In der globalen Wirtschaft ringen 1,7 Milliarden Ostasiaten
(Sino-Staaten, Japan, Korea, Vietnam) mit 1,1 Milliarden Europäiden
(davon 460 Millionen in der Anglo-Sphäre/Israel).
Die Ostasiaten machen
den späten Start in die Eigentumsstruktur (zwischen 1880 und 1980)
durch überlegene Kompetenz wett. Bei internationalen Schülerwettbewerben
(etwa PISA 2012) erklimmt ihr Top-Quintett in Mathematik einen
Durchschnitt von rund 560 Punkten, während Europas Fünferspitze bei
respektablen 520 Punkten landet. Alle am Rennen Beteiligten durchlaufen
Finanzkrisen mit den entsprechenden Rückschlägen, aber das Verteidigen
ihrer Industrien durch nie endende Modernisierungen geht dabei immer
weiter.
Anders als diese 2,8 Milliarden Menschen, die 75 Prozent des
Weltprodukts erbringen (55 von 73 Billionen US-Dollar), liegen die
übrigen 4,5 Milliarden nicht nur rettungslos zurück, sondern rutschen
weiter ab. Erreichten noch 1980 etwa Indien, Pakistan und Bangladesch
(zusammen knapp 1,7 Milliarden) das Prokopfeinkommen Chinas (knapp 1,4
Milliarden.), wanken sie heute bei einem Fünftel davon. Von den knapp
170.000 Erfindungen aus aller Welt, die nach strenger Prüfung das
US-Patentamt 2015 akzeptiert, tragen die 4,5 Milliarden nur 3,2 Prozent
bei – zwei Drittel davon durch Inder.
Während die oberen 2,8 Milliarden – vor allem in Europa – alt, aber
relativ kompetent sind, glänzen die 4,5 Milliarden am unteren Ende durch
Jugend, leiden aber an Schulschwäche. Rund 380 Punkte – so schwach sind
auch die Latinos – gibt es 2012 bei PISA-Mathe für die drei besten
arabischen Teilnehmer.
Der gewaltige Block aus Afrika, Nahost, Zentral-
und Südasien sowie Südamerika sinkt aber auch deshalb tiefer, weil seine
Besten von den internationalen Talent-Scouts umgehend identifiziert und
abgeworben werden, um den vergreisenden Spitzengruppen frisches Blut
zuzuführen.
Noch sind es wenige aus dieser überall einsetzbaren Elite, die nach
Ostasien finden. Schwierige Sprachen oder beschränkte Freiheit (China)
schrecken ab. Gleichwohl hat dieser Raum, der Leistungsniveau-Senker und
Sozialkassen-Belaster am Eintritt hindert, mit Hongkong (39 Prozent),
Singapur (43 Prozent) und Macao (59 Prozent) die weltweit höchsten
Migrantenanteile.
Das beeinträchtigt die für sozialen Zusammenhalt so
wichtige Homogenität kaum, weil aufgrund der hohen Anforderungen zumeist
nur andere Ostasiaten die Einwanderung schaffen.
Beim Zugewinn an fremden Talenten liegen die Europäiden also
weiterhin vorn. Das müssen sie auch, weil etwa in den USA über die
Hälfte aller Kinder in Mathematik mangelhaft oder schlechter
abschneidet. Das Land birgt mittlerweile eine „underclass“ von fast 70
Millionen Köpfen, die zu 50 Prozent immer und zur anderen Hälfte
mindestens in einem Teil des Jahres von den Mitbürgern lebt. In einem
Silicon Valley oder auf einer Wall Street fühlen sich diese Zeitgenossen
so deplatziert wie – in einer Zeitmaschine angereiste – Steinzeitjäger.
In Deutschland trifft das fünfzigprozentige Schulscheitern bisher
lediglich den Migrantennachwuchs (35 Prozent aller Kinder), während bei
den Altdeutschen „nur“ 30 Prozent nicht richtig rechnen und schreiben
können.
Für die Europäiden wird die Blüte der Dritten Welt überdies
unverzichtbar, weil von den dortigen 4,5 Milliarden immer mehr zu
Sozialgeldern drängen, die eben nicht in Ostasien, sondern vorrangig in
Europa und – in geringerem Ausmaß – in den USA angeboten werden.
