Sehr geehrter Herr Reiter, liebe Stadt München,
heute
möchte ich Ihnen in einer Art Abschiedsbrief meine Beweggründe
mitteilen, warum ich mit meiner Familie die Stadt und im Besonderen den
Stadtteil Milbertshofen/Am Hart verlasse. Auch auf die Gefahr hin, dass
es keinen interessiert. Ich bin es los!
Ich
bin 35 Jahre alt, wohne hier mit meinen beiden kleinen Söhnen (***) und meinem Mann in einer gehobenen Doppelhaushälfte mit
Parkzugang. Man kann also sagen, wir haben für Münchner Verhältnisse
eine sehr gute Ausgangslage. Mein Mann gehört gewiss zu den
Gutverdienenden.
Ich kann aufgrund unserer guten Situation
zu Hause bleiben und mich um die Familie kümmern. Wir wohnen wirklich
schön mit viel Platz und Garten im Grünen. Also warum sollte eine
Familie wie wir sich entschließen, diese Situation aufzugeben und die
Stadt zu verlassen?
Und das möchte ich Ihnen nun einmal näher bringen:
Als
ich noch keine Familie hatte, war mir vieles nicht so wichtig gewesen
in meinem Umfeld und ich hatte in viele Bereiche gar keinen Einblick.
Außerdem wohnte ich früher in ***, einem doch etwas anderen
Stadtteil als Milbertshofen.
Als
ich vor *** hierher zu meinem Mann gezogen bin und wir
unser erstes Kind bekamen, habe ich angefangen, mich über Einrichtungen
zu informieren in denen ich mit meinem Kind andere Mütter und Kinder zum
Austausch finde. Hier bin ich auf einige Stellen gestoßen.
Von
meinen Erfahrungen möchte ich nun berichten, ich gehe nämlich davon
aus, dass Ihre Kinder (falls überhaupt vorhanden) nicht in solchen
Einrichtungen verkehren, dass sie weder mit den öffentlichen
Verkehrsmitteln fahren noch in öffentliche Schulen in
„Problemstadtteilen“ lernen. Ich gehe auch davon aus, dass Sie und
andere Politiker hier selten bis gar nicht spazieren gehen…
Also
ich bin an einem Montagmorgen in den Nachbarschaftstreff gegangen (von der Landeshauptstadt München gefördert etc.. )
um hier am Frauenfrühstück teilzunehmen. Hier traf ich auf etwa 6-8
Mütter teilweise mit ihren Kindern. Alle Frauen trugen ein Kopftuch und
keine von ihnen sprach Deutsch. Außer der sozialpädagogischen Leitung.
Diese hat mir dann relativ schnell mitgeteilt, dass ich mir
wahrscheinlich schwer tun werde mich hier zu integrieren (O-Ton!!!). Ich
möchte dazu vielleicht noch anmerken, dass ich Deutsche bin. Ich spreche
fließend deutsch und ich trage kein Kopftuch.
Also habe ich ein wenig
gelächelt und meinte dann, ich würde versuchen, mich zu integrieren.
Leider habe ich zu dem Frauenfrühstück, zu dem jeder aufgefordert war,
etwas mitzubringen, Salami und Schinken in der Tasche gehabt. Damit
hatte ich natürlich noch weniger Chancen auf Integration. Ich habe es
nicht geschafft, in diesem Frauenfrühstück, das eigentlich integrativ
sein soll, mit jemandem deutsch zu sprechen und es war auch definitiv
kein Interesse da.
Noch seitens der Leitung, darauf zu bestehen und auch
die Frauen sahen sich glaube ich schon als eine eingeschworene
arabisch-türkische Gruppe, die einfach den Raum nutzen wollte. Ich
fragte dann nach alternativen Gruppen und Terminen, an denen ich
vielleicht mit meinen Kindern besser aufgehoben wäre. Die Leitung (***) verzog ein wenig das Gesicht
und erklärte mir dann, dass es Dienstags eine Gruppe gäbe, die
ausschließlich aus Chinesinnen bestehen würde, das hätte sich halt so
ergeben. Und da hätte ich gar keine Chance mich zu integrieren. Das
hätten schon ganz andere versucht.
