Wenn dereinst im Dietz-Verlag Berlin die "Gesammelten Reden und
Aufsätze" unserer geliebten Angela Merkel erscheinen, deren Anzahl
hoffentlich bereits gen Vollständigkeit strebt, dann wird auch die
"große Europa-Rede" (Die Welt), die unsere Fremdenführerin und
Weltkanzlerin in Davos gehalten hat, auf fair gehandeltem Papier und
keineswegs in Schweinsleder gebunden verewigt, damit auch der fromme
Neubürger sich meditierend in diese Glaubensartikel versenken kann. Was
eine "große Rede" sein mag, ist nach zwölf Jahren Merkel nicht so leicht
zu beschreiben, aber wir können gewiss einem Blatt vertrauen, das wie
nur wenige Dutzend andere für großen Journalismus steht.
Rhetorisch
hat Angela die Huldreiche eine neue Perle auf die Gebetskette ihrer
Weltinnenpolitik gereiht. Deutschland ist nicht mehr nur das Land, in
dem die einen länger und die anderen noch nicht so lange leben, es ist
"das Land aus dem ich komme, in dem ich Bundeskanzlerin bin". Man war ja
in Davos. Eine zweite Perle glitzert sanft nun neben jener, Frau Merkel
sprach endlich, endlich von "unseren Menschen", wie die selige Margot
Honecker es tat, deren letzte Rede ich als Korrektor beim Ostberliner Morgen
mit einer ähnlichen Mischung aus Entzücken und Endlichkeitsgewissheit
lesen durfte, wie ich nun einmal mehr jener Kanzlerin lauschte, die
meine Sprache veredelt, meine Kultur adelt, mein ästhetisches Empfinden
in jeder Hinsicht hebt und die im Podiumsgespräch im Nachgang an ihre
übergroße Rede u.a. mich als staatliches Bearbeitungsobjekt markiert hat
mit der Formulierung, der Rechtspopulismus sei "ein Gift", gegen das
man vorgehen müsse und das aus ungelösten Problemen entstehe. Wer die
Probleme geschaffen haben mag, diese Frage stellte ihr die moderierende
Altherrensprechpuppe mit der sonoren Stimme nicht.
Die beiden am
häufigsten in der überaus großen Rede auftauchenden Termini lauteten:
multilateral und disruptiv. Mit Letzterem meinte sie keineswegs die
disruptive Umwandlung deutscher Stadtviertel in orientalische binnen
weniger Jahre, sondern selbstverständlich Technologien. Die
Digitalisierung etwa – wobei sie eingestand, dass das Land, wo sie
herkommt und Kanzlerin ist, in vielen Belangen hinter der Entwicklung
hertaumelt und -talpt ("Heia! hei! Wie taumeln die Tölpel dahin! Durch
das Tal talpen sie schon", Loge, "Rheingold"). Da fragte sich der eine
oder andere Hörer am Volksempfänger wahrscheinlich, wer denn die
vergangenen zwölf Jahre die Deutschland AG geführt hat?
"Wir
sind nicht führend in Digitalisierung", räumt die Geschäftsführerin
mutig ein. So müsse man beispielsweise "den Bürgern eine Möglichkeit
geben, mit ihrem Staat in Zeiten der Digitalisierung zu kommunizieren".
Von einem iPhone 10 telefoniert es sich mit der 110 doch ganz anders!
Jammerschade, dass das Teil nicht aus ’schland kommt. Aber in welcher
Technologie ist denn das Land, wo Frau Merkel herkommt und Kanzlerin
ist, noch führend? Energieerzeugung? Die anderen Europäer betreiben nach
wie vor ihre Atomkraftwerke, deren Strom sie in das einstige Land der
Physiker, Chemiker und Ingenieure liefern, wenn dort kein Wind weht und
keine Sonne scheint, so wie sie umgekehrt, wenn zuviel Wind weht und die
Sonne lacht, gegen einen kleinen Obulus den deutschen Stromüberschuss
annehmen. Das ist europäischer Geist! Die Frau, die Deutschland durch
die Kataklysmen der globalisierten Disruptionenen führt, ist schließlich
Physikerin!
In welchen Bereichen ist dieses Land denn überhaupt
noch weltweit führend? Weltklimarettung? Afrikarettung? Eurorettung?