Dagegen
folgt der übrige Anglo-Block (AUS, CDN, IRL, NZ, UK) beim Fernhalten
Unqualifizierter dem Vorbild Ostasiens. Mental zieht es in diese
Richtung auch Skandinavien, das an der schmalen deutsch-dänischen Grenze
problemlos abgeriegelt werden kann.
Das wirkt immer noch sensationell, weil auch Schweden mitzieht, das
bis 2015 selbst für Alte und Analphabeten die großzügigste
Willkommenskultur der Geschichte vorlebte.
Außer Finnland, wo gegen den
Euro eine Volksabstimmung ansteht, haben alle eigene Währungen. Das
Andocken an die Briten und ihren begehrten nuklearen Schutzschild könnte
schnell erfolgen. Damit zerbräche die Verhandlungsmacht Brüssels, das
auf einmal für seine Restmitglieder zum Bittsteller für den Marktzugang
Richtung Norden würde, statt diesem Daumenschrauben anzulegen.
Da das noch weitgehend scharia-freie, homogene und dadurch intern
vertrauensstarke Osteuropa von Estland bis Ungarn wie Skandinavien
denkt, bleibt als Aufnahmegebiet für die entschlossensten jungen Männer
der heute 4,5 und 2050 rund 6,5 Milliarden Abgeschlagenen vorrangig der
Raum zwischen Oder und Portugal. Deutschland – mit 60 Millionen
Altbürgern neben 20 Millionen Migranten – bleibt dabei ganz ungebrochen
der verlockendste Standort.
Der mächtigste Drang ins kontinentale Westeuropa geht aktuell von den
52 Nationen mit 1,4 Milliarden Einwohnern aus, die einen Kriegsindex
von 3 bis 7 aufweisen. Auf 1000 Rentenanwärter von 55-59 Jahren, die im
Idealfall 1000 Positionen freimachen, folgen dabei 3000 bis 7000
Jünglinge zwischen 15 und 19 Jahren, die um diese 1000 Positionen
kämpfen. In Deutschland liegt der Index bei 0,66 (660 Junge auf 1000
Alte), in Österreich und der Schweiz bei 0,8. In den meisten der 52
Länder werden militärische Gewaltsituationen zum Dauerzustand, so dass
junge Menschen, die an sich gerne Wirtschaftsflüchtling würden und dabei
scheitern, plötzlich in Kriegsgebieten leben, was ihnen Schutz- oder
Asylanrechte einträgt.
Bis 2050 wird dieser besonders gefährdete Block – soweit absehbar –
auf 42 Staaten abschmelzen. Das erlaubt Optimismus, der allerdings
dadurch getrübt wird, dass dann zwar in weniger Ländern jedoch volle zwei und nicht
mehr „nur“ 1,4 Milliarden Menschen betroffen sind. Das liegt an der
vitalen Entwicklung Schwarzafrikas, wo man von 180 Millionen 1950 über
eine Milliarde 2015 bis auf 2,2 Milliarden Bürger im Jahre 2050 zulegt.
Letzteres entspricht der Weltbevölkerung von 1930. Die Hälfte aller
Neugeborenen wird dann aus dem Subsahararaum kommen (1950 noch 9
Prozent). Schon 2009 wollten von dort 38 Prozent der Einwohner weg.
Mittlerweile wird man mit mindestens 40 Prozent rechnen dürfen.
Es wären
heute also 400 Millionen und 2050 rund 850 Millionen für die
Übersiedlung nach Europa bereit. Selbst wenn das allen gelänge – halb
hell und halb dunkel wäre die Alte Welt dann ein eher muslimisches als
katholisches, aber kälteres Brasilien –, läge Afrikas eigene Bevölkerung
immer noch 350 Millionen über der heutigen. Rückführungen würde dort
niemand wollen oder gar erlauben.
Zu dem 52-Block gehören auch etliche arabische Staaten, deren
Gesamtgebiet von 70 Millionen (1950) über 380 Millionen heute bis auf
620 Millionen Menschen 2050 anwächst. 2009 – vor Ölpreisverfall und
arabischen Kriegen – wollten 23 Prozent abwandern. Legt man heute 30
Prozent zugrunde und erwartet – durchaus konservativ – diesen Wert auch
für 2050, dann stehen aktuell 120 und 2050 rund 200 Millionen Araber für
Europa zur Verfügung.
