Stationen

Donnerstag, 29. September 2016

Klimawandel


Abendlicher 29. September 2016

 Alexander Wendt bringt eine ungemein treffende Vokabel zur Beschreibung des westdeutschen Durchschnitts-Intellektuellen in Vorschlag: kuschbereit. Man sagt ein Buh-Wort – "rassistisch", "sexistisch", "reaktionär", "rechts" etc. – und schon liegt er mit angelegten Lauschern auf dem Bauch. Man wirft ihm Nähe zu einem Falschmeiner und politischen Tschandala vor, und sofort ertönt das leise Winseln der Distanzierung. Und wer auf einen Pfiff kuscht, geht natürlich auch auf Zuruf von der Leine, im Schutz der Meute und mit Herrchen im Rücken, versteht sich.

Als ich die prachtvolle Rede von Michel Houellebecq zur Verleihung des Schirrmacher-Preises las ("Der Zündler vom Dienst", kuschte prompt der Tagesspiegel), dachte ich mir zweierlei: Eine vergleichbar freie, freiheitsstolze und männliche Philippika ist aus dem Mund eines deutschen Schriftstellers unmöglich. Allein die Passage, in der er darauf reagiert, dass Frankreich nach Schweden das zweite Land der Welt sein könnte, das die Kunden von Prostituierten bestraft, ist in ihrer unverschämten Rücksichtslosigkeit gegen die herrschenden Sprachregelungen herrlich: "Die Prostitution abschaffen heißt, eine der Säulen der sozialen Ordnung abzuschaffen. Das heißt, die Ehe unmöglich zu machen. Ohne die Prostitution, die der Ehe als Korrektiv dient, wird die Ehe untergehen und mit ihr die Familie und die gesamte Gesellschaft. Die Prostitution abzuschaffen, das ist für die europäischen Gesellschaften einfach ein Selbstmord." So der erste literarische Repräsentant des sexuellen Pauperismus, der trostloseste Schilderer der existentiellen Erschöpfung des europäischen Menschen, der Erfinder des Begriffes „nullogam“ und Verkünder einer neuen Kallokratie – „Die körperliche Schönheit spielt hier genau die gleiche Rolle wie der Geburtsadel im Ancien régime“ („Die Möglichkeit einer Insel“) –, der als hässliches Entlein und erotischer Verlierer ins literarische Rennen ging und so berühmt wurde, dass er sich seither die Edelprostituierten der europäischen Metropolen ins Hotel ordern kann und der hinreichend viele Mitarbeiter haben dürfte, dass er seine Mails nicht selber lesen muss und ein Shitstorm wie ein laues Frühlingslüftchen an ihm vorüberzieht. (Mein Lieblingsstatement von Houellebecq ist übrigens der Satz, den er zu einer amerikanischen Journalistin sagte, als die sich erkundigte – damals wohnte er noch in Irland –, ob draußen Ebbe oder Flut sei: "Ja, wir haben bemerkt, dass sich das bewegt, aber wir machen die Vorhänge zu.")

Ich bin Ihnen nach dieser Abschweifung den zweiten Gedanken schuldig. Nämlich: Jedoch selbst wenn ein deutscher Autor eine solche Rede hielte oder genau diese gehalten hätte, wir erführen nichts von ihr, keine Zeitung würde sie Wort für Wort abdrucken, der Frechling würde, so man ihm überhaupt die Gnade des Erwähntwerdens gewährte, in einer Kampagne erledigt, in der es nur über ihn und seine Rede ginge, ohne dass sich das Publikum am Original seine Meinung bilden dürfte. Wobei gerade in diesem Fall dem Titel Schirrmacher-Preis eine unerwartete Angemessenheit zufiele.
PS: Von verschiedener Seite werde ich darauf hingewiesen, dass eine vergleichbare Rede doch von einem deutschen Autor gehalten worden sei, und zwar von dem Schriftsteller Jörg Bernig am 7. September 2016 in Lessings Geburtsstadt Kamenz; es war – nach Friedrich Schorlemmer 2014 und nach Feridun Zaimoglu im vergangenen Jahr – die dritte Kanzelrede in der Kamenzer Kirche St. Annen (zu finden hier); bilden Sie sich selbst Ihr Urteil. Bezeichnend ist, dass der MDR die Rede erst senden wollte und nun davon Abstand nimmt. Auf der Homepage der Stadt Kamenz ist sie jedoch nachlesbar.




Zur Neige gehender 29. September 2016

Die Welt, wie ich sie mir vorstelle, wäre auch nicht perfekt, aber wäre es nicht besser, wenn Menschen nicht wegen ihrer politischen Ansichten oder ihres Glaubens verfolgt würden, sondern z.B. wegen Abstinenz?




Immer noch 29. September 2016, übrigens auch noch Geburtstag von Berlusconi


Kurze Plauderei aus dem Nähkästchen. In einem Streitgespräch für eine große deutsche Zeitung, von dem gottlob ein Mitschnitt existiert, hat Frauke Petry gesagt, „dass es einen gesunden Patriotismus geben muss. Den möchten wir getrennt sehen vom Nationalismus.“

In der von der Gazette zum Autorisieren vorgelegten Version war daraus geworden (man kann’s ja mal versuchen, vielleicht merkt’s ja keiner): „Wir sind überzeugt, dass es einen gesunden Nationalismus geben muss. Den möchten wir getrennt sehen vom Nationalsozialismus.“

Ich sehe ein, dass Begriffe wie "Lügenpresse" oder "Lückenpresse" die Arbeit verdienter Medienschaffender in der Qualitäts- und Wahrheitspresse völlig unangemessen beschreiben. Zuweilen sollte man schon auf Lumpenpresse differenzieren.





