Selten hat jemand die Haltung der Vereinten Nationen und
ihrer Mitgliedsländer zum jüdischen Staat so treffend auf den Punkt
gebracht wie Abba Eban. Der frühere israelische Außenminister – und
erste Vertreter Israels bei der Uno – sagte einmal: »Wenn Algerien in
einem Resolutionsentwurf erklären würde, dass die Erde eine Scheibe ist
und Israel sie dazu gemacht hat, dann würde diese Resolution mit 164 zu
13 Stimmen bei 26 Enthaltungen angenommen werden.« Eban machte damit
deutlich, dass Beschlussvorlagen mit antiisraelischem Inhalt bei den UN
automatisch eine Mehrheit bekommen – und seien sie auch noch so
hanebüchen und abwegig. Wie Recht er hatte und immer noch hat, zeigt
ein Resolutionsbegehren,
das jüngst im Exekutivrat der Unesco – dem Gremium, das zwischen den
alle zwei Jahre stattfindenden Generalkonferenzen die Geschäfte dieser
Einrichtung führt – angenommen wurde.
Denn in der Vorlage zum Thema »besetztes Palästina«, die von der
Programmkommission der Unesco auf Antrag der islamischen Staaten
Algerien, Ägypten, Katar, Libanon, Marokko, Oman und Sudan initiiert
worden war, wird jede jüdische Beziehung zu Jerusalem und insbesondere
zum dortigen Tempelberg rundweg ignoriert. Erwähnt wird ausschließlich
die Bedeutung des »Haram al-Scharif« – das ist der arabische Name für
den Tempelberg, und nur dieser wird in der Resolution genannt – für den
Islam.
Dass er auch Juden heilig ist und drei Tempel auf ihm standen,
unterschlägt der Text einfach. Folgerichtig werden in ihm, wie Gil Yaron
auf »Welt Online« feststellt,
auch nur »vermeintliche Aggressionen der ›Besatzungsmacht Israel‹ gegen
Muslime auf dem Haram« verurteilt, nicht aber »muslimische Randalierer,
die die Al-Aksa-Moschee als Waffenlager missbrauchen und tagtäglich
jüdische Besucher auf dem Berg gängeln«.
Diese aberwitzige und dreiste Geschichtsklitterung fand in der Unesco tatsächlich eine Mehrheit:
24 Staaten stimmten dafür – neben den islamischen Ratsmitgliedern unter
anderem auch Brasilien, China, Mexiko, Russland, Südafrika und Vietnam
–, nur sechs dagegen, nämlich Deutschland, Estland, Großbritannien,
Litauen, die Niederlande und die USA. Außerdem gab es 26 Enthaltungen,
darunter die von Argentinien, Frankreich, Griechenland, Indien, Italien,
Japan, Schweden, Slowenien, Spanien und der Ukraine. Die Mehrzahl der
europäischen Länder im Exekutivrat konnte sich also nicht dazu
durchringen, der ungeheuerlichen Beschlussvorlage eine klare Absage zu
erteilen. Gil Yaron urteilte zutreffend: »So bestärkt die Unesco einen
exklusiven muslimischen Anspruch, der vor 1400 Jahren mit Waffengewalt
erstritten und seither durch Intoleranz gegenüber anderen Religionen
aufrechterhalten wurde – Rückenwind für die Forderung, den Berg
judenrein zu halten.« Indem sie die jüdische Bindung zum Tempelberg
verschweige, so Yaron weiter, ȟbernimmt die Unesco die Argumentation
der Extremisten«.
Israel kündigte deshalb an,
die Zusammenarbeit mit der UN-Kulturorganisation auszusetzen.
Bildungsminister Naftali Bennett nannte die Resolution einen
»bedauernswerten Vorgang« und eine
»direkte Unterstützung für islamistischen Terror«. Premierminister
Benjamin Netanjahu sprach von einem »Theater des Absurden« und sagte:
»Zu behaupten, Israel verbinde nichts mit dem Tempelberg, ist so, als
hätte China keine Verbindung mit der chinesischen Mauer und Ägypten
keine zu den Pyramiden.« Selbst der Unesco-Generaldirektorin Irina
Bokova scheint die Entscheidung zumindest ein wenig peinlich zu sein.
Sie bezeichnete das Erbe Jerusalems in einer Stellungnahme als
»unteilbar« und fügte hinzu, es gehe nicht an, die jüdische oder
christliche Tradition der Stadt zu leugnen, zu verbergen oder
auszuradieren. Die Palästinensische Autonomiebehörde dagegen begrüßte erwartungsgemäß
das Votum, das »die fortgesetzte Verpflichtung der Mehrheit der
Mitgliedsstaaten« reflektiere, »die Prinzipien zu ehren, auf denen die
Unesco gegründet wurde«. Hier geht es zum ganzen Text Alex Feuerherdt
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.