Es sind aber nicht nur diese 500 Millionen von heute und 1050
Millionen von 2050, die hierher streben. Länder, die – beispielhaft –
ihre Geburtenraten von 7-8 auf 2-3 Kinder heruntergefahren und das
Massakrieren erst einmal hinter sich haben, gesellen sich ebenfalls zum
Auswandererpool. Das liegt vor allem daran, dass ihre relativ einfachen
Industrien von China bankrottkonkurriert werden. Ihnen fehlen aber die
Fachleute für den Aufbau von Hightech-Branchen, ohne die es – jenseits
von Rohstoffen – keinen Zugang zu den Weltmärkten gibt.
Brasilien (von 210 Mill. 2015 auf 260 Mill. 2050) war 1980 pro Kopf
viermal so reich wie China, liegt mittlerweile aber hinter dem Giganten.
Indonesien (von 260 auf 310 Mill.) war 1980 zweimal so reich, erbringt
aber heute nur noch 40 Prozent der chinesischen Leistung. Aus diesen und
vergleichbaren Ländern könnten – mit steigender Tendenz – 100 oder mehr
Millionen in Europa Rettung suchen. Vor allem die Lateinamerikaner
werden ihr Glück in Nordamerika versuchen, wo die Grenzen allerdings
unüberwindbar werden.
Aus dieser Ländergruppe kämen zwar überwiegend Geringqualifizierte,
aber schneller noch die technischen Eliten, weil jeder Könner vor dem
Totalabsturz wegwill und in der geburtenarmen Ersten Welt mit Handkuss
genommen wird. Politisch interessant wird diese zusätzliche
Wanderbewegung, wenn die Asse in die Anglowelt und nach Ostasien ziehen,
die Hilfsbedürftigen aber zwischen Duisburg und Dresden landen, weil es
dort auch bei Nichtarbeit menschenwürdige Bezahlung gibt. In der
globalen Konkurrenz gewinnen dann die jetzt schon Stärkeren frische
Steuerzahler, wohingegen Europa die nicht einmal für den Erhalt der
Wettbewerbsfähigkeit ausreichenden Beträge in die Sozialkassen
umleitet.
Die dafür aufzubringenden Milliarden erarbeitet vor allem die
„kreative Klasse“ (Richard Florida), aus der Wissenschaftler,
Ingenieure, IT-Spezialisten und Freiberufler die Innovationen zum
Verbleib in der Weltspitze erbringen. Familienväter sind darunter
seltener als Singles, die in Deutschland und Österreich – nach Belgien –
schon heute weltweit am höchsten besteuert werden. Sie hören, dass jede
Flüchtlingsmillion pro Jahrfünft mindestens 100 Milliarden Euro kostet
und daneben die Mega-Milliarden nach Brüssel und Südeuropa auch noch
abzuliefern sind. Schon das macht sie mürbe.
Zudem soll der hiesige Nachwuchs die Wanderungswilligen durch smarte
Hilfe in der Heimat halten. Gesamteuropa hat dafür momentan 140, aber
2050 nur noch 130 Millionen Jugendliche unter 18 Jahren. In Gesamtafrika
sind es 550 Millionen und 2050 eine Milliarde. Wenn im Durchschnitt ein
junger Europäer heute vier und 2050 sogar acht gleichaltrige Afrikaner
für die Weltmärkte fitmachen und nebenher das eigene Lager vorne halten
soll, braucht er enormes Selbstvertrauen.
Das Hochziehen des Schwarzen
Kontinents bleibt ja auch deshalb schwierig, weil bei der letzten
internationalen Schüler-Mathematik-Olympiade (TIMSS 2011) die Ex-Kolonie
Ghana mit 331 Punkten zwar einen vielversprechenden Weg beschreitet,
aber bis zu den 613 Punkten der siegreichen Ex-Kolonie Südkorea noch
fleißig Schularbeiten machen muss. Gleichwohl mögen all diese
Herausforderungen einem überzeugten Merkelanhänger als schaffbar
erscheinen. Doch nach dem Verlust weiterer heimischer Branchen –
Kameras, Telefone, Tonträger, Fernseher, Computer, Atomkraftwerke,
Hochgeschwindigkeitszüge et cetera sind schon bei der Konkurrenz –
könnte die Stimmung kippen.
