Stationen

Sonntag, 7. Januar 2018

Hommage

Der Sonntag diesmal nicht den Künsten, sondern dem Gedenken an einen der größten diplomatischen und politischen Künstler aller Zeiten, Charles-Maurice de Talleyrand, Fürst von Benevent, Herzog von Talleyrand-Périgord und duc de Dino. Talleyrand war Außenminister des Direktoriums unter Führung von Paul de Barras, Außenminister Napoleons, Außenminister Ludwigs XVIII., aber immer zuerst ein Diener Frankreichs, ein Mann, der 1808 auf dem Erfurter Fürstenkongress, auf der Höhe von Napoleons Macht, gegen den Kaiser zu arbeiten begann und der auf dem Wiener Kongress das Kunststück fertigbrachte, die vier Siegermächte so gegeneinander auszuspielen, dass Frankreich keine Gebiete abtreten musste. Es war Deutschlands große Tragik, dass es wegen seiner Zerstückelung in lauter Provinzen nicht die Voraussetzungen schaffen konnte, um Diplomaten dieses Schlages hervorzubringen – eine solche Züchtung gelingt nur über Generationen und in echten Metropolen –; die Weltgeschichte wäre womöglich anders verlaufen.

Meine Lieblingsanekdote über den Fürsten von Benevent ist ein veritables Gaunerstück und beginnt mit dem Aufstieg des Paul de Barras, zuerst Mitglied und später Präsident des Nationalkonvents, der 1795 im ersten Direktorium als einer von fünf Direktoren an die Spitze des Staates gelangte. Nach dem Staatsstreich des 18. Fructidor V (4. September 1797) wurde der Fünferrat auf ein Triumvirat reduziert, in dem sich Barras zum primus inter pares mauserte. Er förderte den jungen General Bonaparte, der für ihn in Paris einen royalistischen Aufstand niedergeschlagen hatte, übertrug ihm die Führung der Italienarmee und unterstützte später, als sich abzeichnete, dass der von einem glanzvollen Sieg zum nächsten eilende schmächtige Korse in Paris eine Gefahr für ihn selber werden könnte, dessen Ägyptenfeldzug.

Geholfen hat es ihm bekanntlich nicht. Napoleon verließ seine Armee, schiffte sich nach Frankreich ein, veranstaltete am 18. Brumaire VIII (9. November 1799) seinen Staatsstreich und zwang das Direktorium zum Rücktritt. Tatsächlich war es im Fall Barras so, dass Napoleon Talleyrand mit dem Auftrag ins Palais Luxembourg entsandte, ihm die Demission abzuringen. Um dem als korrupter Lebemann geltenden Direktor den Abschied zu erleichtern, gab man dem Emissär einen Wechsel über drei Millionen Pfund mit. Talleyrand schilderte Barras den Ernst der Lage und hieß ihn, aus dem Fenster zu blicken, wo Soldaten kampierten. Er drohte und lockte, beschwor den Patriotismus und den Staatsbürgersinn des Direktors. Barras war innerlich wohl schon beim Anblick der Soldaten eingeknickt und verfasste schließlich das gewünschte Papier. An der Seite des einstigen ersten Mannes Frankreichs verließ ein zufriedener Talleyrand das Palais. In der einen Tasche trug er die Rücktrittserklärung, in der anderen den Wechsel – –


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Es ist jedesmal ein trauriger Moment, wenn der Weihnachtsbaum abgeschmückt wird. Ich habe immer noch genügend Heidenblut in mir, um mit dem Christfest zuallererst den bunt geschmückten und zauberisch illuminierten Baum zu assoziieren, auch wenn sich die Gestalt des Herrn Jesus, diese vollkommen unwahrscheinliche Erscheinung in unserer "um ihre eigene Achse rotierenden Folterkammer" (Ulrich Horstmann), mit den Jahren immer mehr in den Vordergrund schob – nicht als Gegenstand der Anbetung, sondern vielmehr der Verblüffung. Heute also ward die Tanne ihres Glanzes ledig und trat den Weg in den Christbaumhimmel an. Zu diesem prosaischen Vorgang existiert interessanterweise ein geschmackvolles Gleichnis aus dem Munde eines der größten Teufel, der je gelebt hat. Adolf Hitler nämlich hat die geflügelten Worte hinterlassen, am Ende der Bayreuther Festspiele sei ihm immer so melancholisch zumute gewesen "wie als Kind, wenn der Weihnachtsbaum abgeputzt wurde".