Geschlechtervielfaltsrettung? Rette sich, wer kann? "Die Gefahr, dass
die Welt über uns hinwegrollt, ist groß", sprach die Kanzlerin, denn es
war eine große Rede. Sie meinte damit natürlich die
Digitalisierungsbestrebungen der anderen – falls schon wieder ein paar
verschwiemelte Rechtspopulisten Nektar aus gewissen Sprachbildern saugen
wollen –, sonst rollt hier gar nichts über uns hinweg!
"Daten
sind die Rohstoffe des 21. Jahrhunderts." Das könnte Claus Kleber nicht
besser formulieren! "Wir müssen schauen, dass wir ein interessanter
Investitionsstandort sind." Was man dafür braucht, ist klar: Hohe
Steuern, große Parteiapparate, viele sympathische, gebildete,
aufstiegswillige, religiös tolerante Einwanderer, die ihre Viertel bunt
ausschmücken, mehr Politikwissenschaftler, mehr Sozialpsychologen, mehr
Gender-Expertinnen, mehr Kulturanthropologen, mehr Windräder, mehr NGOs,
mehr Initiativen gegen "rechts". Genossen, wir sind auf einem guten
Weg.
"2015 ist die Globalisierung nach Deutschland in Form von
Menschen und mit Flüchtlingen gekommen." Vorher hatte man von ihr in
Deutschland nicht einmal ein Schwänzchen gesehen. Nun auf einmal "gab es
die Migration, wo man (= diejenigen, die schon länger hier leben und
weder zu den Nettostaatsprofiteuren noch zur Asylindustie gehören) den
Eindruck hatte: Uns wird etwas weggenommen." Den Eindruck nur. Mit
Ausnahme der denkbar wenigen, denen das Leben weggenommen wurde oder die
Gesundheit oder das Gefühl, ihr Unterleib gehöre ihnen. Mit Ausnahme
derjenigen, denen ihr Stadtteil weggenommen wurde und ihr
Sicherheitsgefühl oder ihr Seelenfrieden auf dem Schulweg. Einigen wird
auch der Wohnraum weggenommen,
doch das sind Einzelfälle. Merkel hat wahrscheinlich nicht den
Eindruck, dass die optimistisch geschätzten 30 Milliarden Euronen aus
dem Steuersäckel, die im Jahr zur Pflege des Goldes aus den Schiffen
gezahlt werden, dem Bürger weggenommen werden, statt in die Sanierung
von Straßen, Schulen, Bädern, die digitale Forschung und ähnliche
Profanitäten zu fließen, doch es gibt sehr zurechnungsfähige Leute, die
meinen, auch die Steuergelder würden dem Bürger entwendet, bei der Höhe
der deutschen Sätze ohnehin (immer die Mehrwertsteuer dazurechnen!).
Kommen
wir zum Blick auf die Welt, Merkels Lieblingsperspektive. "Deutschland
will ein Land sein, das auch in Zukunft seinen Beitrag leistet, um
gemeinsam in der Welt die Probleme der Zukunft zu lösen." Na was denn
sonst! Doch wie? "Multilateral" natürlich. Man braucht dafür viele
"multilaterale Organisationen", auch da wird der Steuerzahler
einspringen müssen, außerdem "Fortschritt bei der Partnerschaft mit
Afrika" – ist mir bei meinen Champagnerbädern ganz entgangen, dass wir
eine Partnerschaft mit Afrika haben, ich bin natürlich entschieden
dagegen – , und wir (!) müssen (!) "die große Menschheitsherausforderung
Klimaschutz" annehmen, damit auch der zivilreligiöse Aspekt nicht ganz
unters Pult fällt bei dieser wirklich sehr großen, sehr eschatologischen
Rede.
"Alle diese Fragen sind national nicht zu lösen." Nein,
aber vielleicht in Kooperation mit den anderen Nationen? Welches Gremium
soll den Nationalstaat ablösen und statt seiner den Rechtsstaat und die
Innere Sicherheit, die einzigen Aufgaben eines gesunden, nicht
hypertrophierten Staates, garantieren? Diese vergaunerte Brüsseler EU
etwa, die ihren Mitgliedern den Bräunungsgrad von Pommes frites
vorschreibt, die Saugleistung ihrer Staubsauger, die Krümmung ihrer
Gurken, die Wärmedauer ihrer Kaffeemaschinen? Nun, mit dieser Petitesse
kann sich Angela I. in einer eminent großen Rede nicht beschäftigen.