Ich
sprach sie dann auf den Familienbrunch *** an (soll glaube ich
stattfinden ***), das wäre doch was für uns,
vielleicht würde dann auch mein Mann mal andere Väter kennen lernen und
wir würden Anschluss als Familie finden. Hier wurde ich dann darauf
hingewiesen, dass das Frühstück in getrennten Räumen stattfinden würde.
Männer und Frauen getrennt. Das hätte sich nun mal so ergeben. Ich habe
das erst für einen ziemlich schlechten Scherz gehalten. Leider war es
keiner. Ich habe nicht aufgegeben und war dann immer Dienstags
vormittags in einer Krabbelgruppe ***. Hier habe ich das Gefühl, haben
sich die Mütter getroffen, die woanders nicht „willkommen“ waren und
leider hatte ich hier das Gefühl, dass einige ausländische Mütter und
Väter hier eher vergrault wurden.
Also mein Eindruck zu dieser
Einrichtung bezüglich Integration ist miserabel. Hier findet überhaupt
kein Austausch statt!!! Wie kann eine Einrichtung von der
Landeshauptstadt München so etwas tolerieren?? Aus meiner Sicht muss
hier das komplette Konzept der Einrichtung in Bezug auf Integration in
Frage gestellt werden. Mein Sohn ist nun seit zwei Monaten hier im *** in einer betreuten Spielgruppe ohne Eltern. Die
Betreuerinnen machen das ganz wundervoll mit den Kindern, aber die
ersten haben schon das Handtuch geworfen, weil die Leitung der
Einrichtung auch hier eine Form der Integration durchsetzen will, die
einfach nicht funktioniert.
Gerne berichte ich hier auch noch
ausführlich zu den Gründen. Ich wurde lediglich darauf hingewiesen, dass
ich meinem Kind zum Frühstück kein Schweinefleisch mitgeben darf!!!!!
Hallo?! Wir sind hier in Deutschland!
Ich
habe noch weitere Einrichtungen besucht. Unter anderem die Einrichtung
„***“ in der ***. Hier kämpft eine
unglaublich motivierte, gut ausgebildete Sozialpädagogin gegen
Windmühlen.
Auch hier war ich an vielen Terminen und musste leider auch
feststellen, dass das Interesse vieler Migranten gleich Null ist, sich
und ihre Kinder zu integrieren. Ich habe große Hochachtung vor der
Arbeit der Dame in dieser Einrichtung, aber leider werde ich mein Kind
auch diesem Umgang nicht mehr aussetzen. Also, was macht man als Mutter
sonst noch in seinem Stadtteil? Richtig! Man verbringt den Großteil
seiner Sommernachmittage am Spielplatz.
Wie schon gesagt, wir wohnen
herrlich am Park. Ich muss nicht mal eine Straße überqueren. Im Park
aber finde ich wieder so erschreckend familienunfreundliche Zustände
vor. Ich gehe jeden Tag mehrmals in dem Park (***
zwischen *** und dem ***) und ich kann leider
meine Kinder hier nicht „frei laufen“ lassen, weil alle ihre Hunde frei
laufen lassen und zwar überall.
Es interessiert keinen einzigen
Hundehalter, dass es hundefreie Wiesen gibt. Nicht einmal der Spielplatz
wird mit dem Hund gemieden. Erst heute hat uns wieder ein Hund
angefallen, der größer war als mein fast ein Meter großes Kind. Ich sehe
nie einen Hund angeleint und es wird keine Rücksicht auf Kinder
genommen. Ich habe auch noch nie jemanden gesehen, der das kontrolliert
von der Stadt. Ich wohne direkt am Park und doch kann mein Kind nicht
frei laufen in der Stadt. Wie unfreundlich kann eine Stadt eigentlich
sein zu ihrer neuen Generation?