Vielleicht ist es soweit, wenn auch die Medizintechnik den Weg der
Roboter nach China einschlägt. Dann dröhnen die ja immerwährend
ausgesendeten Locksignale aus den Kompetenzfestungen (Pässe nur an Asse)
zwischen Wellington und Vancouver wie Trompeten in den Ohren: Wir
zahlen mehr, wir verhindern Terror, wir geben Zukunft. Diese Offerten
sind abzuwägen gegen das nicht minder stetige „opfert euch für Rentner,
Ausländer und die Eigentümer der Eurobanken, aber endet selber arm im
Alter“. 140.000 Deutsche gerade aus der Könner-Gruppe gehen jährlich
weg. Wenn sie – das beste Fünftel eines Geburtsjahrgangs – nicht
wiederkommen, wird es ganz eng. Je mehr sich davonmachen, desto mehr
aber müssen folgen, um von den für sie schwerer werdenden Lasten nicht
stranguliert zu werden.
Diese Tüchtigen sind die Überlebenswichtigen für die Zukunft der
Alten Welt. Allein sie sind es jedoch, die jederzeit davon können, weil
sie überall begehrt sind. Die von ihnen zu Versorgenden dagegen sind die
Loyalsten. Sie mögen sexuell übergriffig sein und im Namen des
Propheten töten, aber den Füllhörnern des Sozialstaats sind sie treu wie
niemand sonst. Je zahlreicher sie werden, desto höher treiben von ihnen
wahlabhängige Regierungen die Steuern, was die Flucht der Zahler weiter
beschleunigt.
Nun gibt es auch in der Anglowelt oder Skandinavien Kritik daran,
dass zu wenig Muslime oder Schulversager hereingeholt werden. Als
unmenschlicher Intelligenz-Rassismus gerade gegen die Schwächsten wird
das gegeißelt. Ob aber diese Empörten nach Deutschland auswandern, um
die von dort Fliehenden zu ersetzen und ihrerseits neue Industrien
aufbauen, bleibt abzuwarten.
Wenn die Scharia-Verschreckten in den Spitzennationen unterkommen und
im Gegenzug die dortigen Scharia-Toleranten sich den
Willkommens-Ländern zum Geschenk machen, hätte man immerhin in zwei
großen Lagern höhere interne Toleranz erreicht. In einem Block würden
Populisten zur Mehrheit und damit überflüssig. Auf der anderen Seite
wäre soviel Regenbogen und Diversität, dass – mit Millionen wohl
dotierten Integrationsarbeitern – der Aufbau eines postnationalen Glücks
ohne Störmanöver Ewiggestriger endlich vorankäme. Judenhass,
Antisemitismus und Antizionismus oder eine beliebige Kombination davon
könnten die ideologische Einheit stiften.
Spaß oder auch Ernst beiseite, wie geht es weiter in den Territorien,
deren Kriegsindex noch Jahrzehnte lang über 3 liegt, deren Ökonomie
aber am Boden bleibt? Schnell zu beenden wäre das Sterben auf dem
Mittelmeer. Die 3000 km lange Wassergrenze ist leichter zu schließen als
die 25000 km lange um Australien, bei deren Überwachung durch die Operation Sovereign Border
seit 2013 niemand ertrunken ist. Wer weiß, dass er nicht durchgelassen
wird, geht nicht mehr in die Boote, weil er die 5000 Euro für die
Schleuser als letztes Investment lieber selbst in der Tasche behält.
Hier könnte Europa mit einem einzigen Befehl das Sterben beenden.
In Afrika selbst wird das schwieriger. Seit den Siegen über die
Kolonialherren bis in die 1960er Jahre werden dort in Kriegen und
Völkermorden rund 18 Millionen zu Tode geschunden. Das führte nicht
einmal dann zu Aufnahmebereitschaft, als Europa bis in die 1990er Jahre
einen langanhaltenden Aufschwung erlebt. Werden höhere Opferzahlen mehr
humanitäre Einsätze provozieren? Wahrscheinlich ist das nicht, weil
Europas Soldaten einzige Söhne oder gar einzige Kinder ihrer Familien
sind, die erlöschen, wenn sie fallen.
Wie oft kann man diese letzten
Beschützer der Heimat in Todesgefahr schicken, um in der Ferne dritte
oder vierte Brüder von gegenseitigen Massakern oder der Verschleierung
ihrer nicht minder zahlreichen Schwestern abzuhalten? Selbst die Weltmacht
USA wird dazu immer seltener bereit sein, ob nun Demokraten oder
Republikaner das Weiße Haus kontrollieren.
Gunnar Heinsohn (*1943) lehrt Militärdemografie am NATO Defense
College in Rom und Eigentumsökonomie am Management-Zentrum St. Gallen
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