator wies damals darauf hin, dass die ständig angesprochenen
Extremmaßnahmen Nebelkerzen waren. Sie lenkten die Diskussion von
realistischerweise erforderlichen bundespolizeilichen Maßnahmen
vollkommen ab. Zu den seltenen Ausnahmen gehörte Reinhard Müller, der
Ende Oktober 2015 in der FAZ
noch fast zu beiläufig beobachtete: „Schon der Versuch, wenigstens
probeweise alle Grenzübergänge für Migranten ‚dicht’ zu machen, gilt als
unmöglich — mit dem Nicht-Argument, man könne das Land nicht hermetisch
abriegeln. […] Jeder Vorschlag zur Grenzsicherung wird geradezu in
einen Schießbefehl gegen Frauen und Kinder umgedeutet.“
Wochen
zuvor hatte sich Vizekanzler Gabriel im Oktober auf die erste
Nebelkerze verlassen, als er die versammelte Presse rhetorisch zur
Grenzschließung fragte:
„Dann muss jemand sagen, wie das gehen soll: Sollen wir dort die
Bundeswehr aufmarschieren lassen, mit aufgepflanztem Bajonett?“
Angela
Merkel hielt es zur gleichen Zeit eher mit der Nebelkerze von der
perfekten Abriegelung. In einer Sondersendung bei Anne Will behauptete
sie: „Das Problem ist ja: Sie können die Grenzen nicht schließen“, und
zur Begründung faselte sie von 3000 Kilometern deutscher Landgrenze, die
man dafür abriegeln müsse. Tatsächlich ging es nur um die
deutsch-österreichische Grenze, und selbst davon sind beträchtliche
Teile ohnehin nur schwer passierbar. Merkel behauptete zudem die
Notwendigkeit eines durchgehend zu bauenden Zauns, obwohl effektive
grenzpolizeiliche Maßnahmen keinen erfordert hätten. In ihrer
Beschreibung der erforderlichen Maßnahmen und mit der Behauptung, die
Grenzen ließen sich nicht schließen, hat Merkel gelogen.
Die
absurde Alles-oder-nichts-Argumentation, man müsse alle
Einwanderungswilligen ins Land lassen, weil eine Grenzsicherung nicht
garantiere, dass alle von ihnen draußen blieben, veranschaulicht einen
fundamentalen Zug linksgrün verblödeter politischer Diskurse: die
Weigerung zu gradiertem Denken über Populationseigenschaften.
5. Risikoeinschätzungen: Flüchtlinge als Lichtgestalten vs. Generalverdacht.
Die Weigerung, über Populationen in Anteilen und Wahrscheinlichkeiten
kontinuierlich variabler Größe nachzudenken, brachte in der Asyldebatte
nicht nur eine, sondern mindestens zwei große Falschdichotomien hervor.
Die erste bestand im eben beschriebenen Alle-draußen-/Alle-drin-Framing
von Diskussionen zur Grenzsicherung. Die zweite betraf die inhärenten
Sicherheitsrisiken einer unkontrollierten Masseneinwanderung.
Die
Asylmigration barg und birgt zwei unmittelbare Hauptrisiken. Erstens
das der Kriminalität. Zweitens das von dschihadistischem Terrorismus.
Deutschen Leitmedien ging es nur sehr verspätet um irgendwelche
Risikoanstiege im Gefolge der Merkelschen Offentorpolitik — und dann
auch eher um Terrorgefahr. Womöglich ist aber der Aspekt gewöhnlicher
Gewalt-, Sexual- und Diebstahlsdelikte dank Merkels Grenzöffnung
verheerender.
Es
gibt, das ist bekannt, einen massiven Männerüberschuss unter den dank
Merkel eingereisten Einwanderern. Die Bilanz des BAMF für das Jahr 2015
wies folgende Anteile
an männlichen Asylantragstellern aus den Hauptherkunftsländern auf:
Syrien 74%; Afghanistan 73%; Irak 71%; Eritrea 76%; Pakistan 93%. Für
nordafrikanische und andere afrikanische Herkunftsländer werden die
Zahlen mit Sicherheit nicht tiefer gelegen haben. Der größte
Männerüberschuss lag dabei 2015 in den Kohorten von 16 bis 30 Jahren,
auch für Männer in den 30ern war er noch sehr beträchtlich.