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Im Abteil des ICE nimmt ein dicker, schnaufender, nicht gerade nobel gekleideter Engländer mir gegenüber und an der Seite einer jungen Frau Platz. Mitreisende unterteilen sich in meiner Optik in vier Kategorien: weniger Störende, stark Störende, Studienobjekte und schöne Frauen; er landet umstandslos in Kategorie zwei. Als die Schaffnerin Getränke serviert, nimmt er einen Cappuccino. Die junge Frau verlangt danach ebenfalls einen solchen, die Serviererin indes bedauert, jetzt nur noch normalen Kaffee dabei zu haben. Dann werde sie wohl einen Kaffee nehmen müssen, sagt die Maid, doch the englischman lässt das nicht zu und sagt: "Please, give the cup the Lady and bring me my later." Ich fühle mich beschämt; der Kategorienwechsel wird sofort vollzogen. 


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Die beiden entscheidenden, weil für den deutschen Michel innenpolitisch "anschlussfähigen" Passagen in Michel Houllebecqs Jahrhundertromanvision "Unterwerfung" ("Submission") sind zwei knappe Beschreibungen der Spuren, die der Regierungswechsel nach der Wahl des muslimischen Kandidaten Ben Abbas zum französischen Staatschef sofort im Stadtbild hinterlässt:

"Wie alle Einkaufszentren (...) hatte Italie 2 stets viel Gesindel angezogen; es war komplett verschwunden." (S. 155)

"Die unmittelbarste Folge seiner Wahl war die Absenkung der Kriminalitätsrate, und das in einem mehr als deutlich spürbaren Maße: In den problematischsten Vierteln war sie sage und schreibe um das Zehnfache gesunken. Einen weiteren unmittelbar spürbaren Erfolg gab es bei der Arbeitslosigkeit, deren Quote sich im freien Fall befand. Dies war zweifellos auf den massiven Ausstieg der Frauen aus dem Arbeitsmarkt zurückzuführen...“ (S. 175)


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Spiegel online hat nun das ultimative Indiz dafür gefunden, dass Donald Trumps unselige Amtszeit praktisch vorbei ist. "Das wird letztlich Trumps Präsidentschaft beenden", liest man dort, und: "Er hat Donald Trump den bislang wohl schwersten Schlag verpasst: Im Gespräch mit der BBC äußerte sich Autor Michael Wolff nun über sein Enthüllungsbuch 'Fire and Fury'". Inzwischen sickert durch, dass der journalistische Hosenlatzlüfter zu jener Kategorie "Kriegsberichterstatter" gehört, die abends an der Bar darauf warten, auf irgendeinen Offizier zu treffen, der ihnen etwas von der Front erzählt. Seine Informationen bezieht er vornehmlich auf diese Weise, suggeriert aber, er sei dabeigewesen. Das ist zwar ungefähr so, als würde Tom Kummer sich zum intimen Kenner der Vorgänge im Kanzleramt aufstrapsen und das – weit wahrscheinlichere – Ende der Ära Merkel prophezeien, aber wenn der Zweck die Wünsche adelt, nimmt es auch ein Qualitätsmedium schon mal nicht ganz so genau mit der Recherche.  


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Aus der Wikipedia: "Der Anteil der Muslime (fast alle sunnitisch) beträgt schätzungsweise ein bis zwei Prozent. Er setzt sich aus Einwanderern aus verschiedenen, meist afrikanischen Ländern zusammen, die aufgrund ihrer Verschiedenartigkeit keine Gemeinschaft bilden. Saudi-Arabien bemüht sich in letzter Zeit um eine Ausbreitung des Islams in Angola. So hat es 2010 angekündigt, dass es in Luanda die Errichtung einer islamischen Universität finanzieren werde. Im November 2013 wurde dem Islam und zahlreichen anderen Organisationen die Anerkennung als Religionsgemeinschaft verweigert. Zudem wurden Gebäude, die ohne Baugenehmigung errichtet wurden, zum Abriss vorgesehen. Berichten zufolge stünde u. a. die Schließung von mehr als 60 Moscheen im Land bevor."


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Leserin *** schreibt: "Auch in diesem Jahr werde ich wieder – wie schon 2016 und 2017 – die gedruckte Ausgabe Ihrer Acta diurna kaufen. Meine Enkel (geb. 2010 und 2013) werden dereinst darin lesen wie ich als junge Frau in 'LTI'." MK am 7. Januar 18

Wir wollen an dieser Stelle auch einmal kurz Ludwigs XVII. gedenken.

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