29. September 2016, Geburtstag von Pompeius, Horatio Nelson und Jutta Ditfurth


In Dresden ist am hellichten Spätnachmittag eine 63-Jährige Frau von drei – angeblich – syrischen Jugendlichen angegriffen worden. Die alte Dame lief gegen 18.30 Uhr in Begleitung ihres Lebensgefährten über den Wiener Platz. Einer der Jugendlichen stellte ihr ein Bein. Die 63-Jährige stürzte und verletzte sich am Knie. Danach bewarfen die Jugendlichen sie mit einem Feuerwerkskörper. Das Alter der Lauser: 13, 13, 14. Die 63-Jährige musste ärztlich behandelt werden.

Der Fall verhallte, wie jeder Einzelfall, in den lokalen Medien. Malen wir uns jetzt nicht aus, was passiert wäre, wenn Dresdner Herkunftsnazis eine 63jährige syrische Schutzsuchende umgeworfen und gedemütigt hätten. Uns soll auch nicht die Frage interessieren, wie in einer doch angeblich vollrohr rechten Stadt, wo Ausländer Angst haben, abends auf die Straße zu gehen, dergleichen passieren kann, einer Stadt, in der überdies, wie wir ständig lesen, quasi null Migranten leben. Verschwenden wir auch nicht unsere Zeit, indem wir über die Befindität der Frau nachsinnen, die in Zukunft nicht mehr ganz so unbeschwert durch ihre Stadt laufen wird (könnte sie in Aleppo schließlich auch nicht). Lenken wir unser Interesse vielmehr auf die Mentalität dieser Racker. Sie kommen – angeblich – aus einem Bürgerkriegsland, sind – angeblich – vor Gewalt und Terror geflohen, sind – angeblich – traumatisiert und schutzbedürftig und wurden in einem fremden Land durchaus gastlich aufgenommen. Nicht nur ihre Dankbarkeit für Gratis-Kost und Gratis-Logis scheint sich, anders als Deutschland selbst, in Grenzen zu halten, auch ihr Respekt vor diesem Land und seinen Bewohnern ist offenkundig wenig ausgeprägt. Warum? Was für eine Mentalität verbirgt sich dahinter?

Ich unterstelle, es handelt sich um die Mentalität der Landnahme. Sie ist in deutschen Städten überall mit Händen zu greifen. Ihre Bilder und Symbole sind vielgestaltig: das raumgreifende, aggressive öffentliche Auftreten junger muslimischer Männer, regelmäßige Gewalttaten gegen sichtlich Einheimische, die sich am nächsten Morgen meistens nur in den Polizeiberichten finden, noch regelmäßigere sexuelle Belästigung von westlich gekleideten Frauen, die dröhnende orientalische Musik aus offenen Autofenstern, Rockerkriege und Massenschlägereien zwischen Großfamilien, zu denen schon mal ganze Polizeihundertschaften ausrücken (das schadet dem Wirtschaftsstandort Deutschland im Gegensatz zu Pegida aber nicht), nächtliche Autorennfahrten testosteronbefeuerter Neumitbürger durch leider nicht völlig leere Innenstädte mit zuweilen (deutschen) Toten, immer mehr Schulen mit hohem Migrantenanteil bzw. muslimischer Mehrheit und das gezielte Mobbing deutscher bzw. europäischer Schüler dort, per Händi organisierte Spontanzusammenrottungen gegen diensttuende Polizisten, das immer häufigere Auftauchen von Kopftuch, Kaftan und Schleier im Straßenbild, der straßenzugsweise Häuserkauf durch beispielsweise türkische Investoren, die gezielt an türkische Mieter vermieten, am Ende orientalisierte Stadtviertel, Segregation, Auszug der letzten Einheimischen, Parallelgesellschaft. Und wehe, wenn den Kartoffeln und Schweinefleischfressern die Mittel für die Alimente ausgehen!
 
Es ist dieses Klima, im dem drei – angeblich – syrische Frühteenager in einer immer noch recht deutschen Stadt in aller dreisten Unschuld eine pensionsnahe und überdies unreine Eingeborene umschubsen, und zwar weil sie es können.

Natürlich auch, weil sie zur Fremdenfeindlichkeit erzogen worden sind, aber vor allem eben, weil sie begriffen haben, dass diese Gesellschaft sturmreif ist, dass sie ihnen keine Regeln diktiert, weil sie zu schwach ist, dass die Menschen sich nicht wehren, weil sie entweder alt oder enteiert und sowieso immer in der Unterzahl sind, weil sie sich untereinander nicht solidarisieren, sondern die meisten lieber betreten die Blicke senken und schnell weitergehen, wenn irgendwo Gewalt ausbricht. Diese Schlingel haben gelernt, dass die Polizei ihnen nichts tut, dass es nichts gibt, was sie einschüchtern könnte. Sie haben kapiert, dass es in Deutschland keine Männer gibt, keine Brüder, keine Enkel, und ganz besonders dürfte es diese Schlawiner kitzeln (sofern sie dergleichen überhaupt mitbekommen), dass in den Medien dieses Landes ständig behauptet wird, von deutschen Dunkelmännern ginge eine große Gefahr aus: für den Weltfrieden, für Europa für Flüchtlinge, für die Demokratie, für Frauen, für Muslime. Diese Rabauken haben begriffen, dass Deutschland schwach und ehrlos ist, denn in einem Land, wo Menschen mit Ehre im Leib leben, laufen sie zusammen und schlagen dir die Fresse ein, wenn du in aller Öffentlichkeit eine alte Frau angreifst. Hier aber kriegst du einen Kaugummi, einen Sozialhelfer und eine Aufenthaltsgenehmigung.    MK am 29. September 2016

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