Stationen

Sonntag, 11. September 2016

Das Unbewusste im Kanzleramt

Die Kanzlerin zu fragen, warum Deutschland Waffen nach Israel liefere, ist eine legitime Frage, unabhängig davon, ob die Schüler deutsche, palästinensische, chinesische, afrikanische oder sonst wie geartete Wurzeln haben. Auf diese Frage gäbe es mehrere Antworten: 
1. Weil die Mullahs in Teheran Israel immer wieder mit Vernichtung drohen; 
2. weil die Hamas keinen palästinensischen Staat neben, sondern auf den Ruinen von Israel errichten möchte; 
3. weil auch die "gemäßigte" Fatah ein Problem mit einem "jüdischen Staat" hat.
4. Die beste Antwort wäre gewesen, den Schülern zu sagen, dass Israel es sich nicht leisten kann, auch nur einen Krieg zu verlieren, während seine arabischen Nachbarn bis jetzt aus jeder militärischen Niederlage politisch gestärkt hervorgegangen sind.




Das Schlimmste an der hirnerweichenden, von Merkels Unbewusstem diktierte Antwort, die sie tatsächlich gab, ist, dass die natürliche, spontane Liebe für die eigene Nation, wie ihn jedes Schulkind auf der ganzen Welt empfindet, in Deutschland von der Kanzlerin höchst persönlich in statu nascendi ins Masochistische gelenkt wird, wenn diese Liebe mit Füßen getreten wird, indem Frau Kanzlerin den Eindruck erweckt, 1. Deutschland hocke unter der Knute eines in für Schulkinder ferner Vergangenheit wurzelnden, in alle Ewigkeit zu schürenden Schuldkomplexes und sei 2. auf Grund dessen gezwungen, einem Land zerstörerische Waffen auszuhändigen, das 3. eigentlich gar keinen legitimen Grund habe, diese anzuwenden.

So wird Hass auf Israel an allerhöchster Stelle zum Erziehungsprogramm. Und dann noch unter dem Deckmantel einer israelfreundlichen Staatsräson.





Fortgeschrittener 11. September 2016

Frauke Petry hat in einem Interview gesagt, sie wolle den Terminus "völkisch" aus seiner negativen Konnation lösen und wieder positiv besetzen. "Ich benutze diesen Begriff zwar selbst nicht, aber mir missfällt, dass er ständig nur in einem negativen Kontext benutzt wird." Sie habe ein Problem damit, "dass es bei der Ächtung des Begriffes ‚völkisch’ nicht bleibt, sondern der negative Beigeschmack auf das Wort ‚Volk’ ausgedehnt wird". Der Begriff "völkisch" sei letztlich ein Attribut zum Wort "Volk".

Man könnte jetzt spekulieren, warum Frau Petry nicht auf das Schwefelwort mit dem gebotenen pawlowschen Schreckreflex reagieren wollte, vielleicht weil sie ein naturwissenschaftliches Fach und obendrein die meiste Zeit im Ausland studiert, die Abrichtung also teilweise versäumt hat, vielleicht weil sie einfach keine Lust verspürt, auch den obligatorischsten Geßlerhut zu grüßen, und lieber einen Skandal in den Kauf nimmt. Wahrscheinlich aber meint sie einfach, was sie sagt. 

Nun wird die Gute freilich einmal mehr kennenlernen, was tatsächlich übriggeblieben ist von der "völkischen" Mentalität, wenngleich sich die Zielrichtung um exakt 180 Grad gedreht hat. "Völkisch" ist die Mentalität, die hinter dem inquisitorischen Insistieren der Interviewer steckt, die gar nicht mehr aufhören wollen, Petry über ihre wahrscheinlich staatsfeindlichen Zweifel an der alleingültigen Semantik des Wortes zu verhören. "Völkisch" ist die Mentalität hinter dem "Kampf gegen rechts", "völkisch" ist die Mentalität, die "Rechten" Hotelreservierungen oder die Eröffnung von Bankkonten verweigert. "Völkisch" ist der Konsens gegen das Böse, zu dessen Überführung alle Mittel recht sind. "Völkisch" ist das sofortige Ersetzen der Debatte durch das Tribunal. "Völkisch" ist das Wohlbehagen in der Meute, die angemaßte Zensorenherrlichkeit, das restlos gute Gewissen beim Verfolgen des jeweils dazu Freigegebenen, die kern- und knalldeutsche Blockwartmentalität, die sich selbst als Rechtschaffenheit ausgibt. Bei den Antivölkischen hat sich die "völkische" Mentalität sturheil erhalten. Wen sie verfolgen, bestimmt der Zeitgeist. Wichtig ist der "völkischen" Mentalität, dass  sie verfolgen kann.

"'Völkisch' ist nicht irgendein Adjektiv", notiert denn auch die Zeit so prompt wie erwartbar. "Der Begriff völkisch bedeutet deutsch und steht für die Ausgrenzung von jedem, der nicht hier geboren wurde. Wer ihn nutzt, will faschistische Gedanken hoffähig machen." Gäbe der Autor dieser Zeilen zu, dass er gar nicht daran glaubt, was er da plärrt, er geriete selber ins Visier der Anständigen und mit wenigen Ausnahmen anständig Gebliebenen. Die Faschismen und Antifaschismen kommen und gehen. Die "völkische" Mentalität bleibt.  MK am 9/11 2016

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