Am
Spielplatz angekommen finde ich teilweise so erschreckende Situationen
vor, die ich meinem Kind kaum zumuten kann. 90 % der Kinder und Eltern
dort sprechen kein Deutsch. Ich sitze dort auf der Bank zwischen Leuten,
die im besten Falle nur eine Zigarette rauchen. Meistens hat man noch
ein Bier in der Hand und einer raucht auch gerne seinen Joint, während
seine 1,5 Jahre alte Tochter im Sand spielt. Letzten Winter war hier bei
etwa 5 Grad ein Mädchen mit Ihrer Mutter und Großmutter (ich tippe auf
Sinti oder Roma). Das Mädchen war barfuss, hatte nur ein T-Shirt an und
kam mit einem Hammer zum Spielen. Sie haben richtig gelesen. Einem
Hammer, und zwar einem großen, echten, Hammer, der so schwer war, dass
er sie beim Ausholen immer einen Meter zurückgeworfen hat. Mit dem
Hammer hat sie wild auf alles gehauen und kam dann zu meinem ***
und fragte ihn „spielen?“.
Ich
kann Ihnen so unglaublich viele für mich so unglaubliche Geschichten
hier erzählen und noch unglaublicher finde ich es, dass eine Familie wie
wir - und verstehen Sie mich nicht falsch, wir sind bestimmt nicht DIE
Vorzeigefamilie - aber wir sind, glaube ich, die Familie, die sich ein
Stadtteil, eine Stadt, vielleicht auch ein Nachbar wünscht.
Aber ich
wünsche mir andere Verhältnisse für meine Kinder. Ich möchte, dass mein
Kind Deutsch lernt, dass es Werte vermittelt bekommt, hinter denen auch
ich stehe. Aber ich will nicht, dass meine Kinder unter solch
unfreundlichen Bedingungen groß werden.
Zusammenfassend
finde ich hier Zustände vor, die mir das Gefühl geben, dass wir hier
eigentlich nicht erwünscht sind. Dass unsere Familie hier eigentlich
nicht reinpasst. Mein Mann sagt schon manchmal, er hat das Gefühl, wir
sind mittlerweile die größte Minderheit ohne jegliche Lobby. Für jeden
gibt es eine Institution, eine Stelle, ein öffentliches Interesse, aber
für ein heterosexuelles verheiratetes Paar mit zwei Kindern, weder
arbeitslos noch Linkshänder, weder behindert noch islamisch, für uns
gibt es kein Interesse mehr.
Als
ich in meiner Dienstagskrabbelgruppe angesprochen habe, dass wir uns
überlegen, aus der Stadt wegzuziehen und die Gründe genannt habe, bin
ich von der Leitung dieser Gruppe heftig angegangen worden. Wegen Leuten
wie uns funktioniere die Integration eben nicht, weil wir unsere Kinder
rausnehmen.
Auch ein, zwei andere Mütter sind mir gegenüber wild
ausfallend geworden. Seither habe ich bei der Leitung den Stempel
„fremdenfeindlich“. Da kommen nun öfter ein paar unangebrachte Spitzen
wie: „In der Gruppe sind aber auch ausländische Kinder, da solltest Du
nochmal nachdenken, ob Du da kommen willst“.
Das
ist genau der Grund, warum Leuten wie mir, irgendwann der Kragen platzt
und wir andere Parteien wählen. Denn ganz ehrlich, ich habe schon die
halbe Welt bereist, habe mehr ausländische Freunde als deutsche und habe
überhaupt keine Vorurteile oder Abneigungen gegen Menschen aufgrund
ihrer Herkunft, aber ich habe sehr viel in der Welt gesehen und ich
weiß, dass so wie hier Integration verschlampt wird, einiges den Bach
runter geht und dann machen es alle, die die Möglichkeit haben, nämlich
so wie wir: Entweder sie schicken ihre Kinder in Privatschulen und
Kindergärten oder sie ziehen in andere Gemeinden. Na dann –
Servus!!!!!!!!!!!
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