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Donnerstag, 15. September 2016

Andere Kulturen, andere Sitten

11. September 2016 – Im Spätherbst wird ein kleines Buch- Die Einzelfallevon mir erscheinen. Zu einer Sache, die mir ernsthaft unter den Nägeln brennt: Über den arabischen/muslimischen Männerblick auf europäische/deutsche Frauen. Ich sehe nicht, daß, selbst „nach Köln“ das Thema irgendwie „durch“ ist. Im Gegenteil, ich denke, es wird noch ein ganz böses Erwachen geben.

Für die „Bundeszentrale für politische Bildung“ (BpB) sollte zur bewußt polemischen Frage „Nach Köln: Bringen die Flüchtlinge eine Vergewaltigungskultur mit?“ eine dezidiert linke Journalistin zur Feder greifen. Hannah Wettig schreibt für die Jungle World und die Jüdische Allgemeine, sie hat Arabistik und Arabisch studiert, zahlreiche arabische Länder bereist und engagiert sich gegen Assad. Beste Voraussetzungen, um einen Artikel für das Online-Portal der BpB zu schreiben, oder?

Ich erlaube mir, den Vorfall mal ausführlich wiederzugeben: Wettig (Jahrgang 1971) schreibt:
Ein Freund riet mir, den Auftrag abzusagen.(…) „Willst du wirklich schreiben, dass es keinen Zusammenhang mit dem Islam gibt?“ – „Nein, aber das können sie auch unmöglich von mir erwarten. Sie wissen doch, was ich dazu schon geschrieben habe.“ (…) Ich glaubte tatsächlich, dass die Agentur mich mit Bedacht als Autorin ausgewählt hatte. Das Ganze war schließlich genau mein Thema. Schon vor über 20 Jahren hatte ich angefangen, mich mit sexualisierter Gewalt zu beschäftigen – in Ägypten notgedrungen, denn ich lernte damals Arabisch in Kairo. Das Ausmaß an sexueller Belästigung, das ich dort erlebte, hat mich als 24-jährige Studentin nachhaltig verändert. Ich musste lernen, taub zu werden, sobald ich die Straße betrat, niemals im Taxi vorne einzusteigen und unbeschadet an Menschengruppen vorbeizukommen.Es gab schon damals ein großes Munkeln: Jeder wusste es. Reiste eine Frau nach Nordafrika, kamen sofort die Warnungen. Aber in Büchern fand ich fast kein Wort dazu.
(…)Darüber hatte ich schon oft geschrieben und nun schrieb ich es also auch für die „Bundeszentrale für politische Bildung“ – mit Zitaten, Namen und Ortsangaben. Lange erhielt ich keine Antwort. Zwei Monate später kam die Absage: Qualitätskriterien nicht erfüllt. Nachbesserung zwecklos.
Wieder und wieder las ich die E-Mail, dann den ursprünglichen Auftrag und meinen Artikel. Ich hatte den Auftrag exakt abgearbeitet. Ich hatte mich mit rassistischen Orientbildern auseinandergesetzt und die Kulturthese abgelehnt. „Habe ich dir doch gesagt“, sagte mein Freund. „Das wollen sie nicht hören.“ Aber was wollten sie denn hören, wenn sie eine solche Frage stellten?
Meiner Frage hat sich nur die Antonio-Amadeu-Stiftung in einer von der Bundesregierung finanzierten Broschüre gewidmet: „Das Bild des übergriffigen Fremden – Warum ist es ein Mythos?“ Darin heißt es, dass 13 Prozent aller Frauen in Deutschland strafrechtlich relevante Formen sexueller Gewalt erlebt haben. Die meisten davon kennen den Täter. „Der ‚fremde Täter’, der am unbekannten Ort überfällt, gewalttätig und übergriffig wird, ist statistisch belegt eher die Ausnahme“, schreiben die Autorinnen. Daraus folgern sie, dass der Übergriff des Fremden in den meisten Fällen ein Mythos sei.
Aber was ist, wenn der Übergriff mal kein Mythos ist – wie in Köln? Zu Köln schreiben sie, es gebe nicht genügend Fakten, Vorverurteilungen seien rassistisch. Das war schon kurz nach der Silvesternacht eine sehr gewagte Behauptung. Heute wissen wir, dass die meisten erfassten Täter aus Nordafrika stammten. Und genau dort ist es ganz anders, als die Stiftung schreibt.
Nicht für alle Länder gibt es Studien. Aber in Ägypten hat sogar die UN-Frauenorganisation eine durchgeführt. Danach sind nur sieben Prozent der Täter Freunde und Verwandte, weitere zehn Prozent Kollegen. Alle anderen sind Fremde. In dieser Studie geben 99 Prozent der befragten Frauen an, sexuelle Gewalt erlebt zu haben. Darunter 60 Prozent, die angeben, erst kürzlich begrabscht worden zu sein.
Mit diesem Wissen empfinde ich die Broschüre der Antonio-Amadeu-Stiftung zum „Mythos des übergriffigen Fremden“ und auch die Reaktion meiner Agentur als reinen Hohn. Es handelt sich eher um politische Unbildung – ja Verdummung.  EK

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