Jüngere Männer begehen weltweit mit überwältigendem Abstand die meisten Gewaltverbrechen und Diebstahlsdelikte. Bei Vergewaltigungen und anderen sexuellen Übergriffen gilt das sowieso. Unter Mehrfachtätern ist der Männervorsprung noch einmal viel höher. Bei einem Überschuss an alleinstehenden jungen Männern steigt also das Risiko entsprechender Delikte. Alleinstehende junge Männer aber, die auch noch arm, ungebildet und perspektivlos sind, sind schlechterdings eine Hochrisikogruppe.
Obendrein wurden bei der Merkel-Migration massenhaft Männer eingeladen,
die aus einigen der archaischsten, frauenverachtendsten,
antisemitischsten Gesellschaften der Erde kommen. Wehrfähige Männer aus
Kriegszonen, mit unbekannten Vorgeschichten. Menschen, die oftmals
Islam-Abtrünnige, Juden und Schwule nur tot tolerieren. Die Gefahr der
Einschleusung islamistischer Terroristen muss da nicht noch eigens
hergeleitet werden. Sie ist ohnehin längst von der Realität bestätigt
worden.
Eine
derartige Hochrisikogruppe zu Hunderttausenden unkontrolliert in ein
Land strömen zu lassen ist gefährlich. Das ist eine objektive
Risikofeststellung, keine politische Einstellungsbekundung. Eine
Bundeskanzlerin wäre verpflichtet gewesen, sie zu berücksichtigen und
Konsequenzen daraus zum Schutz der eigenen Bevölkerung zu ziehen. Merkel
aber wies die Bundespolizei zum bedingungslosen Willkommenheißen an.
Keine Papiere: egal. Gefälschte Papiere: egal. Keine Kontrolle des
Aufenthaltsorts innerhalb Deutschlands. Vom Staatsversagen bei der
Umsetzung von Abschiebungen und beim Umgang mit straffällig gewordene
Neumigranten gar nicht erst zu reden.
Deutsche
Willkommensjubler — von CDU-Merkelisten bis hin zu linksextremen
„Flüchtlingsaktivisten“ — wirken angesichts des sicherheitspolitischen
Versagens wie jemand mit einem eng umgrenzten Funktionsausfall im
Denken. Dieser Funktionsausfall macht es unmöglich, einen einzigen
sinnvollen Gedanken über statistische Häufungen negativer Merkmale in
fremden Populationen zu fassen. Er macht es unmöglich, Risiken zu
bemessen, wenn diese von Fremden ausgehen.
Diese
gegenstandsspezifische, auf fremde Gruppen beschränkte Unfähigkeit zu
gradiertem Risikodenken zeigte sich auch in jeder nach Terroranschlägen
aufkeimenden Diskussion über den kausalen Status des sogenannten
Flüchtlingsstroms. Erst ohne Evidenz, später sogar im eklatanten
Widerspruch zu gegenteiliger Evidenz, beharrten Willkommenpolitiker wie
bockige Kleinkinder darauf, dass „keine Verbindung“ zwischen dem
Flüchtlingsstrom und dschihadistischem Terror in Europa bestehe.
Entweder „Keine Verbindung!“ oder „Generalverdacht!“ — das waren die
Phrasen, auf die sich der einschlägige Diskurs reduzierte.
Das
Versagen probabilistischen Denkens im Asyldiskurs zeigt sich auch in
einer binären Konzeption menschlicher Individuen: Ist ein Mensch einmal
als „Flüchtling“, als „Schutzsuchender“ kategorisiert, denkt man ihn
sich bis zum Beweis des Gegenteils als unbedingtes Opfer, mitunter sogar
als eine Art Heiligen. So jemand kann kein Sicherheitsrisiko sein.
Darum war auch die Ausweitung des Etiketts „Flüchtling“ auf alle
Asylmigranten so wichtig für Willkommensideologen. Erst wenn eine
Gewalttat passiert ist, kippt das Bild vom Heiligen zum schlechten
Menschen. Linken Fanatikern gilt er selbst dann noch als traumatisiertes
Opfer.
Dabei
begreift jede ansatzweise adäquate Sichtweise Menschen als Träger
diverser Eigenschaften, die unter ungünstigen Bedingungen ein mehr oder
weniger großes Sicherheitsrisiko bergen.
