Leser *** schreibt zu den
Freiburger Straßenumbenennungsplänen (Eintrag vom 14. Oktober): "Sehr
geehrter Herr Klonovsky, daß Carl von Linné heute zu den politisch
Unkorrekten gerechnet werden könnte, kann nur daran liegen, daß er in
seinem wissenschaftlichen Eifer bei der Beschreibung des Homo sapiens in
seinem Buch 'Systema naturae' die vier damals bekannten Menschenrassen
aufzählte: Weiße, Gelbe, Schwarze und Rote; und jeder von ihnen hat er
bestimmte Charaktereigenschaften zugeschrieben."
Aber
es werde noch toller, wenn man auf der Webseite nachschlage, wo die
Rotte der moralisch Hochbegabten ihre Umbenennungs- und
Stigmatisierungsvorschläge begründet. Der Fall Linné ist dabei
tatsächlich ein Glanzlicht. Wir lesen dort nämlich nicht nur, dass er,
wie Gott auch, ein Rassist gewesen sei, weil er "die Spezies Mensch in
vier Rassen anhand von körperlichen Merkmalen" eingeteilt und "diesen
auch höhere und niedere charakterliche Eigenschaften" zugeschrieben
habe. Vor allem war er ein Sexist, der die Heteronormativität bis in die
Flora ausdehnte. Linné "begründete und verfestigte mit seiner
Klassifizierung und auch Sexualisierung des Pflanzenreichs anhand der
Morphologie in männliche und weibliche Pflanzen"
sehenden Auges in Kauf nehmend die Diskriminierung
stockschwuler Steckrüben, lesbischer Linden und von Tulpentransen*. Ferner implementierte dieser
Wissenschaftler "durch die nicht zwingende Klassifikation von Tieren
(Säugen als weibliche Grundfunktion und Wesensbestimmung) eine Denkweise
und Gesellschaftsordnung, die die Unterordnung von Frauen unter Männer
sowie die traditionelle geschlechtliche Arbeitsteilung als natürlich
erklärt und ‚beweist‘." Wie soll man da als emanzipierter Anwohner einem
Säugetier noch in die Augen schauen?
Deswegen empfehlen die
Kommissköpfe ein Ergänzungsschild unter dem Namen, worauf für alle
Zeiten geschrieben stehe und zu lesen sei: "Carl von Linné (1707-1778).
Schwedischer Naturforscher und Begründer der biologischen Systematik,
Vordenker einer biologistisch begründeten Geschlechterhierarchie und
Rassenlehre." Weitere Höhepunkte der Endaufklärung hier.
Was
für ein Ergänzungsschild, frage ich mich, werden diese Edlen wohl
dereinst für die erste Freiburger "Prophet-Mohammed-Straße" vorschlagen?
* Um den Fragen von Botanikern
vorzugreifen: Schwule Steckrüben zeichnen sich dadurch aus, dass die
Staubblätter den Fruchtknoten ablehnen und neurotisch die
Selbstbestäuber beneiden, weil sie selber ja der Fremdbestäubung nicht
wehren können; deshalb ist die Diskussion um das Adoptionsrecht bei
Rüben noch nicht in Gang gekommen. Bei den lesbischen Linden verhält es
sich genauso, nur eben andersherum (siehe
dazu auch die Standardwerke: Friedericke Teufels, "Die Lage der
arbeitenden Polle in Deutschland", Judith Kerka-Porta, "Die Imme als
soziales Konstrukt" und Lann Hornhaut, "Alterseinsamkeit unter
homosexuellen Langusten"). MK am 17. 10. 2016
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