"Europa
braucht eine gemeinsame Entwicklungspolitik." Ist denn noch nicht genug
europäisches Steuergeld in den Taschen korrupter afrikanischer Despoten
verschwunden? Das einzige, was Afrika von den Europäern brauchen kann,
sind Investitionen, und zwar nicht staatliche, sondern wirtschaftliche.
Nur keine Politik! Was Europa seinerseits braucht, ist ein klares Signal
nach Afrika: Ihr seid ein riesiger Erdteil, die Natur gibt euch alles,
helft euch selbst, wir ziehen die Zugbrücken hoch, uns wird es
allmählich zu eng. Die australische Lösung also. Wer immer sie anbietet,
den werde zumindest ich bis ans Ende meiner Tage wählen.
Doch
unverdrossen immer weiter mit der großen Rede der Sonnen- und
Klimakanzlerin. "Wir glauben, dass Abschottung uns nicht weiterführt."
Wer ist "wir". Beate Baumann und der Tauber? Und wer glaubt das
Gegenteil? Schottet sich jemand ab, der seine Haustür abschließt? Wer
auf dieser Welt außer Nordkorea schottet sich tatsächlich ab? Sachsen?
Die Rechtspopulisten? Will die AfD den Waren- und Nachrichtenverkehr
einschränken? (Das will doch nur unser Gen. Maas, er lebe hoch! Hoch!
Hoch!) Wollen die Rechtspopulisten den Tourismus limitieren?
Fremdsprachen verbieten? Auf einmal will Frau Merkel selber abschotten:
"Wir müssen die europäischen Außengrenzen schützen", erklärte sie. Das
sagt die Dame, die um die zwei Millionen illegale Grenzübertritte
legalisieren und mit Familiennachzug belohnen will – kann sich noch
jemand erinnern, auf wessen Kosten?
"Seit der chinesischen
Mauer, seit dem römischen Reich wissen wir: Reine Abschottung hilft
nicht, um Grenzen zu schützen." Nein, die Grenzen schützen genügt
bereits. Dieser Satz spricht freilich eher für eine konsequente
Merkelsche Abschottung von Geschichtskenntnissen, und das wird zumeist
noch schlimmer, wenn sie ihre Ressentiments gegen die Deutschen des 20.
Jahrhundert formuliert. Aber das römische Reich, dieses Vielvölkerreich,
das vier Jahrhunderte lang der politische, kulturelle, künstlerische,
militärische, kulinarische Mittelpunkt der Welt war, betrieb "reine
Abschottung"? Geht’s noch? Bei den Chinesen wiederum ist ja bekannt,
gegen welche höllischen Horden sie ihre Mauer gebaut haben, und man weiß
nicht recht, was sie hätten anders machen sollen. Entwicklungshilfe?
Wechselseitige Hinrichtungsabkommen? Frauenförderprogramme?
Und
weiter mit Merkels Imperativ-Stakkato – wenn Sie die häufige und stets
begründungsfreie Verwendung der Worte "müssen" und "brauchen"
irritiert: Es ist der Ton, in welchem man künftig mit Ihnen reden wird
–: "Wir sind mit verantwortlich für die Entwicklung des afrikanischen
Kontinents." Der Satz ist eigentlich blanker Rassismus, er heißt in die
saloppe Sprache der Grünen Jugend übersetzt: Die Bimbos packen es
alleine nicht. Und wieder die Frage: Wer ist "wir"? Also ich nicht und
niemand, den ich kenne. Und warum eigentlich? "Wir Europäer haben eine
tiefe Schuld gegenüber den Afrikanern wegen des Kolonialismus." Wie wäre
es, Gevatterin, wenn Sie darüber mit ihrem belgischen oder britischen
Amtskollegen sprechen? Welche Schuld haben die Polen gegenüber Afrika?
Die Ungarn? Die Balten? Die Tschechen? Die Österreicher? Die Schweden?
Die Sachsen? Wer solche Sätze ausspricht, plädiert für die moralische
Selbstentwaffnung. Wer so etwas sagt, will der Erpressung Tür und Tor
öffnen, der will invadiert und ausgebeutet werden. Wie das endet, kann
man an den viehischen Morden an weißen Farmers in Südafrika studieren (hier).
