Stationen

Dienstag, 9. Januar 2018

Angela Augustula

"Ihrem Ende eilen sie zu,
die so stark im Bestehen sich wähnen.
Fast schäm' ich mich, mit ihnen zu schaffen."
Loge, "Rheingold", Schlussszene


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Irgendein SPD-Staatssekretär erzählt einem saarländischen Weltblatt, dass in der Fußballmannschaft des Bundestags die AfD-Leute nicht mitspielen dürfen (hier). Sollte tatsächlich jemand von den Debütanten die Geschmacklosigkeit besessen haben, dergleichen zu wünschen? Wer möchte denn mit diesen korrupten Absteigermannschaften voller gekaufter Opportunisten irgendwelche Spiele spielen?


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"Für viele muslimische Jugendliche bricht in Auschwitz eine Welt zusammen", vermeldet das Internet-Flusensieb Huffington Post.
"Ja", juxt Freund ***, "es hat Überlebende gegeben."


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Leser *** weist mich auf Friedrich Dürrenmatts Stück "Romulus der Große" (Neufassung 1980) hin, dessen Titel- und Hauptfigur der letzte römische Kaiser Romulus Augustus ist, den der germanische Heermeister Odoaker (den Dietrich von Bern nur mit Wittichs Zauberschwert Mimung und unter Eidbruch besiegen konnte) am 4. September 476 zu Ravenna entthronte und gnädig in die Verbannung schickte (nach Chile? nein, näher). Zu dieser Zeit war Westrom bekanntlich schon durch lange Bürgerkriege geschwächt, und germanische Stämme hatten begonnen, auf römischem Gebiet eigene Reiche zu errichten, während Ostrom noch Jahrhunderte mit gebremster Energie weiterblühen sollte.

Dürrenmatts Romulus betrachtet es als seine historische Pflicht, diesen Untergang resp. Übergang zu besiegeln. "Manches Zitat hört sich an, als hätte Dürrenmatt weiland unsere Sonnenkanzlerin vor Auge und Ohr gehabt", schreibt ***. So reagiert der Kaiser auf eine Hiobsbotschaft mit den Worten: "Meldungen stürzen die Welt nie um. Das tun die Tatsachen, die wir nun einmal nicht ändern können, da sie schon geschehen sind, wenn die Meldungen eintreffen. Die Meldungen regen die Welt nur auf, man gewöhne sie sich deshalb so weit als möglich ab." Den Ausruf seines byzantinischen Kollegen Zeno: "Wir müssen jetzt unsere Kultur retten!" kontert Romulus mit den Worten: "Wieso, ist Kultur etwas, das man retten kann?" An anderer Stelle erklärt er: "Ich bezweifle nicht die Notwendigkeit des Staates, ich bezweifle nur die Notwendigkeit unseres Staates. Er ist ein Weltreich geworden und damit eine Einrichtung, die öffentlich Mord, Plünderung, Unterdrückung und Brandschatzung auf Kosten der anderen Völker betrieb, bis ich gekommen bin." Auf den Einwand der Julia: "Ich begreife nicht, warum du dann ausgerechnet Kaiser geworden bist, wenn du so über das römische Weltreich denkst", entgegnet Romulus: "Das römische Weltreich besteht seit Jahrhunderten nur noch, weil es einen Kaiser gibt. Es blieb mir deshalb keine andere Möglichkeit, als selbst Kaiser zu werden, um das Imperium liquidieren zu können."

Ein letzter Dialog aus dem Stück:
Ämilian: "Was hast du getan, damit dein Volk nicht in die Hand der Germanen fällt?"
Romulus: "Nichts."
Ämilian: "Was hast du getan, damit Rom nicht so geschändet wird wie ich?"
Romulus: "Nichts."
Ämilian: "Und wie willst du dich rechtfertigen? Du bist angeklagt, dein Reich verraten zu haben."
Romulus: "Nicht ich habe mein Reich verraten, Rom hat sich selbst verraten."  (MK am 8. Jänner 18)



