Die AfD hat sich vorgenommen, ihre programmatische Lücke beim Thema Soziales und vor allem Rente zu schließen. Der Bundesparteitag in Augsburg
stimmte am Samstag ohne längere Debatte dafür, im kommenden Jahr einen
entsprechenden thematischen Schwerpunkt auf einem Parteitag zu setzen.
Antragsteller Björn Höcke hatte in seiner Begründung darauf
verwiesen, die Verknüpfung von Identität und Solidarität sei seiner
Meinung nach der erfolgversprechende Weg, eine Volkspartei zu werden.
Auch Parteichef Meuthen bezog sich in einem großen Teil seiner Rede
auf die Themen Soziales und Rente. Er nannte es erfreulich, daß es
bereits so zahlreiche Beiträge zur parteiinternen Meinungsbildung
gegeben habe.
Ohne ausdrückliche Erwähnung, aber unter offensichtlicher Anspielung
auf das etatistisch ausgerichtete Rentenkonzept der thüringischen
Landtagsfraktion sagte der Vorsitzende: „Ich halte es für gelinde gesagt
sorglos, einem Staat die komplette Altersvorsorge zu übertragen, der
die Migrationskrise nicht in den Griff bekommt und die völlig planlose
Energiewende zu verantworten hat.“
In Richtung der Medienvertreter und Berichte über innerparteilichen
Auseinandersetzung sagte Meuthen: „Wer Zerrissenheit sucht, der sollte
sich eher CDU und CSU zuwenden. Wir streiten sachlich über politische
Lösungsansätze, weil es bei uns keine Meinungsdiktat von oben gibt –
auch darin sind wir eine Alternative.“
Meuthen betonte, die AfD sei keine „neoliberale oder
vulgärkapitalistische“, sondern ein soziale und zugleich freiheitliche
Partei. Er forderte eine fundamentale Veränderung des Steuer- und
Abgabensystems und kritisierte die einseitige Belastung des Faktors
Arbeit. Statt dessen müßten Kapitaleinkünfte stärker besteuert werden.
Andernfalls werde „die Klassengesellschaft weiter zementiert“, so
Meuthen.
Am Schluß seiner Rede lobte der Vorsitzende, die AfD „schaffe eine
heilsame Unruhe im Land. Wir zwingen die Regierenden zu notwendigen
Korrekturen“. Er prognostizierte das nahe Ende von Multikulti, das er
als den „ideologischen Grundirrtums des 21. Jahrhunderts“ bezeichnete.
In einem Punkt, so Meuthen, stimme er mit Angela Merkel überein: „Wir
brauchen Verbündete in Europa.“ Aber, so ergänzte er unter dem Applaus
der Delegierten, diese Verbündeten seien nicht Juncker oder Macron,
sondern „Strache, Kurz, Salvini und ganz besonders Victor Orban.“
Die rund 500 Delegierten votierten außerdem ohne inhaltliche
Aussprache für eine Resolution gegen Diesel-Fahrverbote sowie gegen die
EU-Sanktionen gegenüber Syrien.
Zu Beginn hatte AfD-Chef Alexander Gauland die Delegierten in einer
Rede auf den Parteitag eingestimmt. Mit der AfD sei endlich das wahre
Leben in den selbstzufriedenen Bundestag gezogen, werde die
Demokratiesimulation in Frage gestellt und Pluralismus gelebt. „Merkel
muß weg. Aber nicht nur sie. Hier muß ein ganzer Apparat, ein ganzes
System weg. Und die Union muß weg aus der Regierung“, forderte der
Parteichef.
Merkel habe Deutschland international isoliert. „Der letzte deutsche
Regierungschef, der eine solche Feindkonstellation hervorgebracht hat,
…“ Nach einer rhetorischen Pause und dem Applaus im Saal setzte Gauland
fort: „Ich habe nicht verglichen!“
Ziel der Partei sei es, das Land vor dem Schlimmsten zu bewahren.
Insofern begrüße man das Vorgehen Söders, dem Gauland vorwarf, aus dem
Programm der AfD abgeschrieben zu haben. Zudem sei das Vorhaben Söders
und Seehofers nur die Einleitung einer Notbremse. „Die CSU ist
als langjähriger Koalitionspartner mitverantwortlich, was Merkel
angerichtet hat, mitverantwortlich für den Kontrollverlust in der
Asylpolitik.“
Migration sei die Schicksalsfrage Europas. Ein zerstörtes Land könne
man wieder aufbauen. „Aber ein Bevölkerungsaustausch ist irreversibel,
den müssen wir verhindern.“ Man befinde sich im Kampf gegen
globalistische Kräfte, die Nationen auflösen wollen, so Gauland. „Unser
Kampf ist rein defensiv, denn es geht uns nur um den Erhalt unserer
Lebensweise für unsere Kinder und Kindeskinder.“
Deutschland sei eine Nation, kein Siedlungsgebiet, konstatierte
Gauland. „Wir halten am Begriff Volk fest. Volk war nie eine exklusive
Abstammungsgemeinschaft.“ Aber Volk habe mit Abstammung zu tun und
Heimat sei ein Menschenrecht. Die AfD sei die wahre Heimatpartei, schloß
der Parteichef.