6. Migrationsanreize: Irrelevanz vs. alleinige Kausalität.
Wer im Herbst 2015 die von Deutschland ausgehenden Einladungssignale
und Migrationsanreize kritisch ansprach, gelangte bei Unterstützern der
Willkommenspolitik häufig nicht einmal bis zu dem Punkt, dass deren
Existenz anerkannt wurde. Stattdessen stellten sich Willkommensfreunde
dumm und taten so, als habe der Kritiker behauptet, ein bestimmter
Sogfaktor sei ganz alleine dafür verantwortlich gewesen, dass sich
Menschen aus anderen Kontinenten nach Deutschland auf den Weg machten.
Diese lächerliche Behauptung, die kein Mensch aufstellte, wurde sogleich
lauthals verworfen, der Einwand als erledigt betrachtet.
Kritisierte
jemand zum Beispiel, dass die außergewöhnlichen hiesigen Leistungen für
Asylantragsteller falsche Anreize darstellten, höhnte es aus dem grünen
Bürgertum, dass wegen ein paar hundert Euro im Monat doch niemand aus
einem anderen Weltteil nach Deutschland komme. Es handele sich um
Menschen, die vor Krieg fliehen, tönte es einem empört entgegen — als
stünde dieser kausale Faktor, wo er denn vorlag, in irgendeinem
Widerspruch zum kausalen Faktor von Sozialleistungen als Anreiz für die
gezielte Migration nach Deutschland. Kommentierte man die narzisstischen
Jubelfeiern am Münchner Hauptbahnhof hinsichtlich ihrer Außenwirkung
mit Skepsis, spöttelten Willkommensbewegte ebenfalls („Ach, deswegen
kommen sie her?“). Ähnlich fielen Reaktionen auf Kritik an den
Kanzlerinnenselfies mit Asylbewerbern aus. Oder auf Kritik an Merkels
öffentlichem Bestehen darauf, das Grundrecht auf Asyl kenne keine
Obergrenze.
Wo
immer ein besonderer Anreiz zur Migration nach Deutschland
identifiziert wurde, stellten Willkommensfreunde den Pappkameraden der
Monokausalität auf und suggerierten nach dessen idiotensicherem
Abschuss, die Irrelevanz des fraglichen Faktors schlechthin erwiesen zu
haben. Entweder Monokausalität oder kausale Irrelevanz — mit dieser
unausgesprochenen Falschdichotomie wurde von Willkommensfreunden immer
wieder der Spieß umgedreht.
Und
das Bizarrste an allem war: Öffentlich-rechtliche Journalisten, die bei
einem derart billigen Trick erst warm werden müssten, ließen sich damit
abspeisen. Oft schienen sie ihn nicht einmal zu erkennen.
Auch
Merkel knöpfte sich verteidigungshalber eine frei erfundene
Monokausalitäts-These vor. Von Anne Will am 7. Oktober 2015 auf die
weithin behauptete Signalwirkung ihrer Selfies in einer Asylunterkunft
angesprochen, ging sie erstaunlich frech tadelnd zum Gegenangriff über:
„Glauben Sie denn, dass wirklich hundertausend Menschen ihre Heimat
verlassen, weil es ein solches Selfie gibt? Ein Risiko auf sich nehmen?
Im Schlauchboot fahren?“ Und kurz darauf — die Zitatwiedergabe erfolgt
weiterhin in naturbelassenem Merkel-Deutsch: „Und wenn wir solche
Erklärungsmuster uns für die Fluchtursachen herbeiführen, dass die
Kanzlerin nur ein Selfie machen muss, und dann kommen hunderttausend!
Das… ist nicht. Der Grund.“
Es
ist heute unumstritten, dass Bilder und Verlautbarungen aus
Deutschland, vermittelt durch Gerüchte und Selbstdarsteller in sozialen
Netzen, einen Sog auf ohnehin schon migrationsbereite junge Männer von
Westafrika bis Zentralasien ausübten. Das gilt für Äußerungen de
Maizières und des BAMF im August 2015, und es gilt für Fotos von
Bargeldempfängern, Bahnhofsjublerinnen und Kanzlerinnenselfies.