Am heutigen Dienstag öffnet die International Consumer Electronics Show (CES), eine der weltweit größten Fachmessen für Unterhaltungselektronik, wieder ihre Pforten für Branchen-Fachleute, Journalisten und Sparten-Insider. Noch vor Beginn sorgte Tech-Gigant Amazon für Aufsehen – auf zweierlei Weise.
Zum einen kündigte er am 5. Januar neue Entwicklertools für den Sprachassistenten Alexa an: Das Alexa Mobile Accessory Kit soll die Sprachassistenz-Software Alexa auf einer ganzen Reihe weiterer Elektrogeräte verfügbar machen.
Zum anderen – und dies ist durchaus im Zusammenhang zu betrachten – überraschte Amazon kurz vor dem Jahreswechsel, am 29. Dezember mit seinem neuesten Transparenzbericht, der die Zahlen für die ersten sechs Monate des Jahres 2017 enthält.
Amazon beantwortete fast jede zweite Anfrage positiv
Demnach hat der Konzern zwischen Januar und Juni eine neue Rekordmenge an Kundendaten an die US-Regierung übergeben, um den Forderungen der amerikanischen Strafverfolgungsbehörden nachzukommen.
Allein im Cloud-Segment erhielt Amazon 1.936 Anfragen aus der Bürokratie. Dabei ging es in 1.618 Fällen um Vorladungen, in 229 Fällen um Durchsuchungsbefehle und in 89 Fällen um andere gerichtliche Verfügungen gegen Amazon-Kunden.
Im Durchschnitt beantwortete Amazon 42 Prozent der Anfragen positiv und gab Daten an die Behörden heraus. Hinzu kamen 75 Anfragen aus dem Ausland. Auf 2 dieser Anfragen reagierte Amazon – eine Quote von 2,7 Prozent.
Unterscheidung zwischen ausländischen und US-Behörden 
Aufträge zur Entfernung von Inhalten aus der Cloud wurden laut Amazon nicht erteilt. Allerdings verweigerte das Unternehmen genauere Angaben darüber, inwieweit Behörden des Staatsschutzes in die Datenabfrage involviert gewesen seien.
Zum einen fällt auf, daß der IT-Gigant klar zwischen Anfragen von US-Behörden und Anfragen ausländischer Institutionen unterscheidet. Nahezu die Hälfte aller inländischen Datenübermittlungen wurden genehmigt, hingegen nicht einmal 3 Prozent aus dem Ausland.
Zum anderen sticht ins Auge, dass der Transparenzbericht – aller Lorbeeren, die sich Amazon aufgrund der Freiwilligkeit verdienen mag – keinerlei Angaben über die anderen Geschäftsbereiche enthält. Vor allem ist nichts darüber zu lesen, wie Amazon mit den durch die Echo- und Alexa-Produkte gesammelten Daten umgeht.
Die Software Alexa, die über sogenannte Echo-Lautsprecher der Kunden nahezu pausenlos alles Gesprochene mithört und zur Analyse und alltäglichen Unterstützung der Abgehörten gen Silicon Valley sendet, soll dank des Mobile Accessory Kit in immer mehr Produkte der verschiedensten Tech-Konzerne einziehen.
Google, Facebook und Amazon sind mächtiger als wir denken 
Im Kreis der teilnehmenden Firmen befinden sich Namen wie Bose und Jabra. Selbst der Haushaltsgeräte-Hersteller Whirlpool arbeitet bereits an Alexa-Mikrowellen, während Samsung sogar Backöfen mitlauschen lassen möchte.
In seinem Buch „Die Vernetzung der Welt: Ein Blick in unsere Zukunft“ aus dem Jahr 2013 schreibt Eric Schmidt, heute Executive Chariman der Google-Mutter Alphabet, Erhellendes: „Wir glauben, daß Plattformen der modernen Technologie wie Google, Facebook, Amazon und Apple mächtiger sind, als die meisten wahrhaben wollen. Und ihre Macht besteht darin, daß sie wachsen können und insbesondere sich so schnell ausbreiten können. Beinahe nichts, mit Ausnahme eines biologischen Virus, kann sich so schnell, effizient oder aggressiv ausbreiten wie diese Technologieplattformen. Und diese Macht überträgt sich auch auf die Menschen, die sie erstellen, kontrollieren und nutzen.“  JF

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