Stationen

Montag, 26. September 2016

Das DDR-Fernsehen ist wieder da

 

Eine Frage der Studentin Alessa Busch, die jedem Deutschen unter den Nägeln brennt, lautet: Inwiefern kann der Tourismus – speziell auch im arabischen Raum – als Basis für den kulturellen Austausch zur gegenseitigen Verständigung hierzulande beitragen?
Angela Merkel: "Reisen von Menschen aus Deutschland zum Beispiel in arabische Länder haben natürlich zwei Effekte: Einmal hilft das diesen Ländern wirtschaftlich; wir wissen, dass es in diesen Ländern zum Teil eine sehr große Arbeitslosigkeit gibt, und deshalb ist der Tourismus natürlich eine Wachstumsbranche und eine Branche, die Menschen auch Zukunftsperspektiven eröffnet. Zum anderen ist es so, dass auch wir mehr über die Zusammenhänge verstehen; zum Teil auch über die alten historischen Verbindungen, die es schon immer zwischen Europa und auch dem arabischen Raum gab. Deshalb kann ich nur jeden ermutigen, der in arabische Länder fährt, dass man sich einfach auch ein Stück weit mit der Geschichte und der Entwicklung dieser Länder beschäftigt und dabei ganz sicher immer wieder neue Erkenntnisse gewinnt“.
Jetzt habe ich mal eine Frage für den Kanzlerinnen-Podcast: Am 12. Januar dieses Jahres sprengte sich ein Attentäter, ein als Flüchtling getarnter IS-Terrorist, inmitten einer deutschen Touristengruppe auf dem belebten Platz zwischen der Hagia Sophia und der Blauen Moschee in die Luft. Die Reisegruppe war gerade dabei, sich mit der Geschichte und Entwicklung der Türkei zu beschäftigen. Hat das Auswärtige Amt die 11 deutschen Opfer des Bombenanschlages im türkischen Istanbul auf seiner Webseite vor der Terrorgefahr gewarnt, oder haben die Leute nur die Hinweise des Auswärtigen Amtes nicht „sehr gut“ gelesen?  Manfred Haferburg



Die Berichterstattung zu den Vorfällen in Bautzen ersticken jeden Zweifel an der strammen Parteilichkeit der Redakteure.
So lesen wir in den Netzauftritten zweier großer Nachrichtenmagazine eine dpa-Meldung, die uns erzählt, dort „standen sich ... rund 80 gewaltbereite Männer und Frauen – zum Großteil aus dem politisch rechten Spektrum – sowie 20 junge Asylbewerber gegenüber”. Zwischen beiden Lagern sei es zu Wortgefechten und tätlichen Auseinandersetzungen gekommen. Es „flogen Flaschen”. Am Vortag bereits sei ein 32-jähriger Bautzner durch einen Flaschenwurf verletzt worden.
Die Lage ist glasklar: Hier die „gewaltbereiten” rechten Männer und Frauen, also Schurken, dort die „jungen” Asylbewerber. Von wem ging die Gewalt aus, von „jung” oder von „gewaltbereit”?

Genau: von „jung”. Als die Polizei die bis dahin nur verbal streitenden Gruppen trennen wollte, bewarfen die „Jungen” die Beamten mit Flaschen, Holzlatten und „anderen Gegenständen”. Daraufhin erst haben die „gewaltbereiten Rechten” ihre physische Zurückhaltung aufgegeben und sind auf die Asylbewerber los.
Ist es nicht bemerkenswert, mit welcher Finesse unser Qualitätsjournalismus die Tatsachen durch kleine, feine Attribute auf den Kopf stellt? Eine führende sächsische Regionalzeitung kann’s noch besser. Laut dem Blatt haben sich die 80 Einheimischen dort „zusammengerottet”, während ihnen die Gruppe der jungen Asylbewerber bloß „gegenüberstand”.

Und wer hat die Flasche tags zuvor gegen den 32-Jährigen geschleudert? Erfahren wir nicht. Ein Hotelbetreiber, dessen Haus am Ort des Geschehens steht, beschwert sich, dass seine Gäste derart angepöbelt werden, dass sich manche abends nicht mehr hinaus trauen, so die Medien. Wer pöbelt? Wird lieber weggelassen. Immerhin bekommen wir einen kleinen Hinweis: An dem Platz hat die Stadt eine kostenlose Wlan-Station eingerichtet, die von den Asylsuchern rege genutzt wird. Die solle man doch bitte abstellen, damit das Gepöbel ein Ende habe, fordert der Hotelier. Aha.

Dumm ist für derlei Medienmacher, dass immer mehr ihrer Leser die Methoden der „Lückenpresse” durchschauen und solange zwischen den Zeilen herumwühlen, bis die Wahrheit ans Licht kommt. Verblüffend übrigens, dass die Journalisten selbst dann noch verbissen an ihren Zuschreibungen wie „gewaltbereit” hier und „jung” dort festhalten, wenn sogar in ihrem eigenen Beitrag steht, dass die „Jungen” die Gewalteskalation vom Zaun gebrochen haben.
Vor einem derart unerschütterlichen Freund-Feind-Schema können wir nur den Hut ziehen. Indes: Mit Journalismus hat das nichts mehr zu tun. Bestenfalls mit jener Version, die in Sachsen bis 1989 üblich war. Gut, in der DDR war ja nicht alles schlecht, hören wir immer mal wieder. Aber ob damit ausgerechnet die SED-treuen Zeitungen und deren Auffassung von „wahrheitsgemäßer Berichterstattung” gemeint sind? In manch einer Redaktion scheint man das so zu sehen. Allein die Vokabel „Zusammenrottung” für politisch nicht genehme Menschenansammlungen nötigt zu Tränen der DDR-Nostalgie.  Hans Heckel


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