Nationalstaat und altruistische Priorisierung
7. Radikaler Globalegalitarismus vs. völkischer Extremismus.
Die letzte Falschdichotomie betrifft Wertevorstellungen in einer
staatsphilosophischen Frage. Trotz ihrer Zentralität wird diese falsche
Dichotomie so selten identifiziert wie keine andere, um die es hier
geht. Auf ihrer einen Seite steht ein extremistisch-bizarr anmutender
Globalegalitarismus hinsichtlich der Ansprüche, die beliebige Menschen
auf der Welt an einen Nationalstaat wie den deutschen stellen können.
Auf ihrer anderen Seite steht eine völkische Blut-und-Boden-Ideologie
wie man sie mit den Nazis verbindet. Das sind die extremen Antworten,
die die Dichotomie ausmachen. Auf welche Fragen sind es Antworten?
Ich
schlage vor, zwei Fragen zu unterscheiden. Erstens: ob man ein
Staatsvolk als eine priorisierte Solidaritätsgemeinschaft innerhalb der
viel umfassenderen Menge der Weltbevölkerung begreift. Zweitens, wenn
man die erste Frage bejaht: ob diese Priorisierung wesentlich dadurch zu
rechtfertigen ist, dass die Angehörigen dieses Staatsvolks eine Heimat,
Sprache, Kultur und politische Geschichte teilen, die von
Vorfahrengenerationen übernommen wurde. (Es gelte dabei der weiteste nur
denkbare Wortsinn von „Kultur“.)
Die
Antwort auf die erste Frage lautet: Ja, natürlich. Wir setzen diese
Priorisierung tagtäglich voraus. Wer den Nationalstaat nicht als eine
vorrangige Solidaritätsgemeinschaft begreift, nimmt elementare Aspekte
der Realität nicht zur Kenntnis, in der er oder sie lebt. Die
Zugehörigkeit zu einem funktionierenden Nationalstaat ist immer auch die
Zugehörigkeit zu einer Solidaritätsgemeinschaft, die nach außen hin nur
selektiv permeabel ist. Das ist keine steile These. Das ist eine
täglich gelebte Selbstverständlichkeit. Warum sonst gibt der deutsche
Staat im Inland viele Milliarden Euro für Dinge aus, die weit über das
Lebensnotwendige hinausgehen, während dasselbe Geld andernorts auf der
Welt für Überlebensnotwendiges ausgegeben werden könnte?
Geld
ist fungibel. Damit sind es auch altruistische Leistungen. Aber eine
Regierung unterscheidet beim Einsatz von Steuergeldern radikal zwischen
dem kleinen Teil der Menschheit, der zum Nationalstaat gehört und
entfernten Menschen, die nicht dazu — und auch nicht wenigstens zur
EU — gehören. Jede Staatsangehörige, die da mitmacht, verlässt sich auf eine Verrechenbarkeitsbarriere für altruistische Akte an den Grenzen des Nationalstaates.
Und zwar zurecht. Genauso verlässt sich jeder, der privat viel mehr
Geld ausgibt und viel mehr Vermögen akkumuliert, als er für sich oder
die Kernfamilie zum Überleben braucht, auf die ethische Legitimität
hoher Verrechenbarkeitsbarrieren an den Grenzen des Individuums oder der
Familie.
Zur
zweiten Frage. Hier ist sie noch einmal, detaillierter formuliert: Ist
die für einen Staat selbstverständliche Priorisierung des eigenen Volkes
dadurch ethisch legitimiert, dass die Mehrheit seiner Angehörigen seit
(mehr oder weniger zahlreichen) Generationen das Land bevölkern, es
gestalten, darin beheimatet sind; dass sie sich in einer gemeinsamen
Sprache verständigen; dass sie die Träger gewachsener kultureller
Eigenheiten und Institutionen sind; dass sie auf eine gemeinsame
politische Geschichte zurückblicken; dass sie in Außenzuschreibungen als
ein Volk (hier: „die Deutschen“) wahrgenommen werden — und dass die
nach und nach Hinzugekommenen sich immer wieder all dieses umstandslos
aneigneten und sich so in den Überlieferungsstrom einordneten?
Ja.
