Frühnachmittäglicher 12. Dezember
Der Journalist
Alexander Wendt hat auf seiner Facebook-Seite einen politischen Witz
gemacht, nämlich: "Der neue Begriff Angela Merkels für Senioren: 'Die
nicht mehr so lange hier sind.'" Ruprecht Polenz, kurzzeitiger und somit
Ex-Generalsekretär der CDU, langjähriger Vorsitzender des Auswärtigen
Ausschusses des Deutschen Bundestages, inzwischen als Präsident der
Deutschen Gesellschaft für Osteuropakunde und als "Offizieller Vertreter
der Bundesregierung im Dialog um den (hier stillschweigend
vorausgesetzten, wenngleich in der Definition nicht ganz unumstrittenen –
M.K.) Völkermord an den Herero und Nama mit Namibia" im
Zweifrontenkrieg fürs Vaterland, Ruprecht Polenz also las diese Worte
und postete alsogleich: "Beleg?"
Auf Wendts Replik "Oh
Mann, Ruprecht Polenz, das ist SATIRE. Verstehen Sie: uneigentliches
Sprechen. So wie bei Ulbricht-Witzen in der DDR. Und Sie waren
tatsächlich mal CDU-Generalsekretär?", versetzte Polenz, in
Parteikreisen "Knecht Ruprecht" genannt (wofür ich keinen Beleg habe): "Wir
leben nicht in der DDR. Ich denke nicht, dass ich der einzige bin, der
Ihren Post anders versteht." Und verlinkte auf die Webseite einer
"Initiative gegen Falschmeldungen".
Ich halte diesen Vorgang für
bedeutend. Noch das letzte Stasi-Rindvieh wusste, was als Witz gemeint
war und was als Tatsachenbehauptung. Aber ein ehemals im Joch ziemlich
weit vorn gehender CDU-Ochse will Witze unter Falschmeldungen
rubrizieren.
Kennen Sie den: Wenn Merkel und Gabriel zugleich
vom Berliner Fernsehtum springen – ruhig bleiben, Polenz, zumindest
Merkel war bestimmt schon mal oben, denn die lebt(e) immerhin seit
Mädchentagen in der DDR –, wer kommt zuerst unten an?
Ja ist das nicht egal?
Und
wenn wir gerade bei Falschmeldungen sind: Klingelt ein abgemagerter Typ
südländischen Aussehens an der Tür eines schwäbischen Reihenhauses. Es
öffnet die Hausfrau. "Helfen Sie mir, ich bin ein Flüchtling und habe
seit drei Tagen nichts gegessen!", sagt er. Die Frau blickt ihn streng
an und sagt: "Manchmal muss mer sich ebbe zwinge!"
Morgendlicher 12. Dezember
"Attacke auf die Frauenkirche", schlagzeilt Bild
München. Was mag geschehen sein? Sollten fehlgeleitete Rechtgläubige
auch hier ins Weihwasserbecken gepi... – Nein. Die sogenannten
Identitären haben an einem der beiden Türme ein Plakat entrollt.
Erinnert sich jemand an Schlagzeilen wie: "Greenpeace-Attacke auf..."
oder "Femen attackieren..." oder "Attacke von Pussy riot auf die
Erlöser-Kirche"? Nein? Merkwürdig...
Apropos Attacke: Wie die Hamburger Morgenpost
(und sonst keines unserer großen Wahrheits- und Qualitätsmedien) vor
zwei Tagen berichtete, hat sich bereits am 25. November in Kiel ein
brutaler Angriff auf einen 67jährigen Besucher einer AfD-Veranstaltung
ereignet. Der ältere Herr kam aus der Geschäftsstelle der Partei, wo die
stellvertretende AfD-Bundesvorsitzende Beatrix von Storch einen Vortrag
hielt. Unter dem launigen Motto "Storch, verpiss dich!" hatten sich
etwa 400 Toleranzerzwinger vor dem Haus versammelt. Der Polizei zufolge
schlug ein couragierter bislang Unbekannter – um die 25-30 Jahre alt,
1,80 bis 1,90 groß, dunkle Strickmütze, schwarze Jacke – dem 67jährigen
ins Gesicht und flüchtete. Das Opfer musste mit einer schweren
Augenverletzung in ein Krankenhaus geliefert und notoperiert werden (hier).
Der mutige Demonstrant, dessen antifaschistische Empörung
gerechtfertigt war, ist hiermit aufgerufen, sich zur friedlichen Nutzung
seiner Energie bei der Kahane-Stiftung zu melden. Stern tv würde bestimmt über seine Fortschritte bei der Überführung in den gewaltfreien Widerstand berichten.
Apropos
Attacke, zum zweiten: Während der Berliner U-Bahn-Treter und seine
fidelen Freunde auf den Fahnungsaufrufen hierzulande bemerkenswert
schwer erkennbar sind, lässt diese polnische Webseite keine Fragen offen, auch was den mutmaßlichen Migrahi oder Lausbuben anbelangt. MK am 12. 12. 2016
Face of a dying nation
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