Gegen den Parteitag protestierten in Augsburg etwa 5.000 Personen. Aufgerufen dazu hatte ein Bündnis
aus Politikern von SPD, Linkspartei und Grünen sowie Gewerkschaften und
Linksextremisten. Oberbürgermeister Kurt Gribl (CSU) wurde bei seiner
Rede auf einer Bühne auf dem Rathausplatz mit Tomaten und eiern
beworfen.
Die Polizei mußte zudem Pfefferspray einsetzen, um Demonstranten
daran zu hindern, Absperrungen zu durchbrechen und zum AfD-Parteitag zu
gelangen. Auch die Grünen-Politikerin und stellvertretende
Bundestagspräsidentin Claudia Roth beteiligte sich an den Protesten
gegen die AfD.
Der Parteitag der Alternative für Deutschland in der Augsburger
Messehalle sei ein „Angriff auf die Grundwerte unserer Demokratie“,
beklagte die Grünen-Abgeordnete. Die AfD sei „Rassismus pur“ und ein
„sexistischer Flashback“. JF
Die AfD hat sich auf ihrem Bundesparteitag in Augsburg
dafür ausgesprochen, die Desiderius Erasmus Stiftung (DES) als
alleinige parteinahe Stiftung anzuerkennen. Die Delegierten hatten in
einer lebhaften und emotional geführten Debatte über mehrere Varianten
zu diesem Thema debattiert. Dabei lehnten etliche Delegierte generell
eine parteinahe Stiftung ab, da aus ihrer Sicht damit nur die Politik
der etablierten Parteien kopiert werde. Auch leide die Glaubwürdigkeit
der AfD, wenn sie auf staatliche Zuschüsse setzen würde.
Andere befürworteten einen Mitlgiederentscheid, da diese Frage von
weitreichender Bedeutung für die Partei sei. Zuvor hatte die Vorsitzende
der DES Erika Steinbach in ihrer Rede eindringlich an die Delegierten
appelliert, für ihr Konzept zu stimmen, um auf Augenhöhe konkurrieren zu
können. „Im Kampf gegen Goliath dürfen wir David nicht die
Steinschleuder wegnehmen“, forderte sie. Deutschland sei zudem „ein
Fall für den Psychiater, wir müssen ein Therapeut sein.“
Nach Kritik im Vorfeld auch aus Reihen der Parteiführung, wonach
Steinbach „nicht die Seele der Partei verstanden“ habe, hörte sich ihre
Rede streckenweise wie eine Entgegnung an. Damit – so der Eindruck – ist
es der ehemaligen Bundestagsabgeordneten maßgeblich gelungen, die
Mehrheit im Saal für sich zu gewinnen. Stehender Beifall zeugte davon.
Auffallend war in der Debatte, daß sich zum einen zahlreiche
Bundestagsabgeordnete sehr kontrovers und zum Teil im Widerspruch
zueinander zu Wort meldeten, während nahezu die gesamte Parteiführung
die Debatte schweigend verfolgte.
Im Gespräch mit der JUNGEN FREIHEIT zeigte sich Steinbach nach der
Entscheidung zufrieden. „Das ist ein gutes Ergebnis, ein Ergebnis der
Vernunft.“ Sie setze nun alles daran, daß daraus kein Dauerstreit mit
der unterlegenen Stresemann-Stiftung entstehe. Jetzt werde die Arbeit
für eine alternative politische Bildung aufgenommen, zeigte sich
Steinbach überzeugt. Ziel sei, nun mit der Stiftung eine Breitenwirkung
zu entfalten. „Die AfD ist als stärkste Opposition mittlerweile
unverzichtbar.“ JF
Das Netz schäumt über Gaulands Parteitagseröffnungsrede, vor allem seine
Ausführung über die Unumkehrbarkeit eines Bevölkerungsaustauschs
bringen unsere meist kinderlosen Progressisten und
Willkommensputschbeklatscher in Rage, denn ein Bevölkerungsaustausch
finde ja überhaupt nicht statt. Wenn man ihn befürwortet, schon: hier oder hier etwa. Und anderswo auch, hier beispielsweise oder hier. MK am 30. ohne Monatsendfigur
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