Stationen

Montag, 12. Dezember 2016

Die nicht mehr so lange hier sind

Frühnachmittäglicher 12. Dezember

Der Journalist Alexander Wendt hat auf seiner Facebook-Seite einen politischen Witz gemacht, nämlich: "Der neue Begriff Angela Merkels für Senioren: 'Die nicht mehr so lange hier sind.'" Ruprecht Polenz, kurzzeitiger und somit Ex-Generalsekretär der CDU, langjähriger Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses des Deutschen Bundestages, inzwischen als Präsident der Deutschen Gesellschaft für Osteuropakunde und als "Offizieller Vertreter der Bundesregierung im Dialog um den (hier stillschweigend vorausgesetzten, wenngleich in der Definition nicht ganz unumstrittenen – M.K.) Völkermord an den Herero und Nama mit Namibia" im Zweifrontenkrieg fürs Vaterland, Ruprecht Polenz also las diese Worte und postete alsogleich: "Beleg?"

Auf Wendts Replik "Oh Mann, Ruprecht Polenz, das ist SATIRE. Verstehen Sie: uneigentliches Sprechen. So wie bei Ulbricht-Witzen in der DDR. Und Sie waren tatsächlich mal CDU-Generalsekretär?", versetzte Polenz, in Parteikreisen "Knecht Ruprecht" genannt (wofür ich keinen Beleg habe): "Wir leben nicht in der DDR. Ich denke nicht, dass ich der einzige bin, der Ihren Post anders versteht." Und verlinkte auf die Webseite einer "Initiative gegen Falschmeldungen".
Ich halte diesen Vorgang für bedeutend. Noch das letzte Stasi-Rindvieh wusste, was als Witz gemeint war und was als Tatsachenbehauptung. Aber ein ehemals im Joch ziemlich weit vorn gehender CDU-Ochse will Witze unter Falschmeldungen rubrizieren.

Kennen Sie den: Wenn Merkel und Gabriel zugleich vom Berliner Fernsehtum springen – ruhig bleiben, Polenz, zumindest Merkel war bestimmt schon mal oben, denn die lebt(e) immerhin seit Mädchentagen in der DDR –, wer kommt zuerst unten an?
Ja ist das nicht egal?


Und wenn wir gerade bei Falschmeldungen sind: Klingelt ein abgemagerter Typ südländischen Aussehens an der Tür eines schwäbischen Reihenhauses. Es öffnet die Hausfrau. "Helfen Sie mir, ich bin ein Flüchtling und habe seit drei Tagen nichts gegessen!", sagt er. Die Frau blickt ihn streng an und sagt: "Manchmal muss mer sich ebbe zwinge!"



Morgendlicher 12. Dezember

"Attacke auf die Frauenkirche", schlagzeilt Bild München. Was mag geschehen sein? Sollten fehlgeleitete Rechtgläubige auch hier ins Weihwasserbecken gepi... – Nein. Die sogenannten Identitären haben an einem der beiden Türme ein Plakat entrollt. Erinnert sich jemand an Schlagzeilen wie: "Greenpeace-Attacke auf..." oder "Femen attackieren..." oder "Attacke von Pussy riot auf die Erlöser-Kirche"? Nein? Merkwürdig...

Apropos Attacke: Wie die Hamburger Morgenpost (und sonst keines unserer großen Wahrheits- und Qualitätsmedien) vor zwei Tagen berichtete, hat sich bereits am 25. November in Kiel ein brutaler Angriff auf einen 67jährigen Besucher einer AfD-Veranstaltung ereignet. Der ältere Herr kam aus der Geschäftsstelle der Partei, wo die stellvertretende AfD-Bundesvorsitzende Beatrix von Storch einen Vortrag hielt. Unter dem launigen Motto "Storch, verpiss dich!" hatten sich etwa 400 Toleranzerzwinger vor dem Haus versammelt. Der Polizei zufolge schlug ein couragierter bislang Unbekannter – um die 25-30 Jahre alt, 1,80 bis 1,90 groß, dunkle Strickmütze, schwarze Jacke – dem 67jährigen ins Gesicht und flüchtete. Das Opfer musste mit einer schweren Augenverletzung in ein Krankenhaus geliefert und notoperiert werden (hier). Der mutige Demonstrant, dessen antifaschistische Empörung gerechtfertigt war, ist hiermit aufgerufen, sich zur friedlichen Nutzung seiner Energie bei der Kahane-Stiftung zu melden. Stern tv würde bestimmt über seine Fortschritte bei der Überführung in den gewaltfreien Widerstand berichten.

Apropos Attacke, zum zweiten: Während der Berliner U-Bahn-Treter und seine fidelen Freunde auf den Fahnungsaufrufen hierzulande bemerkenswert schwer erkennbar sind, lässt diese polnische Webseite keine Fragen offen, auch was den mutmaßlichen Migrahi oder Lausbuben anbelangt.   MK am 12. 12. 2016





Face of a dying nation



Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.