Ein Gartenzwerg von einem Professor, dessen Lebenswerk bequem in
einer Zigarrenkiste Platz fände und dessen Claim to Fame daraus besteht,
dass er mal im Direktorium des Zentralrates der Juden in Deutschland
einen Sitz belegte, will die Ursache der „Israelkritik“ herausgefunden
haben. „Bei meinen Aktivitäten zu Judentum und Zionismus habe ich
vielfach erfahren, was die Leute über diese Problematik denken... Das
generelle Gefühl ist eine tiefe Enttäuschung über Israel.“
Wer immer „die Leute“ sind, die sich dem Pofessor anvertraut haben -
Israel hat in der Tat einige Zeitgenossen tief enttäuscht, weil es sich
seit seiner Gründung weigert, von den „Seiten der Geschichte“
zu verschwinden. Die „tiefe Enttäuschung“ über die Juden war schon
immer eine Triebfeder des Antisemitismus, von Luther bis zu den
iranischen Ayatollahs. Das Gefühl ist geblieben, es hört nur auf einen
anderen Namen. „Antizionismus ist der Antisemitismus unserer Zeit“, sagt
der Londoner Rabbiner Jonathan Sacks. Hier die Rede, die er am 27.
September auf Einladung des Europäischen Parlaments in Brüssel gehalten
hat. Zwanzig Minuten, die an Klarheit nicht zu toppen sind.
Der Hass, der mit den Juden beginnt, hört niemals bei den Juden auf.
Ich möchte, dass wir das heute verstehen. Es waren nicht nur die Juden,
die unter Hitler litten. Es waren nicht nur die Juden, die unter Stalin
litten. Es sind nicht nur die Juden, die unter dem IS, Al-Qaida oder dem
Islamischen Dschihad leiden. Wir machen einen grossen Fehler, wenn wir
denken, Antisemitismus sei nur eine Gefahr für Juden. In erster Linie
ist er eine Gefahr für Europa und die Freiheiten, die wir im Laufe der
letzten Jahrhunderte errungen haben.
Beim Antisemitismus geht es nicht um Juden, sondern um Antisemiten.
Es geht um Menschen, die keine Verantwortung für die eigenen Fehler
übernehmen wollen und daher anderen die Schuld geben. Wenn man während
der Zeit der Kreuzzüge Christ war oder nach dem Ersten Weltkrieg
Deutscher und man sah, dass die Welt sich nicht so entwickelt hatte, wie
man es sich vorgestellt hatte, gab man erfahrungsgemäss den Juden die
Schuld. Und das ist es, was auch heute geschieht. Ich kann Ihnen gar
nicht sagen, wie gefährlich das ist. Nicht nur für Juden, sondern für
alle, die Freiheit, Mitgefühl und Menschlichkeit schätzen.
Antisemitismus ist in einer Kultur das erste Symptom einer Krankheit,
das erste Warnzeichen für einen kollektiven Zusammenbruch. Wenn Europa
zulässt, dass Antisemitismus gedeiht, ist das der Anfang vom Ende
Europas. Ich möchte in diesem kurzen Beitrag das vage und mehrdeutige
Phänomen Antisemitismus analysieren, denn es erfordert Klarheit und
Verstand, zu wissen, was Antisemitismus ist, warum er auftritt und warum
Antisemiten davon überzeugt sind, nicht antisemitisch zu sein.
Zuerst möchte ich den Begriff Antisemitismus definieren. Juden nicht
zu mögen ist kein Antisemitismus. Wir alle kennen Menschen, dir wir
nicht mögen. Das ist normal, es ist menschlich und nicht gefährlich.
Israel zu kritisieren ist kein Antisemitismus. Ich sprach letztens mit
einigen Schulkindern und sie fragten mich: „Ist es antisemitisch, Israel
zu kritisieren?“ Ich sagte nein und erklärte ihnen den Unterschied. Ich
fragte sie: „Glaubt ihr, ihr habt das Recht die britische Regierung zu
kritisieren?“ Alle hoben die Hand. Dann fragte ich: „Wer von euch
glaubt, Grossbritannien habe kein Existenzrecht?“ Niemand hob die Hand.