"Wir
brauchen eine gemeinsame europäische Verteidigungspolitik." Klar, eine
deutsche gibt es ja nicht mehr, diese Truppe ist nicht mal "bedingt
einsatzbereit", wie ein nur noch bedingt berühmtes Magazin einst
kalauerte. Die Frauenverteidigungsministerin, die unter Merkel in dieses
Amt geschmierseift wurde, heißt bekanntlich Ursula von der Leyen, und
unter ihr ist jene Armee, die über 100 Jahre das Vorbild aller anderen
Armeen dieser Erde gewesen ist, endgültig zum Gespött der echten
Militärs geworden. Geht niemandem die Komik einer solchen Forderung aus
dem Munde dieser eminent großen Rednerin auf?
"Wir brauchen eine
gemeinsame europäische Außenpolitik." Wir brauchen am besten ein in
allem gemeinsames und gleichgemachtes Europa. So redet eine Person, die
nicht in Kulturen, Traditionen, Mentalitäten, gewachsenen Strukturen und
Institutionen denkt – das sind die eigentlichen Ressourcen des Landes,
wo sie herkommt und Kanzlerin ist –, sondern in von irgendwelchen
Menschen gefüllten Räumen, wo sich neue Technologien etablieren müssen,
wo Technokraten lose Einzelne bequem regieren können, wohin man
Wanderbewegungen leitet und wo man am besten alles durcheinander wirft
und mischt, das wird schon funktionieren, und wenn nicht, dann ist es
eben nicht mehr ihr Land. Man sollte übehaupt einmal die Frage
aufwerfen, warum deutsche Politiker beharrlich die Interessen von
nichtdeuscthen Staatsbürgern vertreten zu dürfen meinen, woher diese
Dreistigkeit kommt, den eigenen Leuten in die Taschen zu greifen und es
an Fremde zu verteilen. Diese Großschwätzerin des Globalismus und des
Universalimus ist in Wirklichkeit ein politischer Zauberlehrling des
Partikularismus. Wenn sie Pech hat, aber das interessiert die
Nachkommenlose nicht, deren Gene aussterben werden, wird sie eines Tages
als die Wegbereiterin der Tribalisierung jenes Landes gelten, wo sie
Kanzlerin war. Und was die gemeinsame europäische Verteidigungspolitik
betrifft: Auf phantasievollen Webforen diskutiert man längst, ob einmal
die Polen einmarschieren werden, um Deutschland vom Chaos zu befreien
und zu befrieden, ober ob es vielleicht doch Russen und Amis übernehmen.
Oder gar niemand. Selber können sie es gewiss nicht.
"Je
besser es zuhause in unseren Ländern gelingt, Spaltungen zu überwinden,
desto besser auch die mulitlaterale... blablabla." Morgen kommt Trump
nach Davos. Mit schlotternden Knien naht er der geschlossenen Phalanx
der bzw. einiger Europäer. MK am 25. 1. 2018
Zum Weiterlesen: "Merkel ist Deutschlands großes Problem", sagt Malcolm
Schauf, der neue Präsident des Bundesverbands Deutscher Volks- und
Betriebswirte, in der Wirtschaftswoche. "Merkel
macht nichts. Oder sie tut Dinge, die Deutschland schaden. In
Unternehmen ist das auch oft so, dass Vorstandschefs nur von dem
profitieren, was ihre Vorgänger getan haben. Die negativen Auswirkungen
der Politik Merkels spüren wir jetzt noch nicht. Aber wir werden sie in
einigen Jahren schmerzlich spüren. Manche Wähler, habe ich den Eindruck,
wollen geradezu belogen werden. (...) Die Bundeskanzlerin hat
den ökonomischen Sachverstand eines Grundschülers. Ihr scheint ja auch
überhaupt nicht klar gewesen zu sein, welchen volkswirtschaftlichen
Schaden sie mit der plötzlichen Energiewende verursacht hat. Leider sind
regierende Politiker für ihre Taten nicht in persönliche Haftung zu
nehmen. Ein Geschäftsführer einer GmbH müsste nach solchen
Fehlentscheidungen vermutlich ins Gefängnis.(Mehr hier.)
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