Wodurch denn sonst? Wie immer man sie genau formulieren mag, die
Legitimation für eine nationalstaatliche Selbstorganisation mit
begrenzter altruistischer Durchlässigkeit muss wesentlich historisch
sein. Und die Berufung aufs Historische muss Faktoren wie die genannten
beinhalten. Es geht um einen komplexen, gemeinsamen, gebietsbezogenen
Überlieferungsstrom, zu dem wesentlich das gehört, was als „Heimat“
empfunden wird. Wer das bestreitet, trägt zumindest eine beträchtliche
Begründungslast. Nicht andersherum.
Im
radikalen Gegensatz dazu förderte die Asylkrise plötzlich zutage:
Medienmacher und staatsfinanzierte linke Eliten in Deutschland erkannten
selbstverständliche Legitimationen nationalstaatlicher Gemeinschaften
nicht nur nicht mehr an, sondern schienen sie überhaupt nicht einmal
mehr für diskutabel zu halten. Eine übergeschnappte Bundeskanzlerin
beharrte effektiv auf einem universellen Menschheitsanspruch auf
Einwanderung in die deutsche Sozialhilfe. Und das deutsche Establishment
tat—anders als der mehr oder weniger ungläubig zuschauende Rest des
Westens—so, als sei diese Extremposition die natürliche politische
Position jedes moralisch anständigen Mitbürgers. Man tat so, als sei es
nie anders gewesen.
Die
massive Linksverschiebung urbaner Eliten im Hinblick auf einstige
nationalstaatliche Selbstverständlichkeiten wird durch nichts so
dramatisch veranschaulicht wie durch einen bestimmten historischen
Vergleich, der in der Asyldiskussion 2015 regelmäßig vorgebracht wurde.
Mitten aus dem politmedialen deutschen Mainstream war auf einmal
regelmäßig zu vernehmen, wie deutsche Kriegsflüchtlings- und
Heimatvertriebenen-Familien der 1940er mit illegal einwandernden,
fremdsprachigen Halbalphabeten aus rückständigsten Clan- und
Gewaltkulturen Afrikas, des Nahen Ostens und Zentralasiens verglichen
wurden. Wer nicht für möglich gehalten hätte, dass außer einigen
Linksextremen jemand auf so einen dummdreisten historischen Vergleich
kommen könnte, fand sich auf einmal in einer völlig neuen politischen
Normalität wieder. In einem ähnlich surrealen Vergleich setzten
Willkommensfreunde beliebige illegale Zuwanderer aus aller Welt mit
DDR-Bürgern gleich, denen die Flucht zu ihren Landsleuten im Westen
gelungen war.
Der
radikale No-borders-Egalitarismus konnte sich nur deshalb unangefochten
verbreiten, weil eine beispiellose negative Sogwirkung von seinem
Gegenpol, der völkischen Ideologie der Nazis, ausgeht. Keine andere
politische Idee birgt ein so weitreichendes Assoziations- und
Denunziationspotential. Der assoziative Strudel der Nazi-Idee sorgt auch
dafür, dass eine geschichtliche, heimatbezogene Begründung des
präferentiellen Binnenaltruismus nie artikuliert wird — und somit
eigentlich gar nicht erst ins Bewusstsein tritt. Eine solche Begründung
ginge im Strudel der Nazi-Assoziationen unter, wenn man sie
artikulierte.
Denn
natürlich ging die Zugehörigkeit zum regionalen, sprachlichen und
kulturellen Kollektiv des deutschen Volkes bis zuletzt, trotz aller
Populationszuflüsse, auch mit einer relativen Abstammungsnähe einher.
Und die Verteidigung eines präferentiellen Binnenaltruismus mit diesem
Begleitaspekt reicht spielend für den Naziverdacht—vor allem, wenn es um
Deutschland geht. (Alleine schon „deutsches Volk“ hinzuschreiben
gleicht mittlerweile einer Tabuverletzung. Wer dafür keine rationale
Begründung finden kann, sollte es trotzdem hinschreiben.)
Man
muss dem No-borders-Extremismus mit Antworten begegnen, die die
Inkonsistenz seiner Anhänger offenlegen und auf die selbstverständliche
Priorisierung nationalstaatlicher Gemeinschaften hinweisen. Diese
Priorisierung hat wesentlich mit einer gemeinsam ererbten Heimat,
Geschichte und Kultur zu tun. Man muss die falsche Dichotomie ablehnen,
derzufolge die einzige Alternative zu einem globalen Egalitarismus in
völkischem Reinheitswahn liegt. Dr. Malte Dahlgrün
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