„Jetzt kennt ihr den Unterschied“, sagte ich, und alle verstanden.
Antisemitismus bedeutet, den Juden das Recht abzusprechen, gemeinsam
als Juden zu existieren, mit denselben Rechten wie jeder andere auch. Er
nimmt zu verschiedenen Zeiten unterschiedliche Formen an. Im
Mittelalter wurden die Juden wegen ihrer Religion gehasst. Im 19. und
frühen 20. Jahrhundert wurden sie aufgrund ihrer Rasse gehasst. Heute
hasst man sie wegen ihrer Nation, dem Staat Israel. Antisemitismus tritt
in verschiedenen Formen auf, bedeutet aber immer dasselbe: die Ansicht,
dass Juden nicht das Recht haben, als freie und gleichwertige Menschen
zu existieren.
Wenn es etwas gibt, das ich und meine Zeitgenossen nicht erwartet
hätten, dann, dass der Antisemitismus nach Europa zurückkehrt, während
die Erinnerung an den Holocaust noch präsent ist. Wir rechneten nicht
damit, weil Europa gemeinsam die grössten jemals dagewesenen
Anstrengungen unternahm, damit der Virus des Antisemitismus den
Staatskörper niemals wieder befallen würde. Es fand eine intensive
Auseinandersetzung mit dem Thema statt – antirassistische Gesetze wurden
verabschiedet, an Schulen wurde Wissen über den Holocaust vermittelt
und es gab einen interreligiösen Dialog. Doch trotz alledem ist der
Antisemitismus zurückgekehrt.
Am 27. Januar 2000 trafen sich Vertreter von 46 Regierungen aus der
ganzen Welt in Stockholm, um eine gemeinsame Erklärung zur Erinnerung an
den Holocaust und den andauernden Kampf gegen Antisemitismus, Rassismus
und Vorurteile abzugeben. Dann kam 9/11 und innerhalb weniger Tage
überschwemmten Verschwörungstheorien das Internet, in denen behauptet
wurde, dies sei das Werk Israels und seines Geheimdienstes Mossad. Im
April 2002 war ich während des Pessach-Festes zusammen mit einem
jüdischen Pärchen aus Paris in Florenz, als diese einen Anruf von ihrem
Sohn erhielten, der sagte: „Mama, Papa, es ist Zeit für uns, Frankreich
zu verlassen. Wir sind hier nicht mehr sicher.“
Im Mai 2007 sagte ich bei einem privaten Treffen hier in Brüssel zu
den drei damaligen Führern Europas, Angela Merkel, Vorsitzende des
Europäischen Rates, Jose Manuel Barroso, Präsident der Europäischen
Kommission, und Hans-Gert Pöttering, Präsident des Europäischen
Parlaments, dass die Juden in Europa sich zu fragen begannen, ob es in
Europa eine Zukunft für sie gebe.
Das war vor über neun Jahren. Seitdem ist es noch schlimmer geworden.
Bereits im Jahr 2013, bevor es einige der schlimmsten Vorfälle gab,
stellte die Agentur der Europäischen Union für Grundrechte fest, dass
fast ein Drittel aller europäischen Juden aufgrund von Antisemitismus
eine Auswanderung in Erwägung zogen. In Frankreich lag diese Zahl bei 46
Prozent und in Ungarn bei 48 Prozent.
Lassen Sie mich Ihnen eine Frage stellen. Egal ob Sie Jude, Christ
oder Moslem sind: Würden Sie in einem Land leben wollen, in dem Sie beim
Beten von bewaffneten Polizisten beschützt werden müssen? In dem Ihre
Kinder in der Schule von bewaffnetem Sicherheitspersonal bewacht werden
müssen? In dem Sie das Risiko eingehen, auf offener Strasse beschimpft
oder attackiert zu werden, wenn Sie ein Zeichen Ihres Glaubens tragen?
