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Donnerstag, 18. Januar 2018

Kampfworte des Jahres

Abschotten
„Eine offene Gesellschaft bedarf nicht offener Grenzen“, meinte dazu der frühere Schweizer Verteidigungsminister Kaspar Villinger: „Eine Gesellschaft, die ihre Eigentumsrechte nicht zu schützen weiß, gräbt am Fundament, auf dem das erfolgreiche Sozialmodell entstanden ist.“

Flüchtling
Seit 2015 ist Flüchtling oder, noch korrekter, Geflüchteter, der zentrale Kampfbegriff, um die Migrationsdebatte hypermoralisch aufzuladen. Indem jeder, der die Grenze überschreitet und ein so genanntes Schutzbegehren äußert, von Presse und Politikern umstandslos zum Flüchtling erklärt wird, soll jeder Kritiker der Masseneinwanderung argumentationslos in die Ecke des Unmoralischen gedrückt werden.
Im Jahr 2017 wurden nur 21 Prozent der Migranten als Flüchtlinge anerkannt (genauer: als politisch Verfolgte oder Kriegsflüchtlinge).Weitere
16 Prozent bekamen einen nachrangigen Schutz, das bedeutet, sie fallen weder unter das Asylrecht noch die Flüchtlingskonvention – allerdings droht ihnen nach Ansicht der Entscheider möglicherweise Gewalt in ihrem Heimatland. Für 38 Prozent der Antragsteller trifft auch das nicht zu: sie werden abgelehnt. Wenn auch nicht zwangsläufig abgeschoben.

Wer so tut, als hätten trotzdem alle den gleichen Status – nämlich den Status des ebenso bedrohten wie edlen Fremden – der will in der Einwanderungsdebatte jeden stigmatisieren, der versucht, Unterschiede zu machen.

Minderjährige unbegleitete Flüchtlinge
Die Minderjährigkeit wird im Begriff ohne Prüfung unterstellt. Oft von den gleichen, die erklären, eine Altersüberprüfung wäre für die Migranten unzumutbar.

Einzelfall
Was wäre eigentlich das Gegenteil? Der Kollektivfall? Letzterer gilt für die Qualitätspresse nur dann, wenn es um Sachsen geht („Das dunkelste Bundesland Deutschlands“ – Stern).
Natürlich ist jede Straftat ein Einzelfall. Wer sich mit Statistik und Gesellschaftszuständen befasst, für den ist die Frage interessant: nehmen die Einzelfälle zu? Für Sexualstraftaten und Roheitsdelikte ist das der Fall – und ein überproportionaler Teil des Anstiegs geht auf Migranten zurück.

Rassist
Zum Glück gibt es nur wenige Rassisten, etwa den AfD-Abgeordnete Jens Maier mit seinem „kleinen Halbneger“ (was er mittlerweile öffentlich bedauert hat), oder die taz-Autorin Hengameh Yaghoobifarah mit ihrer „deutschen (wortwörtlich) Dreckskultur“. Ein besonders eindrückliches Beispiel für den Versuch, das R-Wort zur Distanzwaffe zu machen, liefert der Kommentar des Aktivisten Ozan Z. Keskilic im „Tagesspiegel“, wo er versuchte, die Beschäftigung mit islamischem Antisemitismus als „rassistisches Spiel“ zu denunzieren. Wobei: Die ewige „Rassismus“-Tröte schreckt mittlerweile kaum noch jemand auf, auch wegen solcher Artikel.

Nazi
Das Wort (zur Erinnerung: es handelt sich um die Kurzform von Nationalsozialist) war übrigens für die Auswahl zum Unwort des Jahres 2017 auch dutzendfach eingeschickt worden. Machte allerdings nicht das Rennen. Schade. Seine Wahl zum Spei- und Unwort wäre nämlich nicht ganz unoriginell gewesen.  Wendt

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