Für Angela Merkel ist das
Horst-Case-Szenario Wirklichkeit geworden. Sie muss sich am Ende der
wilden, dramatischen Widerspenstigkeit Horst Seehofers beugen und nicht
bloß Transitzentren an den Grenzen akzeptieren. In Wahrheit vollzieht
die Kanzlerin auf Druck der CSU eine migrationspolitische Totalwende.
Erst stimmt sie - getrieben von Ultimaten aus München - auf dem
EU-Gipfel den Vorschlägen der Rechtspopulisten aus Rom, Budapest und
Wien zu, Europa jetzt zur Festung auszubauen. Das Mittelmeer wird
militärisch abgeriegelt und Sammellager sollen in Nordafrika entstehen.
Die Grenzschutzagentur Frontex ist beauftragt, alle Fluchtwege robust zu
schließen. Von Sebastian Kurz über Matteo Salvini bis Viktor Orban sind
die Beschlüsse des EU-Gipfels zur Asylpolitik geradezu bejubelt worden.
Endlich habe man Deutschland zur Vernunft gebracht.
Doch Horst
Seehofer reichte das nicht. Der CSU-Vorsitzende hätte sich mit den
Gipfelbeschlüssen als Pate des neuen Grenzschutzes in Europa inszenieren
können. Doch er wollte mehr. Er verlangte von der Kanzlerin übers
Wochenende auch die nationale Kehrtwende ihrer Migrationspolitik - mit
konkreter Sichtbarkeit an den deutschen Grenzen. Seehofer pokerte dafür
enorm hoch, hatte die mediale Stimmung gegen und die eigene Partei nicht
wirklich hinter sich, warf am Ende mit theatralischer Geste sein
politisches Schicksal in die Waagschale und wirkte zeitweise wie das
Rumpelstilzchen der deutschen Politik. Und doch hat er gewonnen. Denn
nun sollen die Abschiebelager an den Grenzen kommen, die Merkel bislang
abgelehnt hat, weil sie Symbol sind für das Gegenteil ihrer humanitären
Grenzöffnungsentscheidung von 2015.
Seehofer konnte Merkel zu
dieser Wende nur zwingen, weil sie mehr an ihrem Amt hing als er an
seinem. Er hat alles auf eine Karte gesetzt, sein Amt und die Regierung
infrage gestellt und selbst am Tag der Entscheidung die Kanzlerin mit
einem Du-kannst-mir-gar-nichts-Interview in der Süddeutschen Zeitung
noch einmal brüskiert: "Ich lasse mich nicht von einer Kanzlerin
entlassen, die nur wegen mir Kanzlerin ist." Wolfram Weiner
Ramin Peymani schreibt:
Angela Merkel ist an Horst Seehofer gescheitert. Und um es noch
einmal ganz klar zu sagen: Ohne die beharrlichen Kritiker an Merkels
Asyl-Irrsinn, zu denen ich ja bekanntlich auch gehöre, hätte sich nichts
bewegt. Es braucht aber am Ende eben jemanden, der kraft seines Amtes
auch die Macht hat, die Kanzlerin auflaufen zu lassen.
Akif Pirincci ist da etwas konsequenter:
Was ein Irrsinn, der gerade abgeht in der Politik. Dabei ist die
Lösung so einfach und bedarf eines Telefonats. Bundeswehr an die Grenzen
und jeweils ein Soldat in Sichtweite zu seinem Kameraden von 300 Metern
abstellen. Der Rest drinnen wird aufgefordert, zu gehen. Sonst 0 €.
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