In dem Ihre Kinder an der Universität beleidigt und eingeschüchtert
werden, aufgrund von Dingen, die in einem anderen Teil der Welt
passieren? In dem Ihre Kinder angebrüllt und zum Schweigen gebracht
werden, wenn sie ihre Sicht der Dinge darlegen?
Das passiert Juden in ganz Europa. In jedem einzelnen Land Europas,
ohne Ausnahme, haben Juden Angst um die Zukunft ihrer Kinder. Wenn das
so weitergeht, werden die Juden Europa weiter verlassen, bis Europa –
abgesehen von den schwachen und älteren Menschen – schliesslich judenrein sein wird.
Wie konnte das passieren? Genauso, wie Viren das menschliche
Immunsystem besiegen: durch Mutation. Der neue Antisemitismus
unterscheidet sich auf drei Arten vom früheren. Einen Unterschied habe
ich bereits erwähnt. Früher wurden die Juden aufgrund ihrer Religion
gehasst, dann aufgrund ihrer Rasse und nun wegen ihres Nationalstaates.
Der zweite Unterschied ist, dass das Epizentrum des alten Antisemitismus
in Europa lag. Heute befindet es sich im Nahen Osten und wird von den
neuen elektronischen Medien in der ganzen Welt verbreitet.
Der dritte Unterschied ist besonders besorgniserregend. Ich werde
Ihnen erklären, warum. Es ist einfach, jemanden zu hassen, aber
schwierig, diesen Hass öffentlich zu rechtfertigen. Wenn Menschen im
Laufe der Geschichte ihren Antisemitismus rechtfertigen wollten, taten
sie das, indem sie Rückhalt bei der obersten Autoritätsquelle ihrer
Kultur suchten. Im Mittelalter war das die Religion. Es gab also
religiösen Antijudaismus. Im Zeitalter nach der Aufklärung war es in
Europa die Wissenschaft. Die tragenden Säulen waren die Naziideologie,
Sozialdarwinismus und die wissenschaftliche Untersuchung von Rassen.
Heute sind Menschenrechte die oberste Autoritätsquelle der Welt. Daher
wird Israel – die einzige uneingeschränkt funktionierende Demokratie mit
einer freien Presse und unabhängigen Justiz im Nahen Osten –
regelmässig einer der fünf Todsünden des Menschenrechts bezichtigt:
Rassismus, Apartheid, Verbrechen gegen die Menschlichkeit, ethnische
Säuberung und versuchter Völkermord.
Der neue Antisemitismus ist mutiert, sodass jeder behaupten kann,
kein Antisemit zu sein. „Ich bin schliesslich kein Rassist“, sagen sie.
„Ich habe kein Problem mit Juden oder dem Judentum. Ich habe lediglich
ein Problem mit dem Staat Israel.“ Doch während es auf der Welt 56
muslimische und 103 christliche Nationen gibt, gibt es nur einen
jüdischen Staat, Israel, der lediglich 0,25 Prozent der Landmasse des
Nahen Ostens einnimmt. Israel ist der einzige der 193 Mitgliedsstaaten
der Vereinten Nationen, dessen Existenzrecht regelmässig in Frage
gestellt wird und den ein Land, der Iran, so wie viele andere Gruppen
zerstört sehen möchte.
Antisemitismus bedeutet, den Juden das Recht abzusprechen, mit den
gleichen Rechten wie alle anderen Menschen als Juden zu existieren.
Heutzutage tritt dies in Form von Antizionismus auf. Natürlich gibt es
einen Unterschied zwischen Zionismus und Judentum, und zwischen Juden
und Israelis, doch für die neuen Antisemiten gibt es diesen Unterschied
nicht. Es waren Juden, nicht Israelis, die bei den Terroranschlägen in
Toulouse, Paris, Brüssel und Kopenhagen getötet wurden.
Antizionismus ist der Antisemitismus unserer Zeit.
