Sechs Stunden Autobahn, sechs Stunden Radio. Bayerischer Rundfunk,
Mitteldeutscher Rundfunk, Deutschlandfunk. Thema des Tages ist das
Trump-Buch von Michael Wolff Fire and Fury: Inside the Trump White House. Dass der Erscheinungstermin vorgezogen wurde, was drin steht, wie blöd und kindisch Trump reagiert hat.
Über den Autor Michael Wolff dagegen kein Wort. Als wäre der Name den
Hörern vom BR, MDR und DLF ein Begriff. Auch kein Wort darüber, wie er
sich den Zugang ins Weiße Haus verschafft und wen er interviewt hat. Es
sollen 200 Staffer gewesen sein. Vom wem stammt diese Information? Von Michael Wolff.
Das ist echter Qualitätsjournalismus im öffentlich-rechtlichen
Rahmen. Für eine Geschichte über Trump reicht es allemal. Dabei ist
sogar dem Kollegen vom SPIEGEL aufgefallen, dass mit dem Buch irgendwas
nicht stimmt. Wolff, heisst es auf SPON, beschreibt
intime Szenen, als wäre er dabei gewesen, zitiert Dialoge, als hätte er
sie stenografiert, zeichnet innere Qualen nach, als könnte er Gedanken
lesen. Was den Kollegen nicht davon abhält, die spannendsten Erkenntnisse aus "Fire and Fury" nachzuerzählen, wohl wissend, dass es sich um Klatsch und Tratsch handelt.
Und über Wolff nur ein Satz. Er „kennt sich in der New Yorker Society
gut aus". Damit könnte er auch bei SPON als Korrespondent anfangen.
Anders dagegen der Berliner Tagesspiegel. Hier wird das Buch "Etikettenschwindel" genannt. Es
gehört zu den Rätseln unserer Zeit, warum so viele Medien sich immer
wieder für irreführende Vermarktungsstrategien von Buchverlagen
einspannen lassen. Mal schauen welcher deutsche Verlag das Rennen macht. HMB
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