Im Mittelalter wurden Juden beschuldigt, Brunnen zu vergiften, die
Pest zu verbreiten und christliche Kinder zu töten, um deren Blut zu
verwenden. In Nazideutschland wurden sie beschuldigt, sowohl das
kapitalistische Amerika als auch das kommunistische Russland zu
kontrollieren. Heute werden sie beschuldigt, sowohl den IS als auch
Amerika zu steuern. All die alten Mythen wurden recycelt – von der
Ritualmordlegende bis hin zu den Protokollen der Weisen von Zion. Die
Karikaturen, die den Nahen Osten überfluten, sind Nachahmungen derer,
die in Der Stürmer veröffentlicht wurden, einem der Hauptpropagandamittel der Nazis von 1923 bis 1945.
Die stärkste Waffe des neuen Antisemitismus ist bestechend in ihrer
Einfachheit. Sie sieht so aus: Der Holocaust darf nie wieder passieren.
Aber Israelis sind die neuen Nazis, Palästinenser die neuen Juden und
alle Juden sind Zionisten. Daher sind die wirklichen Antisemiten unserer
Zeit niemand anderes als die Juden selbst. Und dies sind keine
marginalen Ansichten. Sie sind in der muslimischen Welt, auch innerhalb
europäischer Gemeinschaften, weit verbreitet, und infizieren langsam die
extreme Linke, die extreme Rechte, akademische Kreise, Verbände und
sogar einige Kirchen. Nachdem Europa sich selbst von dem Virus des
Antisemitismus geheilt hat, wird der Kontinent nun durch Teile der Welt
neu infiziert, die keine Vergangenheitsbewältigung leisteten, wie sie
nach Bekanntwerden des Holocausts in Europa stattfand.
Wie kann man etwas so absurdes glauben? Das ist ein umfangreiches und
komplexes Thema, über das ich ein Buch geschrieben habe. Die einfachste
Erklärung ist jedoch folgende. Wenn einer Gruppe schlimme Dinge
widerfahren, stellen sich deren Mitglieder eine von zwei Fragen: „Was
haben wir falsch gemacht?“ oder „Wer hat uns das angetan?“ Das gesamte
Schicksal der Gruppe hängt davon ab, welche Frage sie stellt.
Wenn sich die Gruppe fragt: „Was haben wir falsch gemacht?“, übt sie
Selbstkritik, was in einer freien Gesellschaft unerlässlich ist. Fragt
sie: „Wer hat uns das angetan?“, hat sie sich selbst als Opfer definiert
und sucht einen Sündenbock, dem sie die Schuld für all ihre Probleme
geben kann. Traditionsgemäss sind das die Juden.
Antisemitismus ist eine Form kognitiven Versagens und entwickelt
sich, wenn eine Gruppe das Gefühl hat, ihre Welt gerät aus den Fugen. Er
trat erstmals im Mittelalter auf, als die Christen sahen, dass sie vom
Islam in Gebieten, die sie als ihre eigenen betrachteten, insbesondere
Jerusalem, besiegt worden waren. Das war 1096, als die Kreuzritter auf
ihrem Weg ins Heilige Land in Nordeuropa Halt machten, um jüdische
Gemeinden abzuschlachten. In den 1920er-Jahren trat er nach dem
Zusammenbruch des Osmanischen Reiches im Nahen Osten auf. Nach Europa
kehrte der Antisemitismus in den 1870er-Jahren während einer Zeit der
wirtschaftlichen Rezession und eines wiederauflebenden Nationalismus
zurück. Aus denselben Gründen taucht er auch jetzt wieder in Europa auf:
Rezession, Nationalismus und Widerstand gegen Immigranten und andere
Minderheiten. Antisemitismus entwickelt sich, wenn die Politik der
Hoffnung Platz für eine Politik der Angst macht, die schnell zu einer
Politik des Hasses wird.
Dabei werden komplexe Probleme auf Einfachheiten reduziert. Die Welt
ist nur noch schwarz und weiss, die Schuld liegt allein bei einer Seite,
die andere Seite ist das alleinige Opfer. Unter Hunderten möglichen
Schuldigen wird eine Gruppe herausgepickt. Das Argument ist immer
dasselbe. Wir sind unschuldig, sie sind schuldig. Um frei zu sein,
müssen wir sie, die Juden oder den Staat Israel, zerstören. So beginnen
die schweren Verbrechen.
Juden wurden gehasst, weil sie anders waren. Sie waren die
auffälligste nicht-christliche Minderheit in einem christlichen Europa.
Heute sind sie die auffälligste nicht-muslimische Präsenz in einem
islamischen Nahen Osten. Beim Antisemitismus ging es schon immer um die
Unfähigkeit einer Gruppe, Platz für Verschiedenartigkeit zu
schaffen. Keine Gruppe, die so handelt, wird jemals und kann jemals eine
freie Gesellschaft hervorbringen.
Ich höre da auf, wo ich angefangen habe. Der Hass, der mit den Juden
beginnt, hört niemals bei den Juden auf. Beim Antisemitismus geht es nur
zweitrangig um Juden. Hauptsächlich geht es um die Unfähigkeit einer
Gruppe, Verantwortung für ihre eigenen Fehler zu übernehmen, und ihre
eigene Zukunft aus eigener Anstrengung zu gestalten. Keine Gesellschaft,
die Antisemitismus gefördert hat, hat es jemals zu Freiheit,
Menschenrechten oder religiöser Freiheit gebracht. Jede von Hass
dominierte Gesellschaft fängt damit an, ihre Feinde zu vernichten, aber
zerstört letztendlich sich selbst.
Das heutige Europa ist nicht grundlegend antisemitisch. Aber es hat
zugelassen, dass Antisemitismus über die neuen elektronischen Medien auf
den Kontinent gelangt. Es hat nicht erkannt, dass der neue
Antisemitismus anders ist als der alte. Wir befinden uns heute nicht
wieder in den 1930er-Jahren. Aber wir sind nah an 1879, als Wilhelm Marr
in Deutschland die Antisemitenliga gründete, an 1886, als Édouard
Drumont La France Juive veröffentlichte, und an 1897, als Karl
Lueger Bürgermeister von Wien wurde. Dies sind Schlüsselmomente der
Verbreitung des Antisemitismus, und alles, was wir tun müssen, ist uns
zu erinnern, dass was damals über die Juden gesagt wurde, heute über den
jüdischen Staat gesagt wird.
Die Geschichte der Juden in Europa war nicht immer glücklich. Die
Behandlung der Juden in Europa hat dem Vokabular der Menschheit neue
Begriffe hinzugefügt: Disputation, Zwangskonvertierung, Inquisition,
Vertreibung, Autodafé (portugiesisch auto-da-fé, „Glaubensgericht“, von
lateinisch actus fidei, „Glaubensakt“, Anm.d.Red.), Ghetto, Pogrom und
Holocaust – Wörter, die mit den Tränen und dem Blut von Juden
geschrieben wurden. Trotz alledem liebten die Juden Europa und brachten
einige seiner grössten Wissenschaftler, Schriftsteller, Akademiker,
Musiker und modernen Denker hervor.
Wenn sich Europa wieder auf den Weg des Antisemitismus führen lässt,
wird das die Geschichte sein, die man sich in der Zukunft erzählt.
Zuerst waren es die Juden. Dann die Christen. Dann die Homosexuellen.
Dann die Atheisten. Bis von Europas Seele nur noch eine ferne,
verblassende Erinnerung übrig war.
Ich habe heute versucht, denen eine Stimme zu geben, die keine haben.
Ich habe im Namen der ermordeten Roma, Sinti, Homosexuellen,
Andersdenkenden, geistig und körperlich Behinderten und der anderthalb
Millionen jüdischen Kinder, die wegen der Religion ihrer Grosseltern
ermordet wurden, gesprochen. In ihrem Namen sage ich zu Ihnen: Sie
wissen, wo dieser Weg hinführt. Gehen Sie ihn nicht noch einmal.
Sie sind die Führer Europas. Die Zukunft des Kontinents liegt in
Ihren Händen. Wenn Sie nichts tun, dann gehen die Juden, die europäische
Freiheit wird begraben und der Name Europa wird für alle Ewigkeit
moralisch befleckt sein.
Setzen Sie dem Ganzen jetzt ein Ende, solange es noch geht. Rabbi Lord